Bundestrainer Hansi Flick muss sich Gedanken machen und Ersatz suchen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa)

Alles Mitleid mit seinem WM-Wunschstürmer Timo Werner nützt nichts. Hansi Flick hat nur noch wenige Tage Zeit, einen Ersatzmann für den am Knöchel verletzten Leipziger zu benennen.

Wenn der Bundestrainer am 10. November (12.00 Uhr) im Frankfurter DFB-Campus seine Namensliste mit 26 Spielern für die Fußball-WM verkündet, wird zumindest die Stoßrichtung für Katar klar sein. 13 Tage später folgt schon das Eröffnungsspiel gegen Japan.

Setzt Flick doch auf einen klassischen Mittelstürmer wie den international unerfahrenen Bremer Niclas Füllkrug oder eher auf einen trickreichen Youngster wie BVB-Angreifer Youssoufa Moukoko? Bekommt Mario Götze als WM-Held von 2014 nach seiner Renaissance bei Eintracht Frankfurt eine neue Chance? Oder wird am taktischen System festgehalten und praktisch mit Bordmitteln um die nicht ganz vorne verorteten Thomas Müller, Serge Gnabry oder Kai Havertz die Lücke geschlossen.

Kandidaten für den nun plötzlich vakanten Posten in der deutschen Sturmzentrale gibt es einige. Doch wer überzeugt wirklich auf der Mittelstürmer-Position? Die Ironie: Auch Werner war – trotz der acht Tore in den 15 Länderspielen der noch kurzen Flick-Ära – eigentlich eine Notlösung für die deutsche Problemposition.

Flicks zentrale Sturmoptionen nach dem Werner-Ausfall:

Kai Havertz (23 Jahre/30 Länderspiele/10 Tore): Werners ehemaliger Chelsea-Kollege spielte auch unter Flick schon ganz vorne im Zentrum. Seine Torgefahr ist unbestritten. Havertz kommt aber lieber aus der Tiefe wie zuletzt bei seinem Doppelpack beim 3:3 in England. Nominierungschance: Bei der WM sicher dabei.

Thomas Müller (33 Jahre/118/44): Der Routinier fühlt sich auch ganz vorne wohl. Da half er schon aus, wenn Miroslav Klose einst fehlte. Zehn WM-Tore sind die Bestmarke aller aktiven Profis, mehr als Ronaldo oder Messi (beide 6). Doch Müller muss erstmal richtig fit werden. Nominierungschance: Bei der WM sicher dabei.

Serge Gnabry (27/36/20): Bei Flicks Vorgänger Joachim Löw spielte der Münchner «immer». Und manchmal auch ganz vorne im Zentrum. Flick vertraut ihm aber mehr als Flügelstürmer. Als falsche Neun wäre Gnabry eine WM-Notlösung. Nominierungschance: Bei der WM sicher dabei.

Niclas Füllkrug (29/0/0): Der Bremer ist mit neun Toren der aktuell beste Bundesliga-Stürmer. Reflexartig wird von Experten und Fans seine Nominierung verlangt. Die Sehnsucht nach dem klassischen Mittelstürmer ist eben groß. Doch reicht die Qualität für das WM-Niveau? Nominierungschance: Die Chancen steigen von Tag zu Tag.

Lukas Nmecha (23/7/0): Der Wolfsburger ist ein Schatten-Stürmer im Flick-Orbit. Er stand immer wieder als Backup im Kader. Seine Fähigkeiten durfte er als Joker beweisen, ohne Tor-Glück. Beim Debüt gegen Liechtenstein vor einem Jahr stand der Pfosten im Weg. Nominierungschance: Bei der WM wahrscheinlich dabei.

Youssoufa Moukoko (17/0/0): Wenn Flick davon sprach, einen Perspektivspieler nach Katar mitnehmen zu wollen, fiel automatisch der Name des jungen BVB-Angreifers. Trickreich, schnell, unbekümmert. Moukoko gehört die Zukunft, aber auch schon die Gegenwart? Nominierungschance: Ein echter Joker-Kandidat.

Mario Götze (30/63/17): Das wäre ein Comeback-Märchen. Der Final-Held von 2014 überzeugt bei Eintracht Frankfurt auch international. Die Fußball-Lust ist wieder da. Der jetzt vakante Platz könnte tatsächlich eine DFB-Rückkehr nach fünf Jahren ermöglichen. Nominierungschance: Durch Werner-Ausfall gestiegen.

Marco Reus (33/48/15): Auch der BVB-Kapitän spielte im DFB-Trikot schon vorne im Zentrum. Wären da bloß nicht die ständigen Blessuren. Profitiert er vom Werner-Ausfall, wäre das ein Wink des Schicksals. 2014 musste er kurz vor dem WM-Abflug verletzt passen. Nominierungschance: Flick schätzt seine Qualitäten, doch Zweifel bleiben.

Karim Adeyemi (20/4/1): Noch als Salzburg-Stürmer war er 2021 einer der ersten Flick-Debütanten und ein großes Versprechen für die Zukunft. Zuletzt als Dortmund-Angreifer nicht mehr nominiert, da der Bundestrainer seine Flausen nicht mag. Nominierungschance: Die Adeyemi-Aktie stürzte beim DFB zuletzt ab.

Jonathan Burkhardt (22/0/0): Noch bevor Flick Bundestrainer wurde, galt der U21-Europameister als kommender Mann für das Sturmzentrum der A-Auswahl. Nominiert wurde er noch nicht. Der Mainzer bleibt Perspektivspieler für die Heim-EM 2024. Nominierungschance: Ein Überraschungskandidat.

Hany Mukhtar (27/0/0): In den USA wurde der Berliner bei Nashville SC Torschützenkönig und zum besten Spieler der Saison in der Major League Soccer gekürt. Das WM-Problem: Mukthar steht angeblich nicht wie erforderlich auf der provisorischen Kader-Liste. Nominierungschance: Könnte durch formale Hürde hinfällig sein.

Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa
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