Der Fürther Havard Nielsen (l) jubelt mit seinem Kollegen Marco Meyerhöfer über seinen Treffer zum 1:0. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Auf ausgelassenen Siegjubel vor der Fankurve mussten Torheld Havard Nielsen und seine glücklichen Fürther Premierensieger im leeren Ronhof verzichten. Aber das war nach dem leidenschaftlich erkämpften 1:0 (0:0) gegen den 1. FC Union Berlin am Sonntagnachmittag verschmerzbar.

Was zählte, war der historische Moment: Der Norweger Nielsen bescherte den Fürther Prügelknaben in einer bislang trostlosen Saison den ersten Saisonerfolg, der zugleich im 24. Versuch der erste Bundesliga-Heimsieg der Franken überhaupt war.

«Das fühlt sich brutal gut an. Es war eine brutal schwere Phase für uns. Wir mussten diesen ersten Sieg unbedingt holen, er ist für unsere Fans wichtig. Ich bin wirklich stolz auf die ganze Mannschaft. Ich bin extrem froh und sehr glücklich», sagte Nielsen.

Die SpVgg hatte das Glück auch mal auf ihrer Seite

Es war der erste Glückstag für Trainer Stefan Leitl und seine in der Regel überforderten Profis in einer Spielzeit mit zuvor nur einem Punkt in 14 Partien. Der 12. Dezember 2021 geht in die Geschichte des Kleeblatts ein – mit dem 28 Jahre alten Nielsen als Helden. Laute «Jaaaa»-Schreie hallten nach dem erlösenden Schlusspfiff durch das leere Stadion.

In der spielentscheidenden Szene hatten die Fürther auch mal das Glück auf ihrer Seite. Einen Eckball von Branimir Hrgota verlängerte Unions Genki Haraguchi unfreiwillig mit dem Kopf. Beim Gewühl im Strafraum verschaffte sich Nielsen sehr robust und nahe an einem Foulspiel gegen Kevin Behrens etwas Raum und drückte den Ball dann mit dem rechten Fuß über die Torlinie. «Der einzige Fokus war, an den Ball zu kommen», schilderte Nielsen die Aktion. Es sei «ein Kontakt» zum Gegenspieler da gewesen, aber aus seiner Sicht «nicht zu viel».

Union-Trainer: «eindeutige» Fehlentscheidung»

Schiedsrichter Sven Jablonski erkannte das umstrittene Tor an. Das dauerte einige Sekunden – und Nielsen hatte während des Wartens «schon ein bisschen Angst», wie er nach Spielende zugab. Die Berliner haderten derweil mit der Anerkennung des Treffers. Trainer Urs Fischer sprach von einer «eindeutigen» Fehlentscheidung. «Strittig, ob man da Foul pfeifen kann», meinte dagegen Union-Verteidiger Timo Baumgartl. Fischer beklagte aber noch mehr die fehlende Effizienz seines Teams im Abschluss.

Die Fürther stoppten nicht nur ihre Niederlagenserie von zuletzt zwölf Schlappen am Stück. Nach 17 Gegentoren in den vergangenen drei Partien spielten sie zudem auch erstmals in dieser Spielzeit zu Null.

Ein ziemlich zäher Fußball-Nachmittag

Großen Anteil daran hatte Sascha Burchert. Der ehemalige Herthaner kehrte nach der schweren Knieverletzung von Marius Funk nach acht Punktspielen auf der Bank ins Tor zurück. Und zweimal war Burchert voll da: Erst gegen Union-Spielmacher Max Kruse nach einem Fehler von Sebastian Griesbeck (13.). Und dann vor allem mit einem tollen Reflex bei einem Kopfball von Union-Angreifer Behrens gleich nach dem 1:0.

Lange Bälle, Quer- und Rückpässe – es war ein ziemlich zäher Fußball-Nachmittag im Ronhof. Aber den Fürthern konnte das schnuppe sein. Sie kämpften und gaben alles. Hrgota sorgte für die erste gute Chance. Seinen Schuss verlängerte Dickson Abiama, aber Union-Torwart Andreas Luthe hielt (7.).

Drei Tage nach dem Ausscheiden aus der Conference League wollten die Berliner eigentlich ihren Europa-Frust im Liga-Alltag aus den Köpfen und Knochen schütteln. Fischer setzte dafür zunächst auf frische Kräfte in der Startelf. Aber die reifere Spielanlage half wenig. Auch der nach dem Rückstand für Kurse eingewechselte Torjäger Taiwo Awoniyi verfehlte das Tor kurz vor Schluss mit einem Kopfball. Die Fürther verteidigten leidenschaftlich – und mit dem nötigen Dusel.

Von Klaus Bergmann, dpa
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