Ist mit Bayern gegen Werder Bremen gefordert: Thomas Tuchel. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Vorlegen. Druck auf Borussia Dortmund aufbauen. Ein Meister-Statement setzen. Thomas Tuchels Bayern-Plan für das Bundesliga-Topspiel am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) in Bremen bei dem von ihm zu Teenager-Zeiten bewunderten SV Werder steht.

«Es ist angenehmer vorzulegen. Aber man muss es auch machen», sagte der Münchner Trainer am Freitag zu der verlockenden Aussicht, mit einem Sieg im Weserstadion den Vorsprung auf den erst am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg antretenden Titelrivalen BVB auf vier Punkte zu vergrößern.

Das Vorlegen müsse aber auch gelingen, wie Tuchel mit Verweis auf den vergangenen Spieltag betonte, als Dortmund nur ein 1:1 beim VfL Bochum erzielte. «Letzte Woche hat uns Bochum eine Tür aufgemacht. Wir sind dann durchgegangen», erinnerte Tuchel ans eigene 2:0 gegen Hertha BSC. Die Rückkehr an die Tabellenspitze soll auf die Münchner Fußball-Stars, die erstmals seit Jahren wieder richtig um den Liga-Titel kämpfen müssen, beflügelnd wirken.

BVB in Jäger-Rolle

Der BVB befindet sich hingegen wieder in der Rolle des Jägers und braucht Nervenstärke. In den nächsten drei Partien greift der Revierclub erst nach den Münchnern ins Geschehen ein und muss auf das Ergebnis des Rivalen reagieren. 

«Das Einzige, was wir beeinflussen können, sind unsere eigenen Spiele. Bei allen Rückschlägen haben wir es immer noch in greifbarer Nähe, unser Ziel zu erreichen» sagte Dortmunds Coach Edin Terzic. Der 40-Jährige hofft auf ein Bundesliga-Finale mit Spannung bis zum letzten Spieltag am 27. Mai: «Es geht darum, den Druck aufrechtzuerhalten. Das geht nur, wenn wir drei Punkte holen.» Die Aufregung über den ausgebliebenen Elfmeterpfiff zugunsten des BVB vor gut einer Woche soll die Vorbereitung dabei nicht stören. «Es bleibt keine Zeit, zu lange zu hadern. Es geht darum zu zeigen, dass uns nichts aufhalten kann», betonte Terzic.

Die Münchner waren dank des Ausrutschers wieder vorbeigezogen. «Der Sieg gegen Hertha war extrem wichtig, um wieder oben zu stehen. Jetzt sind wir in einer Situation, die wir wollten. Wir können es wieder selbst beeinflussen», sagte Joshua Kimmich. Der Nationalspieler war mit zwei Torvorlagen auf Serge Gnabry und Kingsley Coman derjenige, der gegen die Hertha als Chef voranging. «Jetzt sind es noch vier Spiele. Wir werden jedes so angehen, dass wir es gewinnen wollen», kündigte Kimmich an. 

Lieblingsgegner Werder

Werder ist quasi ein Lieblingsgegner. Seit September 2008 blieben die Bayern in 30 Pflichtspielen gegen Werder unbesiegt (26 Siege, vier Remis, 94:20 Tore). Der 49-jährige Tuchel war als Jugendlicher sogar Bremen-Fan. «Werder war immer Spektakel, das war wahnsinnig reizvoll», erinnerte er an Bremer Zeiten unter Trainer-Legende Otto Rehhagel.

Damals war Werder noch ein Bayern-Rivale. In der Gegenwart ist das Dortmund. Und Oliver Kahn, den mancher bereits als Bayern-Chef auf Abruf sieht, bereitet Deutschland schon mal auf ein Herzschlagfinale am 27. Mai vor. «Es bleibt supereng, vielleicht bis zur letzten Minute des letzten Spieltags», orakelte der frühere Nationaltorhüter und Bayern-Kapitän.

Personell kriecht der Serienmeister in den finalen Viererpack gegen Bremen, Schalke, Leipzig und Köln. Tuchel schlug am Freitag sogar ein wenig Alarm. Er sprach angesichts der langen Ausfallliste vom gesperrten Leon Goretzka über die weiter verletzten Eric Maxim Choupo-Moting, Alphonso Davies, Dayot Upamecano und den mit einem frischen Muskelriss dazu gekommenen Josip Stanisic von einem «ziemlich dezimierten Kader». Für Goretzka darf der junge Niederländer Ryan Gravenberch nach seinem positiven Kurzeinsatz gegen Hertha neben Kimmich beginnen. «Das ist naheliegend. Er hat mir gefallen», sagte Tuchel. 

Prominente Auswahl hat der Trainer immer noch in der Offensive, aber auch eine zentrale Leerstelle. Ohne Choupo-Moting fehle die «klassische Neun, die sich wohlfühlt mit dem Rücken zum Tor», schilderte Tuchel. Ein Mittelstürmer steht auf seiner Sommer-Wunschliste weit oben.

Die spannenden Zukunftsdebatten an der Säbener Straße stellt Tuchel öffentlich freilich zurück. «Wir müssen in Bremen da sein, das zählt. Wir müssen im Hier und Jetzt bleiben», mahnte der Trainer. Die letzte Titeloption, die für Kahn ausdrücklich «kein Trostpreis» ist, soll und darf nicht auch noch platzen. «Es ist ein knappes Titelrennen. Und wir können uns keine großartigen Ups und Downs mehr erlauben», sagte Tuchel energisch. So wie auch Dortmund.

Klaus Bergmann, Christian Kunz und Heinz Büse, dpa
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