Kopenhagens Mohamed Elyounoussi (l) und Konrad Laimer vom FC Bayern kämpfen um den Ball. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Harry Kane und Co. ließen sich hüpfend von den Fans feiern, diese Nullnummer konnte der Rekordmeister locker verschmerzen. Ohne großen Ergebnisdruck musste sich der FC Bayern gegen den FC Kopenhagen mit einem lahmen 0:0 begnügen.

Im 100. Europapokalspiel in der Allianz Arena riss die Rekordsiegesserie der Münchner in der Gruppenphase – in der Nachspielzeit nahm Schiedsrichterin Stephanie Frappart nach Video-Studium eine Handelfmeter-Entscheidung für die Bayern zurück.

«Wir müssen es so hinnehmen, wie es war», sagte Kapitän Manuel Neuer beim Streamingdienst DAZN. «Sie haben gut verteidigt. Ich glaube, was gefehlt hat, war die Aktivität.»

Vor 75.000 Zuschauer agierten die bereits seit drei Wochen als Gruppensieger feststehenden Bayern um den motivierten, aber glücklosen Startelf-Rückkehrer Thomas Müller gegen tief verteidigende Gäste über zu lange Strecken im Sparmodus. Der Schlussoffensive fehlte es an Durchschlagskraft. In der 87. Minute musste sogar Bayern-Torwart Manuel Neuer mit einem Reflex eine Niederlage verhindern. Kopenhagen bleibt durch den Punkt Tabellenzweiter.

Mangelnde Laufbereitschaft

Nach dem Seitenwechsel gab es zwar mehr Torszenen als in der dürftigen ersten Hälfte, aber etwas unterhaltsamer wurde das von Frappart geleitete Spiel erst spät. Die Französin, die bei der WM in Katar beim Aus der deutschen Mannschaft pfiff, war erstmals bei den Bayern-Männern im Einsatz. Sie war in einigen kritischen Momenten gefordert.

Diese verpassten es, mit dem fünften Erfolg im fünften Gruppenspiel der Saison ihre Bestmarke auf 18 Vorrundensiege am Stück auszubauen. Seit 39 Gruppenspielen ist der deutsche Serienmeister in Europas Bestenliga ungeschlagen – diese Rekordserie hielt. Nach dem 3:3 zwischen Galatasaray Istanbul und Manchester United hat auch der dänische Meister gute Chancen auf das Achtelfinale, das am 18. Dezember ausgelost wird.

Zwei Wochen vor dem letzten Gruppenspiel in Manchester war lange nichts von dem Vollgas-Versprechen von Trainer Thomas Tuchel zu sehen. «Wir bereiten das Match vor, als wäre es die letzte Chance für uns», hatte der 50-Jährige verkündet. Es haperte in einer ereignisarmen ersten Hälfte an Laufbereitschaft, Tempo und Esprit. Müller ließ die beste Chance aus, als Kopenhagen-Keeper Kamil Grabara seinen Kopfball glänzend parierte (30).

Beide Teams zu ideenlos

Auf der Gegenseite war Kapitän Neuer, der seinen Vertrag ebenso wie Ersatztorhüter Sven Ulreich am Vortag bis 2025 verlängert hatte, erst nach der Pause wirklich gefordert. Dennoch hätten die Dänen fast schon in Durchgang eins wie aus dem Nichts zur Führung getroffen. Statt selbst aus bester Position zu schießen, legte Lukas Lerager quer für Roony Bardghji. Der 18-jährige Schwede verfehlte das Münchner Tor aus 14 Metern (27.).

Kurz nach dem Seitenwechsel verpasste es Diogo Gonçalves, das Spiel mit der Führung für Kopenhagen in eine andere Richtung zu lenken. Sein Schuss aus 20 Metern rauschte knapp am Pfosten vorbei (47.). Insgesamt war die Münchner Defensive um Aushilfs-Innenverteidiger Leon Goretzka, der den Südkoreaner Minjae Kim (Hüftprellung) vertrat, wenig gefordert.

Mit einem Dreifachwechsel setzte Tuchel nach einer guten Stunde einen Impuls, der dem Münchner Spiel etwas mehr Schwung gab. Das neue Flügelduo Serge Gnabry und Leroy Sané half auch dem lange wirkungslosen und sehr ökonomisch agierenden Harry Kane, der mit einem Distanzschuss am ersten Tor des Abends schnupperte (68.). Wie auch Sané bei seinem Freistoß (72.). Ersatztorwart Ulreich beschwerte sich auf der Bank berechtigterweise über die ausgebliebene Ecke und bekam von Frappart die Gelbe Karte.

Müller hadert mit Handspielregel

Dann wäre da noch die angesprochene Handspiel-Szene in der Nachspielzeit. Peter Ankersen hatte den Ball im Strafraum im Rippenbereich auch leicht an den Unterarm bekommen. «Den Handelfmeter hätte ich auch nicht gegeben, aber ich glaube, die Regeln geben es her», sagte Bayern-Spieler Thomas Müller im Anschluss an das Spiel beim Streamingdienst DAZN. «Aktuell ist es so, habe ich das Gefühl, dass die Regelhüter die Handregel objektivieren wollen.» Das funktioniere aber nicht.

«Lass doch die Schiedsrichter entscheiden wie beim Foul», sagte Müller. Die Unparteiischen sollten auch abhängig von der Situation entscheiden. «Verhindere ich damit ein Tor? Eine riesige Vorlage?», sagte Müller. «Gehe ich Richtung Eckfahne und bekomme den Ball gegen die Hand, dann bekomme ich ihn halt gegen die Hand. Lasst den Schiedsrichter subjektiv entscheiden, natürlich anhand von ein paar Kriterien. Gebt dem Schiri die Macht.»

Von Christian Kunz und Klaus Bergmann, dpa
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