Frankfurts Jesper Lindström (M) jubelt nach seinem Treffer zum 1:0 gegen Olympique Marseille. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Auch nach dem Abpfiff flogen Raketen aus den Fanblöcken. Während sich die Spieler von Eintracht Frankfurt auf dem Rasen über den ersten Champions-League-Erfolg der Vereinsgeschichte freuten, gingen die Verfehlungen auf den Rängen weiter.

Trotz des 1:0 (1:0)-Erfolgs bei Olympique Marseille hat die Eintracht durch einen hässlichen Auftritt seiner Fans Sympathien verspielt. Nun muss die SGE ein Geisterspiel in der Champions League fürchten.

Die Freude über das Siegtor von Jesper Lindström (43. Minute) und die ersten drei Punkte, mit denen die Hessen in der Gruppe D zum nächsten Gegner Tottenham Hotspur auf Rang zwei aufschlossen, wurde durch die Entgleisungen der mitgereisten Fans erheblich getrübt. Nachdem die Eintracht wegen des Platzsturms im Europa-League-Halbfinale gegen West Ham United von der UEFA zu einem Zuschauerausschluss auf Bewährung verurteilt worden war, droht die Heimpartie gegen Tottenham am 4. Oktober vor leeren Rängen zu steigen.

Dennoch überwog erst mal die Freude. «Der erste Champions-League-Sieg der Vereinshistorie ist unglaublich. Das ist ein großer Erfolg», sagte Sportvorstand Markus Krösche. Auch Mittelfeldspieler Daichi Kamada war froh. «Heute haben wir zusammengehalten und den Frankfurt-Stil gespielt», sagte der Japaner bei DAZN. «Es war sehr wichtig für uns zu gewinnen.»

Eintracht von Beginn an konzentriert

In der heißen Atmosphäre war die Mannschaft cool geblieben. Was hatte sich das Team nach dem 0:1 gegen Wolfsburg Kritik von Trainer Oliver Glasner anhören müssen – und der Appell des Österreichers zeigte Wirkung. Anders als zuletzt präsentierten sich die Frankfurter von Beginn an hochkonzentriert. Marseille wurde zwar schnell gefährlich, Alexis Sanchez (12./23.) zielte aber zweimal knapp daneben. Frankfurt musste bis zur 25. Minute auf die erste Chance warten, der Flachschuss von Randal Kolo Muani war aber kein Problem für den Torwart.

Es entwickelte sich anfangs keine Partie mit großen Gelegenheiten. Was auch daran lag, dass die Eintracht in der Defensive sehr sicher agierte. Richtig brisant wurde es von Beginn an nur auf den Rängen. Schon vor dem Anpfiff waren aus beiden Fanblöcken Leuchtraketen abgefeuert und Pyrotechnik gezündet worden. Für Wirbel sorgten außerdem Bilder im Internet, die einen Eintracht-Fan vorm Spiel beim Hitlergruß zeigen sollen. Während des Spiels knallten dann erst nur noch vereinzelt Böller im Stadion. Kurz vor dem Abpfiff flogen auch wieder Raketen aus den Blöcken.

Lindström sorgt aus kurzer Distanz für die Führung

Die aufgeheizte Stimmung beeindruckte die Eintracht aber überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Der konzentrierte Auftritt wurde noch vor der Pause belohnt. Nach einer unglücklichen Abwehr-Aktion von OM-Profi Rongier war Lindström auf einmal frei vor Keeper Pau Lopez und sorgte aus kurzer Distanz per Flachschuss für die Führung. Wenige Minuten nach der Pause hätte der Däne fast nachgelegt, seinen Schuss aus spitzem Winkel (54.) lenkte Lopez aber gerade noch an die Latte.

Das Spiel veränderte sich nun. Die Franzosen standen viel höher und wurden in der Abwehr offener. Durch Konter oder lange Bälle nach vorne kam die Eintracht immer wieder zu aussichtsreichen Gelegenheiten. Eine der besten davon hatte erneut Kolo Muani (75.), der nach feinem Solo frei vor dem Tor an Lopez scheiterte. Zudem wurde ein Tor von Daichi Kamada (79.) wegen Abseits aberkannt. So konnte sich Frankfurt nur eines vorwerfen: Die Chancenverwertung.

Von Eric Dobias und Nils Bastek, dpa
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