Die Mainzer gingen schon in der 2. Minute durch Jonathan Burkardt (l) in Führung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thomas Frey/dpa)

Der schwer enttäuschte Florian Kohfeldt war komplett nass, seine Profis ließen vereinzelt Trikots in der Fankurve: Der VfL Wolfsburg hat seine Generalprobe für das alles entscheidende Champions-League-Gruppenendspiel verpatzt und muss den nächsten Rückschlag verkraften.

Die Niedersachsen verloren nach einem Kaltstart mit 0:3 (0:2) beim FSV Mainz 05 und fielen in der Bundesliga-Tabelle hinter die Rheinhessen zurück. «Viel bleibt mir heute nicht zu sagen», sagte Kohfeldt. «Wir haben heute nicht so viel richtig gemacht und deshalb verdient verloren.»

Für Wolfsburg kommt die dritte Pflichtspiel-Niederlage in Serie zur Unzeit, weil am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) das Königsklassen-Spiel gegen den OSC Lille ansteht. Nur ein Sieg reicht fürs Weiterkommen. Trainer Kohfeldt, der schon nach wenigen Minuten voller Frust seine Jacke ins Eck pfefferte, wird sein Team aufbauen müssen. «Es ist wieder die gleiche Scheiße wie gegen Bielefeld. Das ist Scheiße, was wir machen. Das ist nicht genug. Wir haben keine Torchance gehabt», schimpfte Defensivspieler Josuha Guilavogui.

Mainz mit Blitz-Start

Vor 10.000 genehmigten Zuschauern hatten U21-Stürmer Jonathan Burkardt (2. Minute) und Anton Stach (4.) früh für eine deutliche Führung gesorgt. Für den Endstand sorgte in der letzten Szene vor dem Abpfiff Wolfsburgs Maxence Lacroix mit einem Eigentor (90.). «Das ist sehr, sehr schön. Wir waren sehr, sehr wach. Zwei frühe Tore spielen uns natürlich in die Karten», sagte Stach, der neu in die Startelf kam und gegen seinen ehemaligen Verein sein erstes Bundesliga-Tor schoss.

Grund für den ersten Sieg nach drei Liga-Spielen ohne Erfolg war ein Traumstart. «Mir ist kein Spiel mit einem solchen Start eingefallen», sagte Sportvorstand Christian Heidel. «Es gibt schlimmere Dinge im Leben. Das ist eine Option für das Spiel, die überragend für uns war.»

Nach etwas mehr als einer Minute kombinierten die Gastgeber hervorragend: Leandro Barreiro bediente den einlaufenden Burkardt, der alleine vor Wolfsburgs Ersatzkeeper Pavao Pervan nur noch einschießen musste. Mit seinem siebten Saisontor betreibt Burkardt weiter Werbung für sich als Nationalspieler – später zeigte er gar die spektakuläre Zinedine-Zidane-Drehung, scheiterte aber mit dem Abschluss. «Das war ein Mainz-05-Spiel», sagte Heidel stolz.

Casteels-Vertreter im Fokus

Pervan als Vertreter von Stammtorhüter Koen Casteels, der nach seiner Corona-Infektion erneut fehlte, stand beim zweiten Gegentor im Fokus. Er wehrte einen wuchtigen, aber haltbaren Schuss von Stach so unzureichend ab, dass der Ball direkt im Tor landete. Für die 05er war es nicht nur die schnellste 2:0-Führung der eigenen Bundesliga-Geschichte, sondern auch der beste Liga-Start, seit RB Leipzig im November 2019 dies in Paderborn gelang. «Klar macht das stolz. Das zeigt, was wir als Mannschaft drauf haben. Es zeigt, dass wir gegen solche Mannschaften nicht nur mitspielen können», fügte Stach an.

Bei Wolfsburg hingegen agierten alle unter Normalform, vor allem das Offensivtrio um Wout Weghorst, Lukas Nmecha und Dodi Lukebakio. Wie dringend Veränderungen mit Blick auf das Lille-Spiel am Mittwoch gebraucht werden, deutete Kohfeldt bereits an: er tauschte schon zur Halbzeit dreimal. Große Wirkung hatte dies nicht. «Ich muss sagen, dass das dauerhaft nicht unser Anspruch sein kann, so ein Auswärtsspiel abzuliefern», sagte Kohfeldt.

Von Patrick Reichardt, dpa
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