Hoffenheims Andrej Kramaric traf mit einem direkten Freistoß zum 1:1. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Nach dem Kabinen-Ärger und viel Champions-League-Frust wankt der FC Bayern München nun auch auf dem Weg zum elften Meistertitel in Serie. Der Tabellenführer musste sich nach einem weiteren enttäuschenden Auftritt mit einem 1:1 (1:0) gegen die abstiegsbedrohte TSG 1899 Hoffenheim begnügen.

Die Fans bejubelten nach dem Schlusspfiff lautstark das späte Stuttgarter 3:3 gegen Borussia Dortmund. Damit behaupteten die Bayern ihren Zwei-Punkte-Vorsprung auf den BVB. Sechs Spieltage vor Saisonende geht das Kopf-an-Kopf-Rennen um die Meisterschale trotzdem weiter.

Der starke Benjamin Pavard (17. Minute) ließ die Münchner lange auf die von Vorstandschef Oliver Kahn erforderte Pflichterfüllung im Bundesliga-Alltag hoffen. Doch Andrej Kramaric schlug mit einem Freistoßtor für die Hoffenheimer um den starken Schlussmann Oliver Baumann eiskalt zurück (71.). Bayern-Torwart Yann Sommer konnte den Ball nur mit der Hand an den Innenpfosten lenken. Ein weiterer Treffer Pavards, der vor einem Monat doppelt gegen Augsburg getroffen hatte, zählte wegen einer Abseitsstellung nicht.

Nachdem Trainer Thomas Tuchel sich trotz der Champions-League-Abreibung beim 0:3 gegen Manchester City in seine neue Mannschaft «schockverliebt» hatte, war von diesem Knistern in der noch jungen Liaison vor 75.000 Zuschauern in der Allianz Arena nichts zu spüren. Der 49 Jahre alte Coach schüttelte nach misslungenen Aktionen seiner Stars wiederholt verärgert den Kopf oder wendete sich immer wieder genervt ab.

Mit einer Darbietung ohne Punch wie gegen Hoffenheim kann das angestrebte Fußball-Wunder am kommenden Mittwoch bei der Rückkehr von Ex-Trainer Pep Guardiola nach München nicht glücken. Ein 0:3 muss dann aufgeholt werden, um noch ins Halbfinale einzuziehen. Dann dürfte Sadio Mané, der nach dem Kabinen-Streit mit Leroy Sané für ein Spiel suspendiert worden war, wieder im Kader stehen.

Sowohl die Münchner als auch die zuvor im Abstiegskampf dreimal siegreichen Hoffenheimer strahlten in Körpersprache und Aktionen lange nicht aus, dass es in diesem bedeutsamen Duell um Meisterschaft und Klassenerhalt ging. Bayern war zwar überlegen, aber es fehlte an Tempo, Präzision und Leidenschaft. Die Schluss-Offensive verpuffte dann auch noch.

Bezeichnend war, dass der Führungstreffer aus der Kategorie Zufallsprodukt stammte. Die Hoffenheimer wehrten eine Ecke von Joshua Kimmich unzureichend ab. Kingsley Coman verunglückte der dadurch ermöglichte Schuss. Das machte aber nichts, weil Pavard am Fünfmeterraum gedankenschnell reagierte und sein viertes Liga-Saisontor erzielte. Der Franzose sah später die Gelbe Karte und fehlt in der kommenden Woche in Mainz.

Weitere Tor-Momente kreierte der Rekordchampion um den in die Startelf zurückgekehrten, aber wirkungslosen Thomas Müller nicht. Hoffenheim glückte im ersten Durchgang gar nichts. Immer wenn die Elf von Pellegrino Matarazzo mal kurz am Ball war, war dieser rasch wieder weg. Konterchancen wurden meist im Ansatz verspielt.

Energischer gingen beide Teams in der zweiten Hälfte zur Sache, in der Coman direkt Baumann prüfte (46.). Pavel Kaderabek ballerte den Ball wenig später über das Tor des zuvor länger behandelten Bayern-Schlussmanns Sommer. Im 30. Bundesliga-Spiel dieser Teams witterte Hoffenheim in der Schlussphase, dass vielleicht doch eine Überraschung gelingen könnte. Und als sich die dann bot, schlug Kramaric zu.

Christian Kunz und Klaus Bergmann, dpa
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