Gehört der DFB-Task-Force an: Karl-Heinz Rummenigge. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Der Bundesliga-Expertenrat legt sofort los. Und Karl-Heinz Rummenigge benennt als Beobachter der finalen WM-Woche in Katar und als erfahrener Anführer der ersten DFB-Task-Force nach dem Nationalmannschafts-Tiefpunkt 2000 die zentralen Aufgaben: Kräfte bündeln, Zulegen in der Nachwuchsarbeit, den neuen Oliver Bierhoff finden und volle Unterstützung für Hansi Flick.

Der Bundestrainer ist für ihn die zentrale Figur beim Aufbruch zur Heim-EM 2024 und trotz des Misserfolgs bei seinem ersten Turnier weiterhin «der Richtige, diesen Neuanfang zu managen und zum Erfolg zu führen».

«Keine Zeit mehr für Egoismen»

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte neben einem verbandsinternen Arbeitskreis um Turnierdirektor Philipp Lahm am Dienstag eine Gruppe um die langjährigen Bundesliga-Macher Rummenigge, Ex-DFB-Teamchef und Leverkusen-Geschäftsführer Rudi Völler, Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn, Ex-DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und den früheren RB-Leipzig-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff benannt, die unter seiner Leitung und der von DFL-Aufsichtsrats- und BVB-Chef Hans-Joachim Watzke Großes leisten soll.

Die reine Männer-Riege kam öffentlich nicht überall gut an. Keine Frau, rückwärtsgewandt, dazu Bayern- und Dortmund-lastig – das Gremium steht von Anfang an unter Lieferdruck. Für Neuendorf ist die namhafte Runde wegen ihres Sachverstands «über alle Zweifel erhaben».

«Das erste Treffen wird gleich am Donnerstag sein», sagte Rummenigge der Deutschen Presse-Agentur. Der 67-Jährige wird dann aus Doha zugeschaltet, wo er noch bis zum Endspiel sein internationales Netzwerk pflegt und die finalen WM-Spiele live im Stadion verfolgt. «Wir müssen eine Agenda aufstellen und dann die Dinge abarbeiten, die von der Task Force erwartet werden», sagte Rummenigge.

Der «primäre Beitrag» müsse sein, dass Deutschland bei der Heim-EM wieder eine Einheit zwischen Mannschaft und Fans bildet. Das WM-Sommermärchen 2006 soll einen Nachfolger erhalten. Darum sei die Task Force eine gute Idee. «Wichtig ist ein Schulterschluss zwischen Bundesliga und Nationalmannschaft – und dem DFB. Wir müssen loyal zusammenstehen zum Wohle des deutschen Fußballs. Es ist keine Zeit mehr für Egoismen», sagte Rummenigge: «Wir wollen einen Beitrag leisten, dass wir bei der Europameisterschaft in anderthalb Jahren wieder eine schlagkräftige Mannschaft haben, die die Menschen auch begeistern kann.»

«Müssen wieder Herzblut reinbringen»

Lernen aus Katar lautet ein Rummenigge-Rat. Über die Grenzen schauen, auf die Erfolge kleinerer Länder wie Kroatien und Portugal oder die Begeisterung um Teams wie Argentinien und Marokko. «Wir müssen wieder Herzblut reinbringen», mahnt der frühere DFB-Kapitän Rummenigge. Er meint damit zuvorderst die Nationalspieler, aber auch das gesamte Land. «Wir müssen zu einer Einheit zurückfinden in Deutschland», lautet sein Wunsch für 2023.

«Zurück in die Weltspitze» – diese Marschroute ging nach dem Ende der Ära Joachim Löw beim dritten Turnier-Fehlschlag am Stück mächtig schief. Darum rät der frühere, von Erfolgen verwöhnte Bayern-Chef zu einer veränderten Herangehensweise. «Wir müssen uns davon lösen, dass es zuletzt vor jedem Turnier die Aussage gab: Wir spielen um den Titel mit! Wenn du dann dreimal früh nach Hause fährst, ist die Schadenfreude groß. Wir müssen mit Demut Fußball spielen.»

Zur inhaltlichen kommt die personelle Neuaufstellung. Neuendorf und Watzke hatten schon vor der Gründung des Expertenrates mit ihrer Vertrauenserklärung in Flick erste Fakten geschaffen. Rummenigge begrüßt das Festhalten an dem Bundestrainer, mit dem er beim FC Bayern Titel am Fließband feierte. Und er sieht seine Aufgabe in der Task Force auch darin, Flick zu unterstützen. «Ich habe zu Hansi ein freundschaftliches, offenes und sehr ehrliches Verhältnis. Wir haben bei Bayern München sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Und das möchte ich auch hier in unserer Runde tun. Denn der Trainer ist ein ganz wichtiger Bestandteil des Erfolges.»

Wer unterstützt künftig Bundestrainer Flick?

Eine weitere zentrale Task-Force-Aufgabe soll sein, Flick nach dem Rückzug von Oliver Bierhoff einen neuen sportlichen Partner an die Seite zu stellen. Bierhoff (54) zog persönliche Konsequenzen aus dem nächsten Turnier-Desaster. «Ich glaube, er hat die für ihn richtige Entscheidung getroffen», sagte Rummenigge, der nach der WM ein Gespräch mit dem DFB-Langzeit-Manager führte. «18 Jahre in einem Job sind per se im Fußball extrem lang. Und er hat ja auch glorreiche Zeiten erlebt», sagte Rummenigge zu Bierhoff. Es zeichne diesen aus, «dass er für sich konsequent einen Schlussstrich gezogen hat».

Wer übernimmt? Zahlreiche Namen werden gehandelt, darunter Herthas Geschäftsführer Fredi Bobic oder Ex-Weltmeister Per Mertesacker, Nachwuchschef beim FC Arsenal. «Wir müssen jetzt zunächst ein Jobprofil erarbeiten», mahnte Rummenigge. Bierhoffs vielfältige Aufgaben – Stichwort Akademie – wird der DFB wohl auf mehrere Schultern verteilen.

«Wir müssen mit Diskretion vorgehen», bemerkte Rummenigge zu möglichen Kandidaten. Neuendorf sprach von «einem Schuss, der sitzen muss». Mit Flick und Mister X als neuem Duo könne man «in die Erfolgsspur zurückfinden», glaubt Rummenigge. Er glaubt auch an die Spieler um Jungstar Jamal Musiala, die in Katar ihre Ziele so weit verfehlten: «Ich halte unsere Mannschaft nicht für so schlecht, wie die Ergebnisse der letzten Turniere waren.»

Klaus Bergmann, dpa
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