Leipzigs Benjamin Sesko (l) erzielt ein Tor, das wegen Abseits aber nicht gegeben wird. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa)

Selbst Toni Kroos sprang den Leipzigern in ihrem Frust über den gefühlten Tor-Klau beiseite. «Es war ein Tor, hätte man geben müssen», sagte der deutsche Mittelfeld-Star von Real Madrid nach dem eher schmeichelhaften 1:0 der Königlichen im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei RB Leipzig dem Sender Prime Video.

Aber der Kopfballtreffer nach nur 97 Sekunden von Benjamin Sesko zählte nicht. Das brachte so manchen bei RB in Rage und wirkte noch lange nach Schlusspfiff nach.

«Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben, dass wir das Tor nicht bekommen, das war eine Fehlentscheidung», schimpfte Sportdirektor Rouven Schröder, Trainer Marco Rose sagte: «Keine Ahnung, was gepfiffen wurde, es war kein Abseits, es war kein Foul.» Denn Sesko stand bei seinem Kopfball nicht im Abseits – und Benjamin Henrichs im Rücken von Torwart Andrij Lunin war unbeteiligt.

Rose: «Keine Schiri-Story draus machen»

Der 47 Jahre alte Rose wollte dennoch «keine Schiri-Story draus machen». Wichtig sei ihm viel mehr die Einsicht. «Wenn er sich es anguckt, dann gesteht er sich den Fehler ein. Wenn er es macht, dann bin ich auch fein damit. Ich mache auch Fehler, manchmal zwei, drei am Tag. Wichtig ist, das man dazu steht.»    

Das Schiedsrichter-Gespann aus Bosnien-Herzegowina um Irfan Peljto war auch von Video-Schiedsrichter Pol van Boekel aus den Niederlanden nicht korrigiert worden. Und selbst wollte Peljto, der erst acht Champions-League-Spiele leitete und seinen ersten Einsatz in der K.o.-Phase hatte, nicht auf dem TV-Schirm schauen. «Das ist schwer zu akzeptieren, aber wir wollen uns nicht beschweren», sagte Schröder zur Aufreger-Szene.

Einigkeit herrschte auch über das einzige gültige Tor des Abends von Brahim Diaz in der 49. Minute. «Ein Traumtor, das muss man dann auch mal zu akzeptieren», sagte Rose zum Gala-Auftritt des 24-Jährigen, der den angeschlagenen Jude Bellingham somit bestens ersetzte. «Er hat ein spektakuläres Tor geschossen, unglaublich», meinte Reals Coach Carlo Ancelotti: «Immer wenn er anstelle von Jude gespielt hat, hat er seine Sache gut gemacht.»

Genervter Olmo nicht glücklich

Diaz, der nach einem Schlag auf den Knöchel am Mittwoch umgehend untersucht werden sollte, umkurvte vor dem spielentscheidenden Moment erst Nationalspieler David Raum, setzte sich im Dribbling dann gegen Xavi Simons und Xaver Schlager durch und schlenzte den Ball schließlich gekonnt vorbei an Willi Orban und Peter Gulacsi ins Tor. 

Da musste auch Dani Olmo staunen, der nicht die erhofften Glanzmomente hatte. «Wir sind nicht glücklich mit dem Ergebnis, denn wir hatten mehrere Chancen, um zu treffen, aber haben es nicht getan. Brahim Diaz hat viel Qualität und nutzte seine Chance», sagte Olmo, der bei seiner Auswechslung sichtlich genervt vom Platz gegangen war.

Trotz des Auswärtssiegs erwartet Ancelotti am 6. März im Estadio Santiago Bernabéu keinen Selbstläufer. «Wir müssen aufpassen im Rückspiel. RB Leipzig ist eine Mannschaft, wo man leiden muss. Wir haben jetzt einen kleinen Vorteil und können dann auf unser Stadion zählen.»

Rose will auch in Madrid bestehen

Rose kündigte eine ähnlich couragierte Leistung an: «Wir fahren dahin, um auch als Mannschaft den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. Wir wollen uns auf jeden Fall zeigen und der bestmögliche, schwierigste Gegner sein.» 

Vorerst zählt aber nur die Bundesliga-Aufgabe an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen seinen Ex-Club Borussia Mönchengladbach. Nach dem 2:2-Ausrutscher in Augsburg fordert er im Kampf um die Champions-League-Plätze «mehr Selbstverständnis. Bei dem Aufwand ist der Ertrag zu wenig».

Von Frank Kastner, dpa
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