Rückt in den Fokus von Bundestrainer Flick: Julian Weigl. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

Julian Weigl legte bei dem auch für ihn selbst «riesig überraschenden» Comeback im Kreis der Fußball-Nationalelf einen Frühstart hin.

Schon zwei Stunden vorm offiziellen Treffpunkt checkte die Führungskraft von Benfica Lissabon am Montagabend im DFB-Teamhotel vor den Toren Frankfurts ein. Der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler will die Einladung von Hansi Flick nutzen, um auf den WM-Zug aufzuspringen. Einige hochkarätige Ausfälle im defensiven Mittelfeld könnten dem ehemaligen Dortmunder dabei helfen.

Nachdem Hansi Flick in den Testspielen am Samstag gegen Israel und danach in den Niederlanden womöglich neben Leon Goretzka auch auf dessen Bayern-Kollegen Joshua Kimmich verzichten muss, der wegen der bevorstehenden Geburt seines dritten Kindes zunächst in München geblieben ist, rückt Weigl neben dem Mainzer Neuling Anton Stach in den Fokus: Weigl könnte nach fünf Jahren sein Länderspiel-Comeback feiern – und das ausgerechnet auf der Position von Kimmich (27).

Bei Benfica gereift

Flick will sich in dieser Woche persönlich ein Bild vom ehemaligen Dortmunder Weigl machen, der bei Benfica gereift und gesetzt ist. Mit Portugals Topclub steht Weigl sogar im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Liverpool. «Julian war lange nicht dabei. Wir wissen, was er kann, aber wir wollen ihn auch mal live sehen», sagte Flick.

Dass Weigl beim ersten Training in Frankfurt am Montagvormittag auf dem Platz fehlte, hatte eine einfache Erklärung: Er pausierte aus Gründen der Belastungssteuerung wie alle Akteure, die noch am Sonntag im Ligaeinsatz waren. Weigl war bei Benficas 2:1 gegen Estoril mal wieder 90 Minuten im Einsatz gewesen.

Mit der Berufung ins erste DFB-Aufgebot 2022 hatte Flick auch Weigl verblüfft. «Es wäre eine riesige Überraschung, wenn ich noch auf den WM-Zug aufspringen würde», hatte dieser erst kurz zuvor gesagt. Umso erfreuter reagierte er nach der Einladung. «Die WM ist natürlich ein großer Traum. Es wäre eine große Ehre, wenn ich dabei wäre.»

Back-up für Kimmich gesucht

Flick fahndet für das Turnier in Katar nach einem Back-up für Leistungsträger Kimmich: «Neben Jo brauchen wir eine Alternative.» Bei Weigl sieht er entsprechende Qualitäten. Der umsichtige Ballverteiler könnte auf der Sechser-Position den «Stabilisator» verkörpern, «der eine gewisse Absicherung bietet», wie Flick zum Anforderungsprofil sagte. «Julian ist einer, der gut organisieren kann, der mit den Teamkollegen um ihn herum spricht und sie coacht. Das brauchen wir. Wir brauchen da einen Spieler, der verlässlich ist. Neben Jo Kimmich brauchen wir eine Alternative.»

Weigl könnte also eine zweite Chance im DFB-Team bekommen. Die erste begann unmittelbar vor der EM 2016 im Alter von 20 Jahren – und das gemeinsam mit dem damals ein Jahr älteren Kimmich. Beide debütierten vor sechs Jahren beim 1:3 gegen die Slowakei im Augsburger Starkregen. Danach nahm Flick-Vorgänger Joachim Löw beide Youngster mit zur EM nach Frankreich. Kimmichs steile DFB-Karriere begann dort. Weigl dagegen spielte keine EM-Minute und war danach bei Löw bald out. Fünf Jahre später wird die Weigl-Story nochmal neu geschrieben.

Von Klaus Bergmann und Arne Richter, dpa
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