Marten De Roon (l) und Berat Djimsiti (2.v.r) von Atalanta Bergamo gegen Amine Adli (2.v.l) von Bayer Leverkusen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Francesco Scaccianoce/LPS via ZUMA Press Wire/dpa)

Die Leverkusener wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten: Anerkennend klatschten die Bayer-Fußballer mit ihrem Keeper Lukas Hradecky nach einem mitreißenden Spiel ab.

Auf den Tribünen des Fußball-Tempels von Atalanta Bergamo tanzten derweil die italienischen Fans. In einem packenden Achtelfinal-Hinspiel der Europa League in Norditalien hat sich der Tabellendritte der Fußball-Bundesliga mit 2:3 (1:2) geschlagen geben müssen, aber noch alle Chancen auf die nächste Runde. «Ein wilder Ritt, würde ich sagen», betonte Bayer-Coach Gerardo Seoane bei RTL: «Ein Wechselbad der Gefühle.»

Seine Mannschaft ging an einem furiosen Fußballabend durch Charles Aránguiz schon in der elften Minute in Führung. Mit zwei Toren in weniger als 120 Sekunden drehten die Gastgeber am Donnerstag aber die Partie: Der ukrainische Nationalspieler Ruslan Malinowski (23.) und Luis Muriel (25.) trafen für Bergamo. Kurz nach dem Seitenwechsel legte Matchwinner Muriel noch seinen zweiten Treffer nach (49.).

«Atlanta hat nie nachgelassen», betonte Seoane. In eine Druckphase Bergamos hinein sorgte Moussa Diaby mit seinem Anschlusstor (63.) für eine ordentliche Ausgangsposition der Rheinländer. «Es ist alles offen. Es wird wieder eine enge Kiste», betonte der Bayer-Coach. Dass es die Auswärtstorregel nicht mehr gebe, sei angesichts der beiden Bayer-Tore «scheiße», befand Keeper Hradecky.

Bayers Treffer in Bergamos Drangphase

Warum Bayer-Coach Seoane einen sehr guten Start in der Anfangsviertelstunde angemahnt hatte, wurde vom Anpfiff an mehr als deutlich. Atalanta versuchte angefeuert von den eigenen Fans, die Partie an sich zu reißen. Bayer ließ das aber nicht zu. Technisch genauso versiert, taktisch genauso stark, behauptete sich die Werkself nach dem 1:1 in der Bundesliga zuletzt gegen den FC Bayern auch gegen die italienischen Gastgeber und traf sogar mitten in deren Anfangs-Drangphase.

Zuerst scheiterte Aranguiz mit einem feinen Freistoß-Schlenzer über die Mauer am Innenpfosten (9.). Nur kurz danach versuchte es der 32 Jahre alte Chilene mit einem Flachschuss: Diesmal stand nichts mehr im Weg. Voraus ging eine tolle Vorlage von Florian Wirtz.

Die Bergamo-Profis schauten sich verdutzt an, die Bayer-Spieler feierten die Führung im 50. Europa-League-Spiel der Rheinländer mit freudigem Grinsen. Übermütig aber wurden sie nicht. Dazu gab es trotz ganz starker erster 20 Minuten keinen Grund.

Denn Bergamo zeigte sich unbeeindruckt und befreite sich seinerseits vom Druck. Um aus dem 0:1-Rückstand eine 2:1-Führung zu machen, brauchten die Italiener auch ohne ihren seit einiger Zeit verletzten Topstürmer Duván Zapata dann nicht mal zwei Minuten.

Beide Male fielen die Tore durch die Mitte. Dass Malinowski der Ausgleich gelang, sorgte für einen zusätzlichen Gänsehautmoment. Schon vor dem Anpfiff hatten Fans von Bergamo ukrainische Fahnen aufgehängt, nach seinem Tor küsste Malinowski sein Handgelenk.

Hradecky wahrt Leverkusens Chance im Rückspiel

Nur ein starker Kapitän Lukas Hradecky im Bayer-Tor verhinderte in der Folgezeit einen höheren Rückstand, geschlagen geben musste aber auch er sich nur ein paar Minuten nach dem Seitenwechsel. Und wie schon beim 2:1 war es Muriel. Die Vorlage kam erneut von Malinowski.

Anders als zu Beginn der ersten Halbzeit, hatten die Bayer-Profis aber zunächst kein wirkungsvolles Mittel gegen die offensiv attackierenden Gastgeber. Einer wie der verletzte Torjäger Patrik Schick fehlte auch zur Entlastung.

So ging zunächst nicht viel nach vorn, während Atalanta nahezu Powerplay aufs Tor des bärenstarken Hradecky spielte. Umso überraschender fiel der so wichtige Anschlusstreffer: Nach einem Abwehrfehler kam Diaby an den Ball, dribbelte kurz und zog aus 18 Metern flach ins Eck ab, so dass die Leverkusener weiter gestärkt ins Rheinderby am Sonntag gegen den 1. FC Köln und hoffnungsvoll ins Rückspiel gegen Bergamo am kommenden Donnerstag gehen können.

Von Thomas Esser und Jens Marx, dpa
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