Kroatiens Luka Modric (l) ist mit dem Ergebnis gegen Marokko nicht zufrieden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Themba Hadebe/AP/dpa)

Luka Modric wirkte ein wenig genervt. «Natürlich haben wir große Ambitionen, aber das erste Ziel ist, die Gruppenphase zu überstehen», sagte der Ausnahmefußballer nach dem WM-Stottertart des Vize-Weltmeisters Kroatien beim 0:0 gegen Marokko in Al-Chaur. Er fügte beschwichtigend hinzu: «Es ist nur das erste Spiel. Für uns wird es jetzt sicherlich einfacher und wir werden noch besser spielen.»

Es war jedenfalls ein empfindlicher Stimmungsdämpfer für die Kroaten, träumen sie doch von einer ähnlichen Erfolgsgeschichte wie in Russland vor vier Jahren. Doch den Titelansprüchen wurden sie beim müden Auftritt kaum gerecht. «Das ist ein anderes Turnier», betonte Nationaltrainer Zlatko Dalic. «Wir können keine Vergleiche ziehen bei zwei verschiedenen Generationen.» Ein bisschen mehr Mut und mehr Ideen hatte der Coach von seiner Mannschaft aber schon erwartet.

Drucksituation für Kroatien

So befinden sich die Kroaten gleich in einer Drucksituation. Gegen Außenseiter Kanada am Sonntag ist ein Sieg fast schon Pflicht, denn zum Abschluss wartet noch Mitfavorit Belgien. Modric, der 2018 zum besten Spieler des Turniers gekürt worden war, hält einen ähnlichen Erfolgslauf noch für möglich. «Wenn wir die Gruppenphase überstehen, können wir zu einem gefährlichen Gegner werden.»

Das waren die Kroaten gegen Marokko nicht. Zwar versuchte Modric, der fünfmalige Champions-League-Gewinner von Real Madrid, mit seiner feinen Technik und den millimetergenauen Pässen das Spiel seiner Mannschaft anzukurbeln, doch den Kroaten mangelte es gegen die robuste Defensive der Marokkaner an Durchschlagskraft. Auch Modric fehlten die genialen Ideen. So trat auch der Hoffenheimer Andrej Kramaric im Sturmzentrum kaum in Erscheinung, in der zweiten Halbzeit wurde der Stürmer ausgewechselt. Es sei gerade in der ersten Halbzeit ein verkrampfter Auftritt gewesen, meinte der Leipziger Josko Gvardiol, der wegen seines Nasenbeinbruches mit einer Maske spielte.

Marokkos Trainer: «Ich bin stolz auf die Jungs»

Außenseiter Marokko darf – auch dank der vielen Fans im Rücken – auf weitere Überraschungen hoffen. «Das Ergebnis ist großartig. Wir haben gegen den Vize-Weltmeister gespielt. Das ist ein hohes Niveau. Ich bin stolz auf die Jungs», sagte Trainer Walid Regragui und merkte an: «Wenn du das erste Spiel verlierst, ist der Traum fast beendet. Dieses Spiel gibt uns Selbstvertrauen.» Zumal die mehr als 20.000 mitgereisten Fans für Heimspiel-Atmosphäre sorgten. Jeder Angriffsversuch wurde lautstark begleitet. «Die Fans sind unglaublich. Sie haben uns zum Maximum gepusht», sagte der Coach, der erst im August das Nationaltrainer-Amt von Vahid Halilhodzic übernommen hatte.

Ob Bayern-Profi Noussair Mazraoui in den nächsten Spielen noch mitwirken kann, ist fraglich. Der Außenverteidiger verletzte sich bei einem Kopfball offenbar an der Hüfte und musste mit einer Trage vom Platz gebracht werden.

Stefan Tabeling, dpa
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