Hat seinen Rücktritt zum Saisonende angekündigt: Xavi Hernández. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Joan Monfort/AP)

Xavi sah müde aus. Mit beiden Ellenbogen auf dem schmucklosen Pressetisch des Lluís Companys Olympiastadions verkündete die Ikone des FC Barcelona, was die katalanische Metropole in helle Aufregung versetzen sollte: Der 44 Jahre alte Trainer wird sein Amt am Saisonende aufgeben.

«Ich möchte kein Problem sein», sagte Xavi nach dem bitteren 3:5 gegen den FC Villarreal. «Ich will das Beste für den Club.» Darüber könnte er sich auch mit Jürgen Klopp austauschen.

Knapp 36 Stunden nach dem deutschen Trainer des FC Liverpools sorgte Xavi für die nächste Vakanz im Sommer bei einem der wenigen europäischen Topclubs, die sich ihre Übungsleiter normalerweise aussuchen können. Und ein wenig klang der einstige Mittelfeldzauberer wie Klopp am Tag zuvor in Liverpool. «Ich bin ein positiver Typ, aber wenn die Energie immer weniger und weniger wird, kommt der Punkt, wo du dir sagst, es macht keinen Sinn mehr», sagte Xavi. Barça, das geht nur mit vollstem Einsatz.

«Schreckliche Belastung für die geistige Gesundheit»

«Das Gefühl, Barça-Trainer zu sein, ist unangenehm, es ist grausam, man hat oft das Gefühl, respektlos behandelt zu werden, dass die eigene Arbeit nicht wertgeschätzt wird», sagte Xavi. «Das ist eine schreckliche Belastung für die geistige Gesundheit und die Stimmung.» Die katalanische Fachzeitung «Sport» titelte auf Seite eins in Versalien: «Xavi geht!». Die Zeitung schrieb von «einer der traurigsten Nächten in der Geschichte Barcelonas».

Die Fans des stolzen Vereins werden nicht traurig sein, weil mit Xavi eine Erfolgsära enden würde. Nach Meisterschaft und Supercup im vergangenen Jahr spielt Barcelona in dieser Saison enttäuschend. Robert Lewandowski ist nur ein Schatten früherer Weltfußballer-Tage beim FC Bayern, DFB-Kapitän Ilkay Gündogan spielte zwar am Samstagabend stark, konnte die fünf Gegentore aber auch nicht verhindern. Nationaltorwart Marc André ter Stegen fehlt seit Wochen verletzt. Getrauert wird bei den Fans des auch finanziell angeschlagenen Clubs, weil es doch nichts wurde mit dem erhofften Comeback-Märchen.

Der frühere Welt- und Europameister Xavi war im November 2021 als Trainer nach Barcelona zurückgekehrt. Zuvor hatte er Al-Sadd in Katar gecoacht – ein größerer Sprung in der Trainerkarriere geht kaum. Mit Xavis Verpflichtung wuchsen die Träume, jene Zeit aufleben zu lassen, in der Barça mit Pep Guardiola als Trainer und Xavi, Lionel Messi sowie Andrés Iniesta die Fußball-Welt verzückte. Am Sonntag betrug der Rückstand in der Liga auf Erzrivale Real Madrid zehn Punkte.

Suche nach Nachfolger läuft

«Ich habe alles gegeben, was ich hatte. Und ich werde das weiterhin tun, damit die Fans stolz sein können», sagte Xavi, der den Titel in der Champions League als Ziel für die kommenden Monate ausgab. Im Achtelfinale wartet die SSC Neapel. «Wir werden kämpfen. Ich bin optimistisch. Sogar noch mehr nach der Entscheidung heute», sagte Xavi. Diese werde helfen, «die Dynamik zu verändern».

Medienberichten zufolge läuft die Nachfolgersuche längst. Der Trainer von Real Sociedad San Sebastián, Imanol Alguacil, soll ein Kandidat sein. Der von Medien gefragte Ex-Profi Rafa Márquez, einst mit Xavi Titelsammler sagte: «Wer würde zu so einer Gelegenheit nein sagen?». Chancen soll auch ein weiterer Ex-Spieler des Vereins, Thiago Motta, haben. Der aktuelle Bologna-Coach sagte aber: «Ich konzentriere mich auf die Gegenwart.»

Miriam Schmidt, Emilio Rappold und Jan Mies, dpa
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