Bundestrainer Hansi Flick hat die Nationalspieler beim Abschlusstraining im Halbkreis versammelt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Löb/dpa)

Bundestrainer Hansi Flick beließ es bei einer kurzen Ansprache auf dem Platz, als er zu Beginn des Abschlusstrainings vor dem jetzt noch wichtigeren Fußball-Klassiker gegen England die Nationalspieler in Herzogenaurach auf dem Rasen um sich versammelte – so wie immer.

Von Aktionismus, von Alarmismus nach dem doch ziemlich ernüchternden 1:1-Auftakt in die Nations League am Samstagabend in Italien hält Flick überhaupt nichts, der «ein oder andere» Profi wird sich dennoch am 7. Juni (20.45 Uhr/ZDF) in München auf der Bank wiederfinden.

«Klar müssen wir die Dinge besser machen, ohne Frage. Dazu sind wir da», sagte Flick im DFB-Teamquartier in Herzogenaurach, nachdem er sich seelenruhig ein Glas Wasser eingegossen hatte. «Für unser Spiel ist enorm wichtig, dass die Bereitschaft da ist, aktiv zu sein, eine gewisse Intensität zu haben.» Gegen die nach dem 0:1 in Ungarn ebenfalls besonders geforderten Three Lions gilt das umso mehr.

Vorgabe, «die Dinge besser zu machen»

In der wahrscheinlich mit 69.000 Zuschauern ausverkaufen Münchner Allianz Arena geht es für Flick und seine Mannschaft noch nicht um Wiedergutmachung. So schlecht war der Auftritt in Bologna dann doch nicht. Viel auf dem Spiel steht aber schon, auch stimmungsmäßig. «Wichtig ist, dass wir den nächsten Schritt machen», betonte der Bundestrainer: «Unsere Vorgabe an uns selbst ist, dass wir immer gucken, die Dinge besser zu machen.» Es wäre «schon eine super Sache», wenn die DFB-Auswahl bei seiner persönlichen Rückkehr nach München gut spiele und die «top Unterstützung» des Publikums bekäme.

Dafür kämen «mehrere Spieler infrage», neuen Schwung zu bringen, sagte der frühere Bayern-Coach Flick. Nur der wegen eines Infekts erst am 4. Juni zum Team gestoßene Marco Reus sei noch keine Option. Der Kapitän von Borussia Dortmund könne erst im folgenden Spiel in Budapest gegen Ungarn am 11. Juni wieder eingreifen.

Dass unmittelbar nach dem Bundestrainer Mittelfeldlenker Ilkay Gündogan zur Pressekonferenz erschien, könnte ein Indiz für einen Startelfeinsatz des Meistermachers von Manchester City sein. Genauso wie Flicks klares Lob: «Er hat gezeigt, als er gegen Italien eingewechselt wurde, dass er ein beruhigendes Element im Spiel ist, das hat uns gut getan.» Er schätze Gündogan, der für Leon Goretzka auflaufen könnte, «als Spieler und noch mehr als Menschen».

«Ich erwarte einen extrem starken Gegner»

Der in Bologna schwache Leroy Sané gilt als Wechselkandidat, auch Bayern-Kollege Serge Gnabry überzeugte nur in Ansätzen. Kai Havertz und Jamal Musiala sind gute Alternativen. «Der Trainer hat Varianten und Möglichkeiten», sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Der Europameister von 1996 war im vergangenen Jahr dabei, als das 0:2 gegen England in Wembley das deutsche EM-Aus im Achtelfinale bedeutet hatte. Es war das letzte Spiel von Flick-Vorgänger Joachim Löw.

«Ich erwarte einen extrem starken Gegner, der gespickt ist mit sehr, sehr hoher individueller Qualität, die vielleicht auch im Moment ihresgleichen sucht», sagte Gündogan, der die England-Profis bestens kennt. «Gefühlt» könnten die Briten «drei Nationalmannschaften aufstellen». Tottenhams Wuchtstürmer Harry Kane, der das deutsche EM-Aus 2021 mit dem zweiten Tor besiegelt hatte, wurde von Flick «Weltklasse» bescheinigt. Das Spiel werde «ein richtig großer Brocken», sagte der mit dem DFB-Team ungeschlagene Bundestrainer.

Gute Eindrücke aus dem Training

In Bologna hatte Flick – wie nun erneut – auf seine guten Eindrücke aus dem Training hingewiesen. Im Spiel war davon kaum etwas zu sehen gewesen. Die Aussage des Bundestrainers, die Italiener «wirkten teilweise ein bisschen eingespielter als wir», hallte zudem noch nach. Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini hatte etliche potenzielle Debütanten im Kader und sein Team neu aufgestellt. Und Flick hatte seine Elf immerhin mit sieben Bayern-Profis bestückt.

Die Engländer werden in der Allianz Arena in Bestbesetzung auflaufen. Ihre Niederlage in Ungarn sorgt für zusätzlichen sportlichen Druck. Der englische Nationaltrainer Gareth Southgate musste zudem zuletzt den Nebenschauplatz der möglicherweise wieder ausfällig werdenden Fans moderieren. «Es ist dir peinlich, wenn du davon hörst», sagte er.

Der Kniefall-Geste der Engländer als Protest gegen Rassismus werde sich die DFB-Auswahl wieder anschließen, kündigte Gündogan an. «Wir haben das in der Mannschaft kurz besprochen», äußerte der 31-Jährige: «Wir wollen die Aktion der Engländer natürlich unterstützen, weil das eine sehr gute Sache ist.»

Voraussichtliche Aufstellungen:

Deutschland: Neuer (FC Bayern München/36/110 Länderspiele) – Kehrer (Paris Saint-Germain/25/19), Süle (FC Bayern München/26/38), Rüdiger (FC Chelsea/29/51), Raum (TSG 1899 Hoffenheim/24/6) – Kimmich (FC Bayern München/27/65), Gündogan (Manchester City/31/57) – Müller (FC Bayern München/32/113), Havertz (FC Chelsea/22/26), Musiala (FC Bayern München/19/12) – Werner (FC Chelsea/26/50)

England: Pickford (FC Everton/28/44) – Walker (Manchester City/32/66), Stones (Manchester City/28/57), Maguire (Manchester United/29/43) – James (FC Chelsea/22/11), Rice (West Ham United/23/30), Mount (FC Chelsea/23/28), Trippier (Newcastle United/31/35) – Sterling (Manchester City/27/74), Kane (Tottenham Hotspur/28/70), Grealish (Manchester City/26/21)

Schiedsrichter: Carlos del Cerro Grande (Spanien)

Von Jan Mies und Klaus Bergmann, dpa
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