Hofft auf hohe Zuschauerzahlen: Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Diplomatie statt Konfrontation – BVB-Chef Hans-Joachim Watzke setzt bei der Festlegung der Zuschauerzahlen im Fußball auf einen Dialog mit der Politik und will juristische Auseinandersetzungen vermeiden.

«Klagen kann immer nur die Ultima Ratio sein. Wir müssen versuchen, mit der Politik Lösungen zu finden. Mir ist eine Lösung mit der Politik immer lieber als eine Lösung auf Klagewegen. Aber ausschließen kann man es natürlich nicht», sagte der Geschäftsführer des Revierclubs im Trainingslager des Bundesligisten in der Schweiz.

Angesichts wieder steigender Corona-Zahlen und der anhaltenden Unsicherheit bei der Auslastung der Stadien sorgt sich Watzke um die Liga: «Wenn das lange so weiter geht, werden eine ganze Menge Clubs in richtige Schwierigkeiten kommen. Für den Fußball ist es ganz entscheidend, dass wir irgendwann wieder ordentliche Zuschauerzahlen haben.»

Für die kommende Saison plane der BVB mit einer Auslastung «von um die 60 Prozent». «Aber selbst dabei werden wir keine schwarzen Zahlen schreiben», sagte Watzke. Nicht zuletzt deshalb sei auf dem Transfermarkt weiterhin Zurückhaltung geboten: «Wir sind immer noch in einem wirtschaftlichen Blindflug. Wenn die Politik die Nerven verliert, wieder nur auf Inzidenzen schaut und wir am Ende wieder nur mit ein paar tausend Zuschauern spielen dürfen, müssen wir jetzt Reserven bilden.»

Watzke empfahl der Politik eine andere Sicht auf die Corona-Zahlen. «Ein Jahr lang haben alle gesagt, wenn viele geimpft sind, verliert die Inzidenz an Wert. Aber das erkenne ich in der Politik noch nicht wirklich. Meiner Meinung nach kann es nur in die Richtung gehen, dass wir die Hospitalisierung mehr ins Auge nehmen», kommentierte der 62-Jährige.

Nach Meinung von Watzke spricht nichts dagegen, die Stadiontore insbesondere für Geimpfte zu öffnen: «Die Leute, die geimpft sind, müssen dafür belohnt werden, in dem sie auf Konzerte oder ins Fußballstadion gehen können. Ich bin kein Anhänger einer Impfpflicht für alle. Aber wir als Veranstalter haben dann auch das Recht zu sagen, wen wir reinlassen.»

Watzke verwies auf die mitunter freizügigere Vorgehensweise in dieser Frage in anderen europäischen Ländern: «Wenn alle anderen demnächst wieder mit 100 Prozent Zuschauern spielen, weil sie andere Kriterien zugrunde legen, dann geht die Wettbewerbsfähigkeit für die deutschen Clubs natürlich völlig flöten.»

Von Heinz Büse, dpa
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