DFB-Sportdirektor Rudi Völler ist noch eng mit Bayer Leverkusen verbunden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Bayer Leverkusen gegen AS Rom – es kommt im Halbfinale der Fußball-Europa-League zum Duell der beiden Herzensmannschaften von Rudi Völler. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur spricht der heutige DFB-Sportdirektor, der bis vergangenen Sommer Sportchef bei Bayer Leverkusen war, darüber, was das Duell in ihm auslöst und wie es ausgehen könnte.

Es ist das Duell Ihrer beiden Herzensclub. Was ging am Donnerstagabend in Ihnen vor?

Rudi Völler: Ja, das Unausweichliche ist passiert. (lacht) Das werden ganz sicher zwei wunderbare Spiele.

Werden Sie sich beide Spiele vor Ort ansehen?

Völler: Ja klar, auf jeden Fall. Das habe ich auch direkt mit Fernando (Clubchef Fernando Carro, d. Red.) und Simon (Sportchef Simon Rolfes, d. Red.) besprochen.

Inwiefern werden Sie sich dann in einem Gewissenskonflikt befinden?

Völler: Erst einmal freue ich mich sehr auf die beiden Spiele. Bei all meiner Nähe zu Rom ist aber klar, dass mein Herz für Bayer Leverkusen schlägt. Das ist mein Club, bei dem ich nach meiner DFB-Zeit auch wieder in den Aufsichtsrat zurückgehen werde. Und wir haben es einfach auch verdient, mal wieder einen Titel zu gewinnen. AS Rom hat ja im vergangenen Jahr auch schon die Conference League gewonnen. Und natürlich gönne ich den Römern, dass sie über die Meisterschaft in die Champions League kommen. Da haben sie gute Chancen, bei uns wird es ein bisschen schwieriger.

Das Herz sagt also Bayer Leverkusen. Was sagt der Kopf, wer sich durchsetzen wird?

Völler: Ich denke, das sind zwei 50:50-Spiele, bei denen die Tagesform entscheiden wird. In jedem Fall wird es ein großes Erlebnis sein, auch für die Spieler. Es wird eine tolle Stimmung im Olympiastadion herrschen. Ich habe am Donnerstag beide Spiele gesehen, auch das von Rom. Und da konnte man erkennen, welch große Euphorie José Mourinho dort entfacht hat.

Überhaupt schwimmt der italienische Fußball wieder auf einer Erfolgswelle …

Völler: Ja, er boomt wieder richtig. Wir sind der letzte deutsche Club in einem europäischen Halbfinale. Italien hat fünf. Das ist ja der Wahnsinn. Die Italiener feiern sich auch gerade alle richtig dafür. Aber auch zurecht, wenn man so viele Vereine im Semifinale hat.

Aber Sie trauen Leverkusen den Titel zu?

Völler: Ich sage schon seit vielen Jahren, dass die Europa League ein Wettbewerb ist, in dem wir als Club in der Lage sein müssen, immer mal wieder bis zum Ende dabei zu sein. Vor drei Jahren waren wir im Viertelfinale und sind leider an Inter Mailand gescheitert. Jetzt hast du diesen Lauf, die Mannschaft hat ja schon in den zurückliegenden Wochen wunderbaren Fußball gespielt.

ZUR PERSON: Rudi Völler (63) war einst einer der besten Stürmer im deutschen Fußball und wurde Weltmeister 1990. Als Funktionär diente er vor allem dem DFB, wo er von 2000 bis 2004 Teamchef der Nationalmannschaft war und seit Februar Sportdirektor ist. Für Bayer Leverkusen stürmte er von 1994 bis 96, danach war er – unterbrochen nur durch die DFB-Zeit – bis vergangenen Sommer sportliche Führungskraft. Für die Roma spielte er von 1987 bis 1992 und war 2004 kurzzeitig Cheftrainer.

Holger Schmidt, dpa
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