Eden Hazard ist der Kapitän der Belgier. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Dmitri Lovetsky/AP/dpa)

In der Familie Hazard gab es schon immer nur ein großes Thema: Fußball.

Mama Carine spielte, Vater Thierry natürlich auch und den vier Söhnen Eden, Thorgan, Kylian und Ethan blieb gar nicht viel anderes übrig, als schon im Kindesalter auch gegen den Ball zu treten und an diese gelebte Tradition anzuknüpfen. Wie fußballverrückt die Hazards sind, belegt eine Aussage von Mama Carine, die in ihrer eigenen Karriere selbst dann auflief, als sie schon mit ihrem ersten Sohn schwanger war: «Eden hat dank mir schon vor seiner Geburt Tore geschossen.»

Heute ist der älteste der vier Hazards 30 Jahre alt und Kapitän von Belgiens Fußball-Nationalteam. Dass er am Montagabend (21.00 Uhr/MagentaTV) im EM-Gruppenfinale gegen Finnland – ohne seinen wegen einer Knieverletzung fehlenden Bruder Thorgan – von Anfang an spielt, ist trotzdem eine ganz besondere Geschichte. «Ich sehe ihn befreit. Er ist körperlich wieder stark», lobte Chefcoach Roberto Martínez, der seinem Anführer eine Startelf-Garantie gab.

Lange Leidenszeit

Denn wenn der Starspieler von Real Madrid auf dem Rasen von St. Petersburg am Montagabend die belgische Hymne hört, wird es 580 Tage her sein, dass dies zum letzten Mal der Fall war. Dazwischen lagen: eine lange Unterbrechung durch die weltweite Pandemie, mehrere Muskelverletzungen, eine eigene Corona-Infektion, viel Frust und Kritik von außen. Wie lange die ersehnte Rückkehr wird, wollte Hazard am Abend nicht voraussagen: «Vielleicht geht es nicht 90 Minuten, aber wir werden morgen sehen, wie es geht und wie ich mich fühle. Ich werde alles geben. Wenn es 50 sind, sind es 50. Wenn es 60 sind, sind es 60.»

Erst in dieser Woche sagte sein Ex-Coach José Mourinho beim Sportradiosender «talksport»: «Er ist ein fantastischer Spieler mit schrecklichem Training. Man kann sich vorstellen, wie gut er mit einer professionelleren Einstellung sein könnte.» Hazard arbeite «einfach nicht viel», bemängelte der Startrainer, der zur laufenden EM gerne Kommentare zu allen möglichen Themen abgibt. Im belgischen Camp in Tubize, das der Tross von Coach Martínez erst am Sonntag Richtung Russland verlassen hat, sehen sie das deutlich anders.

«Eden ist wieder Eden»

Neben Martínez («Eden ist wieder Eden») hatte sich auch Topspieler Kevin De Bruyne lobend geäußert. «Eden ist großartig. Er hatte Probleme mit Verletzungen. Ich habe gesehen, wie er sich verbessert hat. Wir haben uns auf dem Feld gefunden», sagte De Bruyne. Er übertrieb damit keineswegs. Am Donnerstag war das famose Duo beim Stand von 0:1 in Dänemark eingewechselt worden – am Ende siegten die Red Devils mit 2:1. Drei der vier Torbeteiligungen gingen auf das Konto der beiden Edeljoker.

Die vierte sicherte sich Edens Bruder Thorgan, der das 1:1 erzielt hatte und dem Brüder-Paar damit auch einen Platz im EM-Geschichtsbuch sicherte. Nach Frank und Ronald de Boer (Niederlande) sowie Michael und Brian Laudrup (Dänemark) sind die Belgier erst das dritte Geschwisterpaar mit jeweils mindestens einem Endrundentor. Der Kapitän selbst hat bei diesem Turnier noch kein Tor, betonte aber vor dem Finnland-Spiel, er wolle sich «weiter Selbstvertrauen holen».

Dass in der heißen Phase des Turniers sowohl Eden (als hängende Spitze) als auch Thorgan (als linker Mittelfeldmann in einem 3-4-2-1) zum Stammpersonal des Spaniers Martínez zählen könnten, ist durchaus überraschend. Denn die Brüder haben in Dortmund und Madrid ein schweres Jahr hinter sich, kämpften häufig mit Form und Fitness sowie gegen namhafte Konkurrenz um einen Stammplatz. In den wichtigen K.o.-Spielen könnte nun gelten: die Startelf der Belgier, das ist ein Fall für zwei – zwei Hazards. Voraussetzung dafür ist, dass Thorgan seine Verletzung im linken Knie überwindet und zurückkehren kann.

Nach der EM-Partie hatte das Duo in den weißen Siegertrikots gemeinsam auf dem Rasen von Kopenhagen posiert: Torschütze Thorgan reckte den Daumen nach oben, Assistgeber Eden deutete voller Anerkennung mit dem Zeigefinger auf seinen jüngeren Bruder. WM-Platz drei und die Bronzemedaille durften sie 2018 in Russland schon teilen. Diesmal soll es gerne noch etwas mehr werden.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FINNLAND: 1 Hradecky – 4 Toivio, 2 Arajuuri, 3 O’Shaughnessy – 22 Raitala, 14 Sparv, 18 Uronen – 6 Kamara, 8 Lod – 20 Pohjanpalo, 10 Pukki

BELGIEN: 1 Courtois – 5 Vertonghen, 3 Vermaelen, 2 Alderweireld – 15 Meunier, 6 Witsel, 8 Tielemans, 22 Chadli – 7 De Bruyne, 10 E. Hazard – 9 Lukaku

Schiedsrichter: Felix Brych (Deutschland)

Von Patrick Reichardt und Sebastian Stiekel, dpa
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