Dänische Fans in der Kopenhagener Arena. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Meissner/AP Pool/dpa)

Einmal noch diese Gänsehaut-Atmosphäre. Einmal noch eine Stimmung, über die der dänische Torwart Kasper Schmeichel am Sonntag sagte: «Es sind nur 25.000 Zuschauer, aber es hört sich an wie 100.000. Ich habe so etwas noch nie erlebt.»

Dass der Co-Gastgeber Dänemark nach zwei Niederlagen in zwei Spielen immer noch fest an sein Weiterkommen bei dieser Fußball-EM glaubt, hat vor allem etwas mit dem Faktor Heimvorteil zu tun. Denn auch das dritte und entscheidende Gruppenspiel an diesem Montag gegen Russland (21.00 Uhr/ARD und Meganta TV) findet wieder in Kopenhagen statt.

«Bereit für eine magische Nacht»

Das enge und stimmungsvolle Parken Stadion ist der Ort, an dem der dänische Spielmacher Christian Eriksen während des ersten Spiels gegen Finnland (0:1) zusammenbrach. Und auch der Ort, an dem die dänischen Fans ihrer Mannschaft beim Spiel gegen Belgien (1:2) eine hochemotionale Rückkehr bereiteten. Dass Eriksen mittlerweile das Krankenhaus verlassen und gleich danach seine Teamkollegen besucht hat, gab den Dänen noch einmal einen großen Schub. «Es fühlt sich so an, als würde das Turnier für uns jetzt erst richtig beginnen», sagte Trainer Kasper Hjulmand. «Wir brauchen morgen ein volles Stadion und noch einmal die gleiche Unterstützung wie am Donnerstag gegen Belgien. Wir sind bereit für eine magische Nacht!»

Hinter den bereits für das Achtelfinale qualifizierten Belgiern ist in dieser Gruppe B noch alles möglich. Sollten die Dänen am Montagabend verlieren oder nur Unentschieden spielen, sind sie raus. Sollten sie gewinnen, hängt ihr Weiterkommen von weiteren Faktoren wie dem Parallelspiel zwischen Belgien und Finnland sowie möglicherweise auch den Abschlusstabellen in anderen Gruppen ab.

Komplizierte Ausgangssituation

Am einfachsten wäre es deshalb für Kasper Schmeichel, Simon Kjaer und Co: Sie schlagen Russland mit jedem anderen Ergebnis als 1:0, während Außenseiter Finnland gleichzeitig gegen Tabellenführer Belgien verliert. Dann wäre Dänemark sicher Gruppenzweiter, bräuchte nicht weiter zu rechnen – und müsste nur für das nächste Spiel von Kopenhagen nach Amsterdam umziehen. Bei einem eigenen 1:0-Sieg und einer finnischen Niederlage mit zwei oder mehr Toren Abstand, gilt das gleiche. Selbst als Tabellendritter mit nur drei Punkten könnte der Europameister von 1992 immer noch ins Achtelfinale einziehen – falls sich in den anderen fünf Gruppen am Ende mindestens zwei Drittplatzierte mit einer noch schlechteren Vorrunden-Bilanz finden.

Die dänischen Hoffnungen sind also mathematisch wie auch rein sportlich noch völlig intakt. Denn anders als die Finnen und die Russen haben die Dänen auch nach dem Ausfall von Inter-Star Eriksen noch zahlreiche Spieler in ihrem Kader, die ihr Geld in den vier Top-Ligen Europas verdienen: in England (Christensen, Schmeichel, Höjbjerg), in Deutschland (Delaney, Poulsen), in Spanien (Braithwaite, Wass) und Italien (Kjaer, Maehle). «Wir haben ein unglaubliches Team mit vielen starken Persönlichkeiten», sagte Hjulmand. «Das ist für keinen von uns etwas Neues: Ein Spiel zu spielen, von dem wir wissen, dass wir es gewinnen müssen.»

Das einzige, was die Finnen und Russen diesem Team voraus haben, ist: Diese beiden Mannschaften können ihr Weiterkommen selbst regeln. Die Dänen brauchen dazu wahrscheinlich fremden Hilfe. «Alles hängt an uns. Wir werden versuchen, niemanden zu enttäuschen», sagte der russische Spieler Alexander Sobolew. Der finnische Trainer Markku Kanerva sagte am Sonntag im Kern das gleiche – nur deutlich selbstbewusster: «Wir haben morgen das größte Spiel der finnischen Fußball-Geschichte. Der große Traum ist in unseren eigenen Händen.»

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

RUSSLAND: 16 Safonow – 8 Barinow, 3 Diweew, 14 Dschikia – 2 Fernandes, 11 Sobnin, 7 Osdojew, 23 Kusjajew – 15 Mirantschuk, 17 Golowin – 22 Dsjuba

DÄNEMARK: 1 Schmeichel – 6 Christensen, 4 Kjaer, 3 Vestergaard – 18 Wass, 8 Delaney, 23 Höjbjerg, 5 Maehle – 14 Damsgaard, 20 Poulsen, 9 Braithwaite

Schiedsrichter: Clément Turpin (Frankreich)

Von Sebastian Stiekel, dpa
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