Der Kontakt von Max Eberl nach Gladbach ist weitestgehend abgebrochen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa)

Er habe geweint, gelitten und enge Freunde und die Familie belogen. Mit tiefen Einblicken in sein Seelenleben hat sich Max Eberl im ersten Interview seit seinem Ende als Manager in Mönchengladbach und der Auszeit aus Erschöpfungsgründen zurückgemeldet.

Nach der erfolgreichen «Reise zu mir selbst» sprach Eberl offen und detailliert über seine Lebenskrise – aber nicht nur. Der 49-Jährige kritisierte auch seinen Ex-Club Borussia Mönchengladbach scharf und rechtfertigte seinen Wechsel ausgerechnet zu RB Leipzig. «Am Ende gibt es nur einen, dem du wirklich Rechenschaft ablegen musst», sagte Eberl im Interview mit der «Welt am Sonntag», «und das bist du selbst».

Bis zu dieser Erkenntnis war es aber ein schwerer Weg für Eberl. Offen gibt er zu, dass er nach einigen Auslandsreisen auch «professionelle Hilfe» in Anspruch genommen habe. «Die größere Reise aber war die psychische – eine Reise zu mir selbst».

Eberl: «Ich war in einer Sackgasse»

Er habe erst spät gemerkt, wie ihm das Geschäft Profifußball zugesetzt habe. «Das nächste Spiel steht ja an. Aber irgendwann wird der Berg immer größer mit all dem, was sich so angehäuft hat», erklärte er. Auf dem Weg dorthin habe er «enge Freunde und die Familie – ich sage es mal in Anführungszeichen – „belogen“». Wann immer er gefragt wurde, ob es ihm gut gehe, habe er es stets bejaht. «Ich wollte keinem zur Last fallen, keine Schwäche zeigen, schon gar nicht in diesem Business.» Ein Max Eberl sei immer marschiert – und habe doch erkennen müssen: «Am Ende aber war der Berg zu groß. Ich war in einer Sackgasse».

Auswege hat er inzwischen gefunden, die Enttäuschung über Borussia bleibt. «Mit mir hat sich jemand zu Wort gemeldet, der psychisch angeschlagen, der krank war – und ihm wird nicht geglaubt. Das ist das Problem!», sagte er. Er habe den Eindruck gehabt, «als habe man nicht wirklich verstanden, worum es mir geht – und vor allem: Wie es mir geht».

Er selbst sei mit sich «im Reinen», ergänzte der künftige Sport-Geschäftsführer von Bundesliga-Konkurrent RB Leipzig: «Wenn ich irgendwann wieder ins Gladbacher Stadion komme, kann mir keiner nehmen, was ich dort geleistet habe und was wir zusammen erreicht haben. Ich kann dort allen Menschen in die Augen schauen. Ob sie es auch können, weiß ich nicht.»

Kontakt nach Gladbach weitestgehend abgebrochen

Vor allem der Offene Brief des Gladbacher Fanprojekts, in dem unter anderem Zweifel an Eberls Ehrlichkeit bezüglich seiner Erschöpfung erhoben wurden, traf ihn sehr. Die Enttäuschung über seinen Wechsel zu RB Leipzig könne er verstehen, «aber nicht, dass mir Lügen und Theaterspiel vorgeworfen wird – und dass der Club so etwas nicht umgehend zurückweist». Ihn enttäusche es «sehr, dass Menschen, mit denen ich 23 Jahren lang fast täglich zusammengearbeitet habe, mir nicht glauben.»

Der Kontakt nach Gladbach sei inzwischen weitestgehend abgebrochen. Es habe ihn «anfangs verletzt», ihm letztlich aber auch geholfen, «damit abzuschließen», meinte Eberl.

Er habe zu Beginn seiner Auszeit «viel geweint» und auch angefangen, «Tagebuch zu schreiben. Das tue ich bis heute». Im August habe er gespürt, «wie mich der Fußball wieder anfixt und wie Kraft und Energie zurückkommen». Dass er nun ausgerechnet das Projekt RB betreut, das er früher selbst scharf kritisiert hat, sieht Eberl nicht als großes No-Go. Er habe «einfach Bock, für Leipzig zu arbeiten». Am 15. Dezember ist sein erster offizieller Arbeitstag beim Pokalsieger.

Er steht nach wie vor zu seinen Äußerungen gegen Leipzig hinsichtlich der millionenschweren Red-Bull-Hilfen. «Und ja: Ich habe diese Zuwendungen kritisiert. Aber es ist herausragend, was sie in Leipzig damit gemacht haben. Es gibt viele Traditionsklubs, die – mal abgesehen von den Bayern – im Vergleich zu RB viele falsche Entscheidungen getroffen haben», sagte Eberl. Er habe sich «bewusst» dazu entschieden, «ganz oben in der Bundesliga mitzuwirken».

Frank Kastner und Jörg Soldwisch, dpa
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