Die Niederlage gegen 1899 Hoffenheim kam unerwartet für Wolfsburgs Trainer Mark van Bommel. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Die Chance stand ganz gut, dass Mark van Bommel am Samstagabend im ZDF-«Sportstudio» als der neue Jäger des FC Bayern auftreten würde. Ausgerechnet der ehemalige «Aggressive Leader» der Münchner, wie er gerne angekündigt wird.

Doch der niederländische Trainer hatte wenige Stunden zuvor seine erste und ziemlich unnötige Saisonniederlage mit dem VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga erlitten. Über was er bei seinem TV-Auftritt am liebsten gar nicht reden würde, wusste van Bommel von daher gleich: «Über das Spiel von heute.»

Das 1:3 (1:1) des bisherigen Tabellenzweiten bei der TSG 1899 Hoffenheim war für die Niedersachsen um ihren Leitwolf van Bommel eine Partie der Kategorie, bei der man sich hinterher fragt: Wie konnten wir dieses Spiel nur verlieren? «Ich fand das unnötig, weil ich denke, dass wir ein gutes Spiel abgeliefert haben», sagte van Bommel moderat. In den gut 90 Minuten in Sinsheim kassierte sein Team mehr Gegentore als an den bisherigen fünf Spieltagen zusammen.

Dämpfer für den VfL Wolfsburg

«Man muss ehrlich sagen: Wir sind nicht Bayern München, die jede Woche den Gegner in Grund und Boden spielen können. Das ist für uns ein Lernprozess, damit müssen wir umgehen», sagte Maximilian Arnold, der 2009 in genau jenem Jahr als Junior nach Wolfsburg kam, als der VW-Club zum bislang einzigen Mal deutscher Meister wurde. Einen Hang zum Höhenflug kann man dem 27-jährigen Dauerbrenner kaum nachsagen, entsprechend kommentierte er den Rückschlag: «Vielleicht war es auch mal gut, dass wir einen auf den Deckel bekommen haben.»

Die Wolfsburger strotzten nur so vor Selbstbewusstsein und Kraft, als sie vor nur 8523 Zuschauern in Sinsheim mühelos ins Spiel fanden. Als dann auch noch Ridle Baku (25.) mit einem herrlichen Schlenzer zum 1:0 traf, schien es ganz so, als würden die Niedersachsen an diesem Tag den zweiten Tabellenplatz hinter dem FC Bayern verteidigen.

Der Kopfball-Ausgleich durch den 1,77 Meter großen Andrej Kramaric gegen die Hünen in der VfL-Abwehr fiel in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Es war der erste Saisontreffer des kroatischen WM-Zweiten. Dann trafen auf einmal noch Christoph Baumgartner (73.) und Pavel Kaderabek (81.) für die erst spät überzeugenden Kraichgauer. Fassungslos blickte van Bommel auf’s Spielfeld.

«Es ist jetzt nicht so, dass wir in einer Krise sitzen»

Von seiner Vision rückt der derzeit einzige Bundesliga-Trainer, der die Meisterschale schon als Spieler in der Hand hatte, deshalb natürlich nicht ab. Gut Fußball wolle man spielen, so erfolgreich und stabil sein, «dass man über die Jahre hinweg oben mitspielt», erklärte van Bommel dann im «Aktuellen Sportstudio».

In der laufenden Saison peilt der neue Wolfsburger Coach einmal mehr die Europacup-Plätze an. Am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) muss sich sein Team erstmal im zweiten Gruppenspiel der Champions League gegen den FC Sevilla beweisen. Das Team von Trainer Julen Lopetegui gewann am Samstag trotz Unterzahl gegen Espanyol Barcelona mit 2:0 (1:0) und verbesserte sich in Spanien auf den zweiten Tabellenplatz.

Die Frage, wie denn seine Wolfsburger nach drei sieglosen Spielen mit dem Rückschlag in Hoffenheim, dem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt und dem 0:0 in der Königsklasse beim französischen Meister OSC Lille nun wieder die Wende schaffen, wollte van Bommel gar nicht hören. «Unglaublich», sagte der 44-Jährige mit hoch gezogenen Augenbrauen. «Als ob wir zehn Spiele hintereinander nicht gewonnen hätten. Es ist jetzt nicht so, dass wir in einer Krise sitzen.»

Von Ulrike John, dpa
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