Die Spieler von Hertha BSC sind nach der Niederlage gegen Leipzig enttäuscht. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

«Abstiegskampf annehmen!» stand schon am Sonntag auf einem wohl von Fans angebrachten Banner am Trainingsgelände von Hertha BSC.

Dass seine Mannschaft das getan hat, da ist sich Trainer Tayfun Korkut auch nach der 1:6-Heimpleite gegen RB Leipzig sicher. «Das Ergebnis kann und will ich nicht kleinreden, aber ich werde auch die Leistung nicht kleinreden lassen, vor allem die ersten 62 Minuten nicht», sagte der 47-Jährige. Das Endergebnis sei «Wahnsinn», sagte der Trainer. Seine Mannschaft habe den Plan bis dahin diszipliniert umgesetzt, «hat das richtig gut gemacht.»

Debakel im Olympiastadion

Eine Partie, die dem Berliner Fußball-Bundesligisten neue Hoffnung im Abstiegskampf hätte geben können, endete mit einem Debakel. Höchste Heimniederlage in dieser Saison, Tiefschlag in einer ohnehin hochkritischen Phase auch noch mit einem Corona-Ausbruch, dazu die kommenden schweren Gegner.

Dabei hatte man den Leipzigern das Leben gut eine Stunde lang schwer gemacht, war nach dem Ausgleich von Stevan Jovetic sogar nah am eigenen Führungstreffer. «Wir waren kurz davor, es kippen zu lassen», so Korkut. «Wir jammern nicht, wir gehen positiv nach vorne», betonte Hertha-Manager Fredi Bobic. Seinem Trainer stärkte Bobic den Rücken: «Er macht das so, wie man sich das in der Situation vorstellt. Null Aktionismus, ein ganz klarer Plan.»

Und trotzdem: Die Hertha braucht mehr «Nehmerqualitäten», das sagt auch Korkut. Marc Oliver Kempfs Ringereinlage gegen Leipzigs Christopher Nkunku im Strafraum brachte die Wende im Spiel. Vorwürfe wolle er Kempf nicht machen, betonte Korkut. Es sei aber der Moment gewesen, der das Spiel in zwei Teile getrennt habe. Mit dem Strafstoß ging Leipzig mit 2:1 in Führung, dazu flog Kempf vom Platz – Hertha brach auseinander. «Dann haben wir uns abschießen lassen, was natürlich auch nicht passieren darf», sagte Mittelfeldspieler Marco Richter.

Nur einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsrang

Bei allem Bemühen der Verantwortlichen, die positiven Ansätze im Spiel der Berliner zu betonen, die Mannschaft muss Punkte holen. Auch unter Korkut häufen sich die bitteren Pleiten. Mit dem Türken holte die Hertha neun Punkte aus zehn Spielen, unter Vorgänger Pal Dardai waren es immerhin noch 14 Punkte aus 13 Partien gewesen. Der Vorsprung auf den Relegationsrang beträgt einen Punkt – und das Restprogramm des Hauptstadtclubs ist nicht ohne.

Nun kommt auch noch personelle Not dazu: Sechs Corona-Fälle bei den Spielern kamen kurz vor der Partie gegen Leipzig dazu, acht standen Korkut damit wegen positiver Befunde insgesamt nicht zur Verfügung. Dazu ist Herthas Bester gegen Leipzig, Stevan Jovetic, auch noch angeschlagen. Es sei noch unklar, wer im nächsten Spiel beim starken Tabellensechsten SC Freiburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) wieder zur Verfügung stehe, sagte Korkut.

Man müsse sich trotzdem mit der gleichen Fokussierung vorbereiten wie auf das Spiel gegen Leipzig. «Es geht ganz viel darum, dass die Gruppe zusammenbleibt», sagte Korkut. «Wenn man eng zusammenbleibt, kann man auch ein bisschen mehr abbekommen und fällt trotzdem nicht so schnell um.» Das Banner am Trainingsgelände war am Montag weg, vermutlich hatte es einfach der Sturm in Berlin fortgeweht.

Von David Langenbein und Jens Marx, dpa
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