Luka Modric (M) und seine Mitspieler im Diskurs mit dem Schiedsrichter. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andrew Milligan/PA Wire/dpa)

Glücklich sah Kroatiens Star Luka Modric mit der Trophäe für den Spieler des Spiels in den Händen nicht aus.

Das 1:1 gegen Tschechien bedeutete für den WM-Zweiten den nächsten EM-Stimmungsdämpfer – gegen Schottland greifen die Feurigen am Dienstag im Gruppenfinale nach ihrer letzten Chance. «Wir haben noch ein Spiel, in dem wir unbedingt einen Erfolg brauchen», mühte Modric den Blick nach vorne. Ein Sieg gegen die beim 0:0 gegen England typisch tapferen «Bravehearts» am kommenden Dienstag in Glasgow muss her, sonst ist in der Vorrunde bereits Schluss für die kroatische Fußball-Nationalmannschaft.

«Liegt noch alles in unserer Hand»

«Es liegt noch alles in unserer Hand», sagte Trainer Zlatko Dalic und sprach von einer «zusätzlichen Chance». Diese positive Sichtweise teilten die Medien in der Heimat nicht. «Das Spiel der kroatischen Nationalmannschaft unterschied sich in keiner Weise von den blassen Leistungen, an die wir seit einiger Zeit gewöhnt sind», schrieb die Zeitung «Vecernji» – und kritisierte sogar den ehemaligen Weltfußballer Modric. «Diesmal zeigte sogar Luka Modric Unsicherheit, wirkte ziemlich müde.» Es habe ein Anführer gefehlt. «Kroatien sah wieder nicht gut aus», stellte die Zeitung «Jutarnji List» fest.

Dalics Taktik warf Fragen auf. Vier hochkarätige Offensivkräfte hatte er aufs Feld geschickt, Ideen und Durchschlagskraft fehlten dennoch. Zu breit und zu tief habe seine Mannschaft gestanden, den Tschechen gerade in der ersten Hälfte zu viele Räume gegeben, haderte Dalic mit dem Auftritt. «Das ist nicht das echte Kroatien, wir müssen gegen die Schotten mutiger sein», forderte das Portal «Klik.hr».

Tschechen mit aufopferungsvollen Kampf

Gegen aufopferungsvoll kämpfende Tschechen kamen die genialen Individualisten um Modric kaum zur Entfaltung. Nur der ehemalige Bundesliga-Profi Ivan Perisic traf zum 1:1-Endstand (47.). Selten zeigten die Offensivkräfte wie der Ex-Frankfurter Ante Rebic oder Hoffenheims Andrej Kramaric, der am Samstag 30 Jahre alt wurde, ihr Potenzial. «Wir wollten Eins-gegen-Eins-Duelle erzwingen, Raum gewinnen. Aber das hat nicht funktioniert», stellte Nationaltrainer Dalic anschließend ernüchtert fest.

Vor allem die erste Halbzeit wirft Fragen auf. Fast wirkte es so, als seien die Kroaten von den frühen tschechischen Attacken beeindruckt. «Wir haben sehr schlecht organisiert angefangen, sahen in der zweiten Halbzeit aber besser aus», räumte Real-Madrid-Star Modric ein.

Es dauerte lange, bis sich Modric & Co. chancenreich vor dem gegnerischen Tor zeigten – und dann vergab Rebic die große Möglichkeit zum direkten Ausgleich überhastet (39.). «Wir haben schlecht begonnen, hatten wenig Selbstbewusstsein, keinen Glauben», sagte Modric. «Wir haben nicht das gezeigt, das wir können.»

Unsicherheit, Pech und zuviel Riskio

Stattdessen machte sich Unsicherheit breit. Hinzu kam Pech – gepaart mit zu viel Risiko im Zweikampf. Als der im Vergleich zum 0:1 gegen England neu aufgebotene Abwehrchef Dejan Lovren im Luftkampf mit Tschechiens Bundesliga-Stürmer Patrik Schick den Ellbogen zu ungestüm einsetzte, zeigte der spanische Schiedsrichter Carlos del Cerro Grande nach Betrachtung der Videobilder auf den Elfmeterpunkt. Noch blutend verwandelte Schick (37.) – es war der dritte Turniertreffer des Leverkuseners.

Nun hilft nur Attacke. «Wir müssen aggressiver, schneller werden, mehr laufen. Wir müssen das dritte Spiel viel besser angehen», forderte Coach Dalic. Modric ergänzte: «Wir können es uns nicht leisten, so zu spielen.» Eine Statistik müssen die Kroaten für das Weiterkommen aufbessern: In vier Gastspielen im Hampden Park haben sie noch nie gewonnen.

Von Benedikt von Imhoff, Kathrin Lauer und Christian Kunz, dpa
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