Netzte beim Leverkusener Sieg in Gladbach gleich doppelt ein: Victor Boniface (r). (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Jonas Hofmann beglückwünschte seine Mitspieler und holte sich dann den Applaus der mitgereisten Leverkusener Fans ab.

Die brisante Rückkehr zu Ex-Club Borussia Mönchengladbach geriet für den Nationalspieler triumphal – doch große Genugtuung war ihm nach dem klaren 3:0 (2:0)-Sieg am Samstagabend mit Bayer Leverkusen nicht anzumerken.

«Es war erstmal wunderschön, durch die Katakomben zu laufen und viele Gesichter wiederzusehen. Wenn es nicht emotional geworden wäre, hätte ich mir selber Vorwürfe als Mensch gemacht», sagte Hofmann dem TV-Sender Sky. Die Unmutsäußerungen von Teilen der Gladbacher Fans nehme er nicht persönlich. «Ich habe es auch erwartet, dass der eine oder andere Pfiff kommt.»

Boniface trifft doppelt

Mit seiner Vorlage zum zweiten Leverkusener Tor durch Jonathan Tah (45.+6) «revanchierte» sich Hofmann für lautstarke Pfiffe der Gladbacher Anhänger vor dem Spiel. Dem starken Victor Boniface gelang vor 54.042 Zuschauern zudem ein Doppelpack (18. Minute/53.). Die Leverkusener dominierten nach Belieben und feierten eine Woche nach dem starken Liga-Auftakt gegen RB Leipzig (3:2) den nächsten Sieg. 

Das Team von Trainer Xabi Alonso bestätigte damit die beachtliche Frühform gegen seinen Lieblingsgegner. Der letzte Gladbacher Sieg gegen Bayer liegt bereits vier Jahre zurück, seitdem kassierte die Borussia im West-Duell nun die siebte Niederlage im achten Spiel. Angesichts der aktuellen Stärke Leverkusens scheint es nach der Länderspielpause am vierten Spieltag am 15. September zu einem echten Top-Spiel beim FC Bayern München zu kommen. «Heute hat jeder gezeigt, was für einen guten Fußball wir spielen können», sagte Nationalspieler Florian Wirtz: «Es hat sehr viel Spaß gemacht.»

Viel Arbeit hat dagegen noch Gladbachs neuer Trainer Gerardo Seoane, für den es ein bitteres Wiedersehen mit seinem Ex-Club war, der ihn vor zehn Monaten beurlaubt hatte. In der ersten Halbzeit bekam der Schweizer Einbahnstraßen-Fußball zu sehen – in Richtung des Tores seiner Borussia. Leverkusen hatte deutlich mehr Ballbesitz und dominierte die schwachen Gladbacher nach Belieben. Wenn die Borussia mal den Ball eroberte, ging es viel zu langsam oder fehlerhaft nach vorne. 

Dem für gut 20 Millionen Euro verpflichteten Boniface gelang nach knapp 20 Minuten sein erster Bundesligatreffer zur verdienten Führung. Nur drei Minuten später jubelten die Gäste mit Ausnahme von Granit Xhaka erneut, aber vergeblich. Ein Knaller des früheren Gladbachers aus gut 20 Metern ins Netz wurde wegen einer vorherigen Abseitsposition zu Recht abgepfiffen. Auf Jubelposen hatte der Schweizer ob seiner erfolgreichen Gladbacher Vergangenheit ohnehin verzichtet. 

Dennoch konnte Seoane das behäbige Spiel seines Teams gegen freilich auch starke Leverkusener nicht gefallen. Schon früh schickte der Gladbacher Coach seine Ersatzspieler zum Warmmachen. Die Drohung wirkte indes nur kurz. Nach einer wilden Spielphase, in Borussen-Stürmer Tomas Cvancara bei einem Konter den Ausgleich vergab, erhöhte Leverkusen in der sechsten Minute der Nachspielzeit noch vor dem Halbzeitpfiff.

Hofmann ausgepfiffen

Die Vorarbeit leistete dabei ausgerechnet der frühere Gladbacher Hofmann, der zum Ärger der Borussia im Sommer eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag gezogen hatte und für zehn Millionen Euro nach Leverkusen gewechselt war. Um den Wechsel des 31 Jahre alten Nationalspielers, der als feste Größe in Gladbach eingeplant war, hatte es bis zuletzt etliche Diskussionen gegeben. 

Zwar wurde Hofmann vor und während des Spiels nach acht Jahren am Niederrhein lautstark ausgepfiffen. Insgesamt blieben heftige Unmutsbekundungen aber aus. Dies mag auch an der deutlichen Unterlegenheit der Borussia gelegen haben. Schon früh in der zweiten Halbzeit sorgte Boniface für die Entscheidung, da Marvin Friedrich im Zweikampf nur plump agierte und den Nigerianer im Zweikampf nicht entscheidend störte. Erst danach ließen es die Gäste gemächlich angehen und ermöglichten den Gladbachern einige Offensivaktionen, die aber weitestgehend harmlos blieben. 

Von Carsten Lappe, dpa
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