FC-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann erwartet einen spannenden Spieltag. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Handgestoppte zwei Minuten rühmte Julian Nagelsmann in seinem Eingangs-Statement zum großen Kräftemessen der Bayern mit den Freiburger Höhenfliegern den Trainer-Kollegen Christian Streich und die bemerkenswert erfolgreiche Arbeit beim Sportclub.

In den 90 Spitzenspiel-Minuten zwischen dem Primus und dem noch ungeschlagen Tabellendritten mit dem Coaching-Duell des jüngsten mit dem ältesten Cheftrainer der Fußball-Bundesliga soll aber zumindest aus Sicht des Favoriten alles den gewohnten Verlauf nehmen: In München konnten die Freiburger noch nie gewinnen; in 21 Ligapartien gab es vielmehr 18 Münchner Siege und drei Unentschieden.

«Es ist ein wichtiges Spiel – es ist ein Spitzenspiel. Wir sind ja nicht acht Punkte vor», sagte Nagelsmann, der einen «spannenden Spieltag» erwartet. Denn auch der nur einen Zähler zurückliegende Tabellenzweite Borussia Dortmund ist in Leipzig extrem gefordert. Es gehe darum «die Konkurrenz, die mit den Hufen scharrt, im Zaum zu halten», benannte Nagelsmann den Münchner Auftrag am elften Spieltag.

Volles Haus in München

Das verbale Vorspiel vor dem ungleichen Kräftemessen in der erstmals wieder mit 75.000 Zuschauern gefüllten Allianz Arena prägten die zwei Trainer, die sich gegenseitig in höchsten Tönen lobten. «Christian ist ein extrem positiver Charakterkopf, den ich sehr schätze, der tolle Ansichten hat, immer eine Meinung hat, die er klug ausformuliert. Er ist ein intelligenter Mann und dazu ein herausragender Trainer, der den Verein prägt. Ich freue mich, ihn zu sehen», sagte der 34 Jahre junge Nagelsmann über den 22 Jahre älteren Streich. Die Freiburger Trainer-Legende bestreitet ihr 300. Bundesligaspiel.

Nur Minuten zuvor hatte Streich im knapp 300 Kilometer von München entfernten Bundesliga-Biotop Freiburg eine Hymne auf Nagelsmann angestimmt. Dieser sei «ein außergewöhnlicher Trainer» und ebenfalls ein «sehr reflektierter und intelligenter Mensch», sagte Streich. «Er ist ein totaler Fußballfreak. Er hat ein enormes positives Selbstwertgefühl, das es ihm ermöglicht, in diesem Alter schon diese Arbeit zu verrichten – bei so einem großen Verein.» Nagelsmann wiederum würde dem ewigen SC-Coach Streich zutrauen, auch «jeden anderen Verein in Europa zu trainieren» – Topclubs inklusive.

Die Rollenverteilung bei ihrem Wiedersehen an der Seitenlinie im Münchner Stadion ist klar: Bayern ist haushoher Favorit und Freiburg trotz der bislang starken Leistungen der Außenseiter. «Wir wollen ihnen die Stirn bieten. Auch wenn sie vielleicht nur halb so groß ist wie ihre», lautete Streichs blumige Ansage.

Freiburger Defensivstärke

Und was erwartet Nagelsmann? Er würdigte den Sportclub. «Es ist ein sehr sympathischer Club, der aus seinen Möglichkeiten das Maximale über mehrere Jahre rausholt. Das mündet in einem unglaublichen Beginn der Saison. Das ist ein Gegner, der uns sehr viel abverlangen wird.» Leidenschaft, Tempo, Disziplin und wechselnde Grundordnungen auch im Spielverlauf hob Nagelsmann als besondere Freiburger Qualitäten hervor – und dazu komme aktuell eine krasse defensive Stabilität.

So lautet die Frage: Kann sich die beste Offensive der Liga (38 Tore) um Ballermann Robert Lewandowski nach zuletzt zwei 5:2-Siegen in Bundesliga und Champions League auch gegen die Topabwehr der Liga (7 Gegentreffer) mit dem starken Torwart Mark Flekken nach Herzenslust austoben. Nagelsmann will auf jeden Fall wieder einen sehr offensiven Spielansatz wählen und entsprechend aufstellen: «Ein 5:2 ist mir lieber als ein 2:0. Ich liebe das Jubeln, das macht Spaß.»

Trotz der bescheidenen Freiburger Bilanz in München empfindet Streich Kraftproben mit den Bayern meist als Vergnügen. Als Kind hat er in den 1970er-Jahren die Spiele der Münchner «beim Vater auf dem Schoß» angesehen: «Das waren unsere absoluten Heroes: Gerd Müller, Franz Beckenbauer, Sepp Maier, ‚Bulle‘ Roth. Mein ganzes Leben ist Bayern München da gewesen. Gegen Bayern zu kämpfen und zu spielen, ist etwas Wunderbares. Wir werden alles tun, um ihnen Paroli zu bieten.»

Von Klaus Bergmann und Christoph Lother, dpa
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