Wout Weghorst (M) wurde gegen Nordmazedonien nur eingewechselt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Bei seiner persönlichen EM-Premiere ungeschlagen ins Achtelfinale – Wout Weghorst könnte ein glücklicher Mensch sein.

Doch obwohl der Torjäger des VfL Wolfsburg auch beim ungefährdeten 3:0 gegen den Turnier-Neuling Nordmazedonien zum Einsatz kam, zählte er am Montagabend zu den wenigen Verlierern im Oranje-Team. Denn nach zwei Startelf-Einsätzen gegen die Ukraine und Österreich saß Weghorst dieses Mal zunächst nur auf der Bank und musste so tatenlos mit ansehen, wie sein Sturmkonkurrent Donyell Malen mit einer starken Leistung Pluspunkte sammeln konnte.

Malen nutzt Chance

«Frank de Boer müsste verrückt sein, wenn er im Achtelfinale wieder auf Wout Weghorst zurückgreifen würde», schrieb die Zeitung «De Telegraaf» in einem Kommentar. Den 22 Jahre alten Malen, an dem angeblich Borussia Dortmund interessiert sein soll, hatten viele Experten bereits zum Turnier-Auftakt in der ersten Elf erwartet. Doch de Boer entschied sich für Weghorst, was dieser beim 3:2 gegen die Ukraine mit einem Treffer dankte. Auch beim 2:0 gegen Österreich durfte der Wolfsburger beginnen, das Zusammenspiel mit Memphis Depay verlief aber ein bisschen holprig. Auch deshalb gab de Boer am Montag Malen eine Bewährungschance.

Und der flinke Stürmer von der PSV Eindhoven nutzte die Gelegenheit, um nachdrücklich auf sich aufmerksam zu machen. «Es war ein richtig schöner Abend», sagte Malen am Dienstag im Oranje-Quartier in Zeist. «Es war immer mein Traum, bei einer EM dabei zu sein. Ich habe früher als kleiner Junge die Spiele im Oranje-Trikot verfolgt, jetzt trage ich es selbst», sagte Malen. «Das macht mich sehr stolz.»

«Wir wissen, welche Qualitäten Donyell hat. Es ist gut, dass wir so einen Spieler in unseren Reihen haben», lobte Oranje-Kapitän und Doppel-Torschütze Georginio Wijnaldum den Angreifer, der die Führung von Memphis Depay vorbereitet hatte.

«Man hat gesehen, dass wir noch nicht oft zusammengespielt haben, aber wenn wir den Ball erobert hatten, dann ging es doch sehr schnell nach vorne», sagte der in der Offensive gesetzte Depay. Wen er sich denn an seiner Seite wünsche, wurde der zum FC Barcelona wechselnde Depay gefragt. «Das entscheidet der Trainer, damit beschäftige ich mich nicht», sagte Depay diplomatisch.

Achtelfinal-Gegner noch offen

Weghorst oder Malen – diese Frage wollte de Boer am Montagabend noch nicht beantworten. «Dafür muss ich erst einmal wissen, gegen wen wir spielen», sagte der Bondscoach mit Blick auf das Achtelfinale in Budapest am Sonntag. Dann trifft das Oranje-Team auf einen der vier besten Gruppendritten. Wer das sein wird, werden die Niederländer nun entspannt in ihrem Oranje-Campus in Zeist verfolgen.

«Donyell hat es sehr gut gemacht. Aber ich denke, dass Wout nach seiner Einwechselung auch nicht viel falsch gemacht hat», äußerte sich de Boer nach dem dritten Sieg im dritten Spiel diplomatisch. «Es ist gut, dass man Typen in seiner Mannschaft hat, die unterschiedliche Qualitäten haben.»

Die Diskussion um den richtigen Sturmpartner an der Seite von Depay wird die Niederländer nun in den nächsten Tagen beschäftigen. In einer Umfrage des «Algemeen Dagblad», an der rund 14.000 Menschen teilnahmen, sprach sich eine deutliche Mehrheit von 83 Prozent für Malen aus. Allerdings ist auch Weghorst in den Niederlanden sehr populär.

Vor dem Nordmazedonien-Spiel sang der 28-Jährige voller Inbrunst die niederländische Nationalhymne mit, obwohl er eben nur auf der Ersatzbank saß. Das Video davon wurde in den sozialen Medien unzählige Male geteilt. De Boer wird sich mit seiner Entscheidung noch Zeit lassen. «Ich entscheide mich für das beste Team, nicht für die besten Spieler», sagte der Bondscoach.

Von Lars Reinefeld, dpa
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