Jérôme Boateng bekommt wohl keinen neuen Vertrag beim FC Bayern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Die Entscheidung in der spektakulären Transferfrage Jérôme Boateng verkündete Thomas Tuchel erst einmal nicht. Der Trainer des FC Bayern verwies zwei Tage vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen den SC Freiburg auf eine gemeinsame Entscheidung, die der Club in der heiklen Personalie zeitnah treffen werde.

«Es hat nicht nur eine sportliche Komponente, diese Entscheidung. Deshalb ist es wichtig, dass wir es zusammen entscheiden», sagte Tuchel, ohne bei den verschiedenen Aspekten ins Detail zu gehen.

Der langjährige Bayern-Star Boateng, der zuletzt wegen eines Strafprozesses im öffentlichen Fokus stand und das bei dem neu aufgerollten Verfahren zwangsläufig wieder tun wird, trainierte seit Sonntag in dieser Woche wiederholt an der Säbener Straße mit. 

Boateng sei ein «extrem verdienter Spieler des Clubs» und habe Bedarf auf Teilnahme an Mannschafts-Trainingseinheiten gehabt, sagte Tuchel. Zudem habe der FC Bayern angesichts vom Ausfall der kompletten Innenverteidigung im Pokal-Spiel bei Preußen Münster «eine absolute Notsituation» gehabt.

Hoffen auf schnelle Rückkehr von Matthijs de Ligt

«Das war die Grundlage. Auf dieser Grundlage ist ein bisschen Zeit vergangen, wir sind schlauer als vorher», sagte Tuchel. Die Münchner hoffen, dass der am Knie verletzte Niederländer Matthijs de Ligt nach der Länderspielpause wieder zurückkehrt. Und die Schambeinprobleme bremsen Verteidigerkollegen Dayot Upamecano offenbar nicht so stark, wie man es zwischenzeitlich befürchten musste. Nach dpa-Informationen ging die Tendenz am Freitagvormittag in die Richtung, dass Boateng keinen neuen Bayern-Vertrag bekommt.

Tuchel verwies darauf, dass ein Fußballverein und er als sportlich Verantwortlicher sich wünschen würden, «dass ohne Vorverurteilung und ohne sonstige Dinge auch Fußballentscheidungen einfach nur Fußballentscheidungen sein können». Der Verteidiger hatte bereits von 2011 bis 2021 beim FC Bayern gespielt. 

Zuletzt war Boateng, der bei Olympique Lyon nach zwei Jahren keinen neuen Vertrag erhalten hatte, vereinslos. Deshalb wäre eine Verpflichtung möglich. Eine andere Option auf einen neuen Verteidiger gibt es ansonsten im Winter. 

Kritik an möglicher Boateng-Verpflichtung

Die überraschende Idee, den zweimaligen Triplesieger Boateng zum FC Bayern zurückzuholen, hatte Kritik hervorgerufen. Denn im öffentlichen Fokus war zuletzt weniger der Sportler, sondern vor allem der Privatmann Boateng präsent. Dieser steht vor einem neuen Strafprozess in Bayern, weil ihm vorgeworfen wird, im Sommer 2018 seine damalige Lebensgefährtin und Mutter seiner Kinder im Urlaub angegriffen zu haben. Boateng beklagt ein unfaires Verfahren und eine Vorverurteilung.

Wegen der Vorwürfe wurde der Fußballer im Vorjahr wegen Körperverletzung und Beleidigung in zweiter Instanz zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Euro verurteilt. Das Bayerische Oberste Landesgericht hat eine Verurteilung von Boateng jedoch jüngst wegen eklatanter Rechtsfehler «in vollem Umfang» aufgehoben. Der Prozess wird neu aufgerollt.  

Von Christian Kunz und Nils Bastek, dpa
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