Die Spieler von Hertha BSC waren nach der 0:3-Niederlage beim HSV bedient. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Axel Heimken/dpa)

Null Tore, null Punkte – und dann erstmal ab in den freien Sonntag. Manchmal ist Pal Dardai schwer zu verstehen. Doch der Trainer von Hertha BSC wird seine Gründe gehabt haben, nach dem 0:3-Tiefschlag beim Hamburger SV seine Spieler nicht, wie ursprünglich geplant, zum Training zu bitten.

Nach der dritten Niederlage ohne eigenen Treffer dämmert es den Berlinern langsam, dass die schlimmsten Befürchtungen Realität werden. Nach dem Bundesliga-Abstieg geht die sportliche Krise auch in der zweiten Fußball-Liga nämlich einfach weiter. 

Dardai benutzte bei seiner Analyse des HSV-Spiels immer wieder das entscheidende Wort: «Qualität». Die fehlt. Das war in Hamburg offenkundig. «Ich brauche das nicht erzählen, es ist eine schwierige Liga. Da müssen wir ankommen», forderte der Hertha-Coach am Sky-Mikrofon. Trotz den 0:1-Niederlagen bei Fortuna Düsseldorf und gegen Wehen-Wiesbaden schien es in Berlin zuletzt, als wiederhole sich ein fataler Fehler aus der Vorsaison. Die Stimmung sei doch so prächtig, wurde lange postuliert, alle hatten sich irgendwie lieb bei der Hertha – und taumelten Richtung sportlichen Abstieg. 

Leistner spricht Klartext

Auch Dardai hebt gerne den guten Charakter seiner Spieler hervor, doch die Club-Ikone scheut auch nicht den Blick auf die Realitäten. «Wir haben Spieler geholt, das sind nette und gute Jungs, die helfen uns. Es kann aber keiner erwarten, dass wir Wunderfußball spielen, da müssen wir ehrlich sein», sagte der 47-Jährige. 

Verteidiger Toni Leistner, der sich gegen seinen Ex-Club schmerzhaft die Nase lädierte, sprach auch Klartext. «Die ersten Spiele waren wir kompakt hinten und haben nach vorne nichts hinbekommen. Heute haben wir nach vorne erst recht nichts hinbekommen. Wir reden immer die ganze Woche ganz viel, aber im Endeffekt fehlt die Qualität dann wahrscheinlich auch», sagte der Verteidiger. Da war es wieder, das schonungslose Wort der Qualität. Ohne Punkt und ohne Tor stand noch kein Bundesliga-Absteiger seit Einführung der eingleisigen 2. Liga nach drei Spielen da, schrieb der Datendienstleister Opta auf der Plattform X. 

Trendwende bleibt vorerst aus

Die Berliner hatten nach dem 5:0 im DFB-Pokal beim FC Carl Zeiss Jena in der Vorwoche auf eine Trendwende in der Liga gehofft. Gegen den Viertligisten reichte die Qualität. Gegen den HSV war die Hertha im Traditionsduell chancenlos. «Diese Woche habe ich noch gedacht, wenn wir so in Hamburg spielen, dann gewinnen wir. Aber es ist nichts davon rausgekommen», monierte Dardai den Auftritt. 

Nach dem Bundesliga-Abstieg vollzieht die Hertha einen personellen Umbruch, da viele Spieler aus ökonomischen Gründen verkauft werden müssen. Dardai hat individuelle Könner wie Dodi Lukebakio oder Myziane Maolida konsequent nicht in seinem Aufgebot – obwohl sie vielleicht bis zu einem erstrebten Verkauf bis Ende September noch helfen könnten. «Uns ist daran gelegen, die Situation zu lösen. Das ist die Aufgabe für die nächsten knapp 14 Tage und da sind wir ganz optimistisch», sagte Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber bei Sport1 über einen erhofften und ökonomisch notwendigen Millionentransfer von Lukebakio. 

Dardai wird nicht mit maßgeblichen Verstärkungen rechnen können. Er wird mit den Spielern auskommen müssen, die da sind. «Wir haben einen starken Teamgeist in der Mannschaft, das merkt man tagtäglich in der Kabine. Wir müssen es auf den Platz bekommen, das fehlt uns aktuell noch», sagte Tjark Ernst, der nach der Suspendierung von Marius Gersbeck mit 20 Jahren plötzlich Stammtorwart ist. Die nächste Chance folgt am kommenden Samstag (13.00 Uhr/Sky) im Olympiastadion gegen die SpVgg Greuther Fürth.

Arne Richter und Jann Philip Gronenberg, dpa
Folge uns

Von