Auftaktsieg gelungen: Österreich-Torschütze Marko Arnautovic (r) wird von David Alba auf besondere Art beglückwunscht. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Ghement/POOL EPA/AP/dpa)

Erholsam war der historische Kurztrip nach Bukarest für die Österreicher nicht unbedingt.

Erst weit nach Mitternacht rollte der Mannschaftsbus am Teamhotel in der Heimat vor, immerhin sehr zufrieden dürfte die Auswahl um den künftigen Real-Madrid-Star David Alaba dann aber ins Bett gegangen sein. «Episch», ein «Sieg für die Geschichte», schrieb die «Kronen»-Zeitung nach dem 3:1 (1:1) gegen Neuling Nordmazedonien am Vorabend. Im siebten Versuch war Österreich der erste Sieg bei einer Fußball-Europameisterschaft gelungen – und jetzt?

Alaba: «Erstes Ziel erreicht»

«Wir haben unser erstes Ziel erreicht», sagte Alaba, der ungewohnt auch im Nationaltrikot wie mehrfach beim FC Bayern das Spiel als zentraler Innenverteidiger organisiert hatte. «Da wollen wir weitermachen.» Gemeint war der Einzug in die K.o.-Runde, und weil auch die vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale einziehen, ist ein Sieg dafür schon einmal eine sehr gute Voraussetzung.

«Es ist extrem wichtig, dass du gut rein startest», sagte Leipzigs Marcel Sabitzer, der mit einem starken Pass das 1:0 des Gladbachers Stefan Lainer (18. Minute) vorbereitet hatte. In der kniffligen Gruppe C warten am Donnerstag (21.00 Uhr) in Amsterdam Mitfavorit Niederlande und am 21. Juni wieder in Bukarest die Ukraine. Ihr Teamquartier haben die Österreicher im heimischen Seefeld.

Für die mit viel Bundesliga-Erfahrung besetzten Österreicher scheint mehr möglich als bei den bitteren Vorrunden-Pleiten 2008 und 2016. Alaba, Sabitzer, auch Lainer und Leipzigs Konrad Laimer – der deutsche Trainer Franco Foda hat mehrere Spieler, die den Unterschied in engen Spielen ausmachen können. Und im Sturm zwei Joker, die in der Arena Națională ihre ganz persönliche Geschichte schrieben.

Gregoritsch überglücklich

«Das bedeutet mir heute die Welt. Für mein Land bei einer Europameisterschaft getroffen zu haben, das ist unbeschreiblich», sagte Michael Gregoritsch, der zum 2:1 getroffen hatte (78.). Der 27-Jährige hat keine leichte Zeit hinter sich nach torlosen Monaten als Ergänzungsspieler in Augsburg und zuvor auf Schalke. «Ich hab‘ noch keine Kinder – aber ich stell mir das gleich schön vor wie Kinder kriegen», sagte der Stürmer über seinen perfekten EM-Start.

Der Andere, China-Legionär Marko Arnautovic, bekam nach seinem Tor zum Endstand (89.) warme Worte mit auf den Weg Richtung Heimat. Nicht nur der Trainer lobte den weiterhin enorm ehrgeizigen 32-Jährigen, der vor Jahren auch mal für Werder Bremen gespielt hatte und inzwischen in Shanghai sein Geld verdient. Ein Startelf-Einsatz in den Niederlanden ist sicher wahrscheinlicher geworden. «Er ist nicht nur auf dem Platz wichtig, sondern auch außerhalb», sagte Alaba. «Wir wissen genau, was wir an Marko haben.»

Lob von Lothar

Auch der deutsche Rekordnationalspieler Lothar Matthäus lobte als Experte der «Kronen»-Zeitung die Leistung der Österreicher und rät zu mehr Einsätzen von Alaba als Chef-Organisator in der Abwehrkette. «Ich hoffe, dass das irgendwann mal aufhört, den Alaba Hin und Her zu schieben auf verschiedene Positionen», sagte Matthäus. Die Rolle des 28-Jährigen als eine Art Libero passte gegen Nordmazedonien, das nach dem Sensationssieg in der WM-Qualifikation Ende März in Deutschland aber gar nicht so weit weg war von der nächsten Überraschung.

«Bitte macht mir einen Gefallen, vermeidet diese Fehler in Zukunft», sagte Matthäus über das zwischenzeitliche 1:1, das Nordmazedoniens Altstar Goran Pandev (28.) unter Mithilfe der da schwachen Abwehr der Österreicher erzielt hatte. «Weil die anderen Gegner werden doch ein bisschen mehr Qualität haben», sagte Matthäus.

Von Jan Mies, dpa
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