Hansi Flick hat als Bundestrainer noch eine makellose Bilanz. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

London, Dortmund, München: Hansi Flick stimmt sich mit einer intensiven Stadiontour auf die nächsten Länderspiele ein.

Vor der Bekanntgabe seines Aufgebotes am Freitag sammelt der Fußball-Bundestrainer noch ganz frische Eindrücke etwa bei der Beobachtung von Mats Hummels beim Dortmunder Sieg gegen Sporting Lissabon sowie beim Champions-League-Heimspiel seines großen Bayern-Blocks um Thomas Müller gegen Dynamo Kiew. Zuvor hatte Flick bereits einen Wochenendtrip nach London zur Beobachtung seiner England-Legionäre wie Timo Werner oder Antonio Rüdiger unternommen.

«Es ist für mich einfach ein Genuss, Spiele zu sehen», erklärte Flick zum Live-Erlebnis in den Stadien, das für ihn und seine Co-Trainer ein elementarer Teil ihres Jobs sei: «Wir wollen möglichst viele deutsche Spieler sehen, die für uns interessant sind.»

Makellose Bilanz

Flick lebt seinen Spielern vor, dass die Nationalelf auch abseits der Länderspiele und der Lehrgänge im September, Oktober und November immer präsent sein soll. Er brennt darauf, nach seinem gelungenen Neun-Punkt-Start in den zwei anstehenden Qualifikationsspielen gegen Rumänien am Freitag kommender Woche in Hamburg sowie drei Tage später in Nordmazedonien weitere erfolgreiche Spiele nachzulegen und im Idealfall schon vorzeitig das WM-Ticket nach Katar 2022 zu buchen.

DFB-Direktor Oliver Bierhoff spürt «eine Aufbruchstimmung», wie er rückblickend auf die September-Partien gegen Liechtenstein (2:0), Armenien (6:0) und Island (4:0) sagt. «Hansi macht das top in der Ansprache, auch mit dem Betreuerstab. Er gibt eine klare Linie vor. Er nimmt auch jeden mit. Er gibt den Spielern Zuversicht und Halt. Das tut gut. Jetzt müssen wir da weiter ansetzen. Man merkt einfach, dass alle Bock haben, diesen Weg zu gehen», schwärmt Bierhoff.

Wer darf diesen eingeschlagenen Weg weiter mitgehen? Das ist die spannende Frage, bevor Flick seinen Oktober-Kader nominiert. Da diesmal nur zwei Länderspiele anstehen und es auch zeitlich «eine kürzere Maßnahme» ist, wie der 56-Jährige anmerkte, muss er nicht wieder ein Großaufgebot von 26 Akteuren berufen. In den bei der Flick-Premiere noch fehlenden EM-Teilnehmern Mats Hummels (Knie) und Matthias Ginter (Corona) sowie Torwart Marc-André ter Stegen (nach Knie-OP) drängen drei Promis zurück in den DFB-Kreis. Ilkay Gündogan (Manchester City) fällt diesmal mit Oberschenkelproblemen aus.

Fetter Bayern-Anstrich

Spannend ist, wie Flick mit dem 32-jährigen Hummels umgeht, mit dem er nach der EM im Austausch war. Am Dienstagabend sah Flick in Dortmund einen anfangs fahrig agierenden BVB-Abwehrchef, der sich nur mit Abstrichen in Länderspielform präsentierte. Der Bundestrainer konnte auch einen nach Knieproblemen durchspielenden Marco Reus live begutachten. Mittelfeldspieler Mahmoud Dahoud musste dagegen schon in der Anfangsphase mit einer Innenbandverletzung den Platz verlassen.

Klar ist: Auch Flicks zweiter Kader wird einen fetten Bayern-Anstrich haben. Auch Thomas Müller, der vor Flicks Länderspielpremiere gegen Liechtenstein verletzt abgereist war, kann der Bundestrainer wieder einplanen. DFB-Direktor Bierhoff hofft, dass mit dem Anfangsschwung unter Flick auch verlorener Kredit der Nationalelf bei den Fans rasch zurückgewonnen werden kann. «Ich glaube schon, dass die Leute Lust haben auf unsere Mannschaft», sagte der 53-Jährige mit Blick auf die Auslastung des Volksparkstadions bei der Partie gegen Rumänien. Nach DFB-Angaben dürfen erstmals wieder 25 000 Zuschauer dabei sein.

Insbesondere den Heimspielen misst Bierhoff eine große Bedeutung in der Verbindung zwischen Team und Anhängern zu: «Auswärtsspiele sehen die Fans im Fernsehen. Aber das Wirkliche, das Reelle, hast du nur zu Hause.» Beim ersten Heimauftritt unter Flick, dem 6:0 gegen Armenien, wurde das DFB-Team in Stuttgart von immerhin 18 086 Fans gefeiert.

Von Klaus Bergmann und Arne Richter, dpa
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