Auch der frühe Treffer von Fabian Klos konnte den Bielefelder Abstieg nicht abwenden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Friso Gentsch/dpa)

Die Bielefelder sanken tieftraurig zu Boden, Wehen Wiesbadens Spieler stürmten jubelnd auf den Platz und feierte mit den ersten Bierduschen.

Das Fußball-Wunder ist ausgeblieben: Arminia Bielefeld ist in der Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden aus der 2. Bundesliga abgestiegen und muss sich auf harte Zeiten einstellen. Nach dem blamablen und von Fan-Ausschreitungen überschatteten 0:4 im Hinspiel unterlagen die Ostwestfalen im zweiten Aufeinandertreffen am Dienstag 1:2 (1:2).

«Der Verein ist abgestiegen und das tut weh», sagte Bielefelds Kapitän Fabian Klos, der die Gastgeber mit 1:0 in Führung gebracht hatte (4. Minute). Für die Arminia ist es der zweite Abstieg nacheinander. Erst 2022 war der Traditionsclub aus der Bundesliga abgestürzt. «Schlimmer geht es gar nicht, als zweimal nacheinander abzusteigen. Da hat einiges gefehlt diese Saison», sagte Offensivspieler Robin Hack bei Sky. Trainer Uwe Koschinat kritisierte: «Heulen nach dem Spiel ist ok, aber besser wäre, hart arbeiten in der Saison. Man muss am Ende einfach sagen, es hat sportlich nicht gereicht. Das tut schon sehr weh.»

«Wir sind Arminen und ihr nicht»

Nach der Führung durch Klos vergab die Arminia zahlreiche Chancen auf weitere Tore und kassierte durch einen Doppelpack von Wehens Benedict Hollerbach den endgültigen K.o. (35./45.+2). Wehen Wiesbaden feierte den dritten Aufstieg in die zweite Liga nach 2007 und 2019. «Wir haben uns belohnt für eine richtig gute Saison», sagte Hollerbach.

Schon als die Bielefelder Spieler zum Aufwärmen ins Stadion liefen, schallte ihnen die Abneigung einiger Fans entgegen. «Wir sind Arminen und ihr nicht», skandierten die Anhänger, wie auch nach dem Schlusspfiff. «Nichts aus der Vergangenheit gelernt. Neuanfang auf allen Ebenen», stand auf großen Bannern in der Arminia-Kurve.

Für Bielefeld ging es nur noch um Schadensbegrenzung. Gleich fünf Wechsel nahm Koschinat in seiner Startelf vor, unter anderem Identifikationsfigur Klos rückte neu ins Team. Das lohnte sich. Klos‘ frühes 1:0 brachte ein wenig Rückhalt und Selbstvertrauen zurück. Die Bielefelder nahmen die Zweikämpfe an und erarbeiteten sich Torchancen. 

Abstieg hat weitreichende Folgen für Arminia

Wehen Wiesbaden war dagegen bei Kontern gefährlich. Einen solchen nutzte Hollerbach, der mit dem 1. FC Köln in Verbindung gebracht wird, zum Ausgleich. Kurz vor der Pause legte der 22-Jährige seinen zweiten Treffer nach und versetzte Bielefeld damit den endgültigen K.o.

Für die Arminia hat der Abstieg weitreichende Folgen. Finanziell trifft der Niedergang den Traditionsclub mit großer Wucht – auch, wenn sich die Bielefelder nach eigenen Angaben keine Sorgen um die Lizenz machen. Zudem gelten fast alle Spielerverträge für die 3. Liga nicht. Ein kompletter Umbruch steht bevor.

Immerhin will Torjäger Klos wohl weitermachen, wie er bereits nach dem Hinspiel angekündigt hatte. In einem bemerkenswerten Interview hatte Klos auch die eigenen Mitspieler heftig kritisiert und der Mannschaft als Kapitän den Charakter abgesprochen. Die Partie in Wiesbaden hatte wegen Krawallen von Arminia-Fans vor dem Abbruch gestanden.

Wehen Wiesbaden darf nach einem kuriosen Liga-Finale nun im zweiten Versuch jubeln. Die Hessen hatten am letzten Drittligaspieltag mit ihren Fans auf dem Rasen bereits den Aufstieg gefeiert, waren dann aber doch noch vom VfL Osnabrück überholt worden. Nun feierten die mitgereisten Anhänger bereits während des Spiels eine große Party im Gästeblock.

Thomas Eßer, dpa
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