Nathan Aké (2.v.r) köpfte zur Führung für Man City ein. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Zac Goodwin/Press Association/dpa)

Jesse Marsch klopfte seinem Trainerkollegen Pep Guardiola anerkennend auf die Schulter. Seine Spieler trotteten nach dieser bitteren Lehrstunde in der Champions League bedrückt in die Kabine.

Trotz dreier Tore von Christopher Nkunku verlor RB Leipzig bei Guardiolas Fußball-Starensemble von Manchester City mit 3:6 (1:3). Vier Tage nach der 1:4-Pleite gegen den deutschen Meister FC Bayern war auch der englische Champion deutlich besser. Die Cityzens legten auch nach den Nkunku-Treffern (42./51./73. Minute) immer wieder nach.

Nathan Aké (16.), Leipzigs Nordi Mukiele (28./Eigentor), Riyad Mahrez (45.+2/Handelfmeter), 113-Millionen-Mann Jack Grealish (56.), João Cancelo (75.) und Gabriel Jesus (85.) trafen für die Gastgeber. In der Schlussphase schwächte Leipzig sich zudem selbst: Angeliño wurde mit Gelb-Rot vom Platz gestellt (79.). Im Parallelspiel der Gruppe A kam Paris Saint-Germain nicht über ein 1:1 (1:1) gegen den FC Brügge hinaus.

«Wir haben viel zu einfache Tore bekommen. Wenn du solche Tore bekommst, wird es schwer, hier zu gewinnen», sagte Emil Forsberg beim Streamingdienst DAZN. «Wollen wir mithalten, dürfen wir nicht so einfach Tore bekommen. So einfach ist das. Das tut weh.»

Man City mit viel Tempo

Der deutsche Vizemeister war von Beginn an stark gefordert. Im feinen dunklen Anzug mit Krawatte rief Marsch immer wieder Anweisungen auf den Platz, seine Leipziger hatten Mühe, offensiv in die Partie zu finden. Manchester spielte mit viel Tempo und direkten Pässen in die Spitze – brauchte aber eine Standardsituation zur Führung. Bei einem Eckball des teuren Neuzugangs Grealish setzte sich Aké zentral vor dem Tor gegen Mukiele und Willi Orban durch, der Kopfball war für Peter Gulacsi aus kurzer Distanz nicht mehr zu halten.

Guardiola jubelte in seinem 300. Spiel als City-Coach kurz und kräftig, forderte dann aber sofort wieder Konzentration von seinen Skyblues. Der frühere Bayern-Trainer war wild gestikulierend und oftmals außerhalb seiner Coaching-Zone wieder voll in seinem Element. Marsch hatte kurz vor der Partie noch gewarnt: Man City sei einer der «besten Gegner der ganzen Welt». Im Vergleich zum Bayern-Spiel müsse sein Team deutlich kompakter stehen. Das wurde gegen die Starspieler um den nach längerer Verletzungspause zurückgekehrten Kevin De Bruyne zunehmend schwerer.

Im Umschaltspiel verpassten die Leipziger zu oft den entscheidenden Moment für den Pass in die City-Hälfte – und in der Abwehr ging dann alles schief. Mukiele unterlief sein Eigentor nach einer gefährlichen Flanke von De Bruyne bei einem völlig missglückten Rettungsversuch per Kopf. Innerhalb einer halben Stunde hatten die Hoffnungen der wenigen mitgereisten RB-Fans auf eine Überraschung in England einen ziemlichen Dämpfer erhalten.

Handspiel von Klostermann

Die Moral stimmte aber im Marsch-Team, der US-Amerikaner hatte nicht umsonst viel Mut von seinen Spielern verlangt. Nach einem kraftvollen Lauf von Angeliño klärte Aké dessen Hereingabe vor André Silva (38.). Kurz vor der Pause belohnte Nkunku das Nachsetzen der Leipziger am City-Strafraum nach Flanke von Forsberg und Kopfballvorlage von Mukiele. Die Freude hielt aber nur ein paar Minuten. Ein Handspiel von Lukas Klostermann im Kopfballduell im Strafraum führte zum Elfmeter, den Mahrez sicher verwandelte.

So stand Leipzig in der zweiten Halbzeit vor einer schweren Aufgabe, bekam dann jedoch unerwartete Hilfe von der Guardiola-Elf. Dani Olmo durfte unbedrängt in den Strafraum der Cityzens dribbeln und perfekt getimt seine Flanke auf Nkunku setzen, der seine Teamkollegen wieder jubeln ließ. Dann zeigte aber Grealish seine Klasse: Der 26-Jährige setzte zum Solo in den Leipziger Strafraum an und schlenzte stark ins RB-Tor.

Marsch reagierte und wechselte dreifach, bei City kam Nationalspieler Ilkay Gündogan in die Partie (60.). Die Gastgeber nahmen im Anschluss immer mal wieder das Tempo aus ihrer Offensive. Wieder Nkunku sorgte knapp 20 Minuten vor dem Ende erneut für Spannung – aber wieder nur kurzzeitig, weil João Cancelo mit einem Fernschuss den Anschlusstreffer knallhart konterte. Gabriel Jesus ließ die City-Fans sogar noch einmal jubeln.

Von Philip Dethlefs und Jan Mies, dpa
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