Felix Nmecha umarmt Dortmunds Torschützen Julian Brandt (r). (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Bei Borussia Dortmund ist nach drei düsteren Tagen das Lächeln zurück. Das 2:0 in der Champions League über Newcastle United vertrieb vorerst die Sorge, dass die Schmach aus dem Liga-Gipfel gegen die Bayern noch lange nachwirken könnte. Auf das bittere 0:4 am Samstag folgte eine erstaunliche Reaktion.

«Ich bin sehr zufrieden, dass wir nicht in ein Loch gefallen sind und uns in dieser Saison durch eine schlechte Phase vieles versauen», sagte der zum «Man of the Match» gewählte Torschütze Julian Brandt voller Hoffnung auf eine ähnlich reife Leistung der Borussia im nächsten Bundesliga-Kraftakt am Samstag beim punktgleichen Tabellennachbarn VfB Stuttgart.

Mit einer Mischung aus Erleichterung und Stolz kommentierte Trainer Edin Terzic den Sprung an die Tabellenspitze der wohl schwersten Gruppe des diesjährigen Wettbewerbs: «Wir haben am Samstag sehr viele Menschen enttäuscht nach Hause geschickt. Heute wussten wir, dass wir nicht alles wieder gutmachen, aber ein bisschen was zurückgeben können.» Die «ehrliche» Aufarbeitung der Gipfel-Schlappe habe Wirkung gezeigt: «Uns war klar, der Funke musste vom Platz auf die Tribüne kommen – und nicht umgekehrt.»

BVB Tabellenführer vor PSG

Auch Sebastian Kehl schien wie von schweren Lasten befreit. «Das war die richtige Antwort. Man sieht, was diese Mannschaft leisten kann – auch in dieser Gruppe», schwärmte der Sportdirektor. Er sah sich durch das 2:0 in seiner Einschätzung nach dem Bayern-Spiel bestätigt, dass beim BVB «nicht alles in Schutt und Asche» liege: «Ich glaube, man muss einiges von der Kritik, die wir am Samstag einstecken mussten, heute revidieren. Mit zwei Siegen gegen Newcastle haben wir ein richtig gutes Statement abgeliefert.» Dass es für den Tabellensechsten der Premier League die einzigen beiden Niederlagen in den letzten 13 Pflichtspielen waren, wertet die Leistung der Dortmunder zusätzlich auf. 

Nach dem schwachen Start in die Gruppenphase gegen Paris (0:2) und den AC Mailand (0:0) verschaffte sich der BVB dank des ersten Champions-League-Treffers von Niclas Füllkrug und eines Kontertores von Brandt eine aussichtsreiche Ausgangsposition im Kampf um den Einzug in das Achtelfinale. Da Paris (6 Punkte) wenige Stunden später in Mailand (5) mit 1:2 unterlag, übernahm der BVB (7) sogar die Tabellenführung. «Dafür, dass uns nach zwei Spielen schon viele abgeschrieben hatten, sieht es jetzt ganz gut aus», befand Brandt.

Kehl: «Wir haben es jetzt selbst in der Hand»

Mit einem Sieg in Mailand am 28. November wäre der Einzug in die K.o.-Runde vorzeitig perfekt. Andernfalls fällt die Entscheidung im Gruppenfinale zwei Wochen später zu Hause gegen Paris. Für die Ausgeglichenheit der Mannschaften spricht, dass die Abstände zwischen den vier Tabellenplätzen jeweils nur einen Punkt betragen. «Diese Gruppe ist verrückt, sie ist wild – und sie ist noch nicht vorbei», warnte Brandt. Dennoch ist Sportdirektor Kehl guter Dinge, dass der Bundesliga-Vierte in der Königsklasse überwintern wird: «Wir haben es jetzt selbst in der Hand und wollen es uns nicht mehr nehmen lassen.»

In Stuttgart wird sich zeigen, ob das 0:4 gegen die Bayern wirklich nur ein einmaliger Blackout war und der Tabellenvierte auch in der Bundesliga wieder in die Spur findet. Nationalspieler Brandt klang zuversichtlicher als noch am vergangenen Wochenende: «Wenn wir jetzt noch das Spiel am Samstag beim VfB ziehen, sind wir überall noch gut dabei – auch wenn die Leverkusener mit sieben Punkten schon ein gutes Stück weit weg sind.»

Von Heinz Büse, dpa
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