Die Leverkusener jubeln nach dem Sieg im Elfmeterschießen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Am Ende von 120 Minuten emotionaler Berg- und Talfahrt und körperlicher Hochspannung standen die Profis von Bayer Leverkusen da, wo sie sicher nicht hinwollten. Es war ein Running Gag im Umfeld gewesen: Bloß nicht ins Elfmeterschießen kommen.

Doch so war es gekommen, nach dem 3:2 nach Verlängerung bei der AS Monaco, die ihrerseits 3:2 in Leverkusen gewonnen hatte. «Wir standen da im Kreis und waren alle im Arsch», sagte Mittelfeldspieler Robert Andrich: «Aber wir haben nochmal alle Kräfte gebündelt. Der Trainer hat die Schützen bekannt gegeben. Und alle haben direkt gesagt: Okay, wir schießen.»

Sieben der letzten acht Elfmeter hatte Bayer zuletzt wettbewerbsübergreifend verschossen, durch vier verschiedene Schützen. Doch an diesem Abend, voller Adrenalin und mit schweren Beinen drehte sich das komplett. Der Fluch wurde gebannt. Im bestmöglichen Moment, im Elfmeterschießen eines K.o.-Spiels in der Europa League. Nun steht das Team im Achtelfinale.

Der nächste Gegner ist ein alter Bekannter. Am 9. und 16. März treffen die Rheinländer auf Ferencvaros Budapest. Der ungarische Rekordmeister war bereist in der vergangenen Saison Gruppengegner in diesem Wettbewerb. Bayer gewann das Heimspiel 2:1, Ferencvaros das Rückspiel mit 1:0.

Kein Bayer-Fehlschuss

«Also damit, dass wir alle fünf reinmachen, hätte ich nicht gerechnet», gestand Nationalspieler Florian Wirtz, der beim Elfmeterschießen schon nicht mehr auf dem Platz stand, «weil ich ab Ende der regulären Spielzeit nach jedem Sprint in beiden Waden und beiden Oberschenkeln Krämpfe hatte». Doch tatsächlich, alle fünf Leverkusener trafen vom Punkt, und so war der eine Fehlschuss von Monacos Eliot Matazo genug für den Einzug ins Achtelfinale.

«In letzter Zeit waren die Elfmeter manchmal nicht gut. Heute waren sie super», sagte Trainer Xabi Alonso, der sich nach eigener Aussage keinerlei Sorge machte: «Ich war nicht nervös, ich hatte Vertrauen. Sie sind alle cool geblieben. Aber das war ja nicht nur bei den Elfmetern so, sondern auch das ganze Spiel vorher über.»

Lob von Rolfes

Den bisher größten Sieg seiner jungen Trainer-Karriere bejubelte er eher verhalten. «Wir hatten keine Zeit zu feiern», sagte Alonso: «Meine Familie war hier, wir haben diesen schönen Moment geteilt. Aber jetzt bin ich schon wieder fokussiert auf die Arbeit.» Mit seinem Team trainiert Alonso am Freitag noch im Fürstentum, erst am Samstagmittag geht der Flieger nach Basel. Am Sonntag steht das nächste Liga-Spiel beim SC Freiburg an. 

Sportchef Simon Rolfes sprach dem Coach aber den größten Anteil an diesem Erfolg zu. «Xabi hat viel Kritik bekommen nach dem Wochenende, weil er so viel gewechselt hat», sagte Rolfes mit Blick auf das 2:3 gegen Mainz in der Liga nach sechs personellen Wechseln: «Aber hätte er das nicht gemacht, wären wir hier nicht weitergekommen. Deswegen war es auch ein Sieg von ihm.»

Alonso wollte dieses Lob nicht. «Es ist ein Unterschied, solche Spiele als Spieler und als Trainer zu erleben», sagte der 41-Jährige aber: «Natürlich habe ich den Moment mit meinen Spielern genossen. Ich war glücklich für sie, dass sie diesen Moment kreiert haben. Natürlich bin ich stolz, und wir dürfen diesen Moment auch genießen. Aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns.»

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