Als Elfjähriger hat Jamal Musiala schon auf dem heiligen Wembley-Rasen gekickt, als Pausen-Füller mit der Auswahl seiner damaligen Primary School Corpus Christi.
«Wir haben beide Spiele gewonnen. Ich hoffe, jetzt folgt der nächste Sieg», sagt der Wanderer zwischen den Welten England und Deutschland. «Wenn du elf Jahre alt bist, kommt dir jedes Stadion riesig vor, aber Wembley ist, glaube ich, auch heute noch für jeden außergewöhnlich», berichtet Musiala im neuen DFB-Magazin. Der ganz große Unterschied: Jetzt ist Musiala, gerade 18, als ein Hauptdarsteller auf der EM-Bühne dabei.
«Er hat zwei, drei Wochen gebraucht. Das ist völlig normal bei einem jungen Spieler. Die letzten Tage hat er im Training sein Potenzial mehr gezeigt. Er kam rein gegen Ungarn und war gut. Er macht ganz unberechenbare Dinge», berichtete Joachim Löw von jüngsten Fortschritten. Im März hatte der Bundestrainer dem jungen Mann die Perspektiven im DFB-Team aufgezeigt, Musiala hat sich danach für die deutsche Nationalelf entschieden. «Er weiß schon, dass seine Entscheidung weittragend war, aber er hat sie von Herzen getroffen», betonte Löw.
Für Musiala ist das Achtelfinale am Dienstag natürlich «kein Spiel wie jedes andere», wie er einräumt: «England ist mein zweites Zuhause, ich habe da einige Jahre gelebt und mich wohlgefühlt, kenne viele Menschen, habe viel gelernt.» In Stuttgart geboren, in Fulda mit dem Fußball begonnen, im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie nach England gezogen, beim FC Chelsea ausgebildet, seit 2019 beim FC Bayern – Musiala hat von beiden Lebensräumen profitiert. Das will «Bambi», wie ihn seine Mitspieler nennen, nun vor den Augen seines Vaters und einiger Freunde beweisen.
«Wenn Musiala reinkommt und er schießt nicht das entscheidende Tor, dann schicken wir ihn nach England zurück», scherzte Löw am Abend vor dem Achtelfinale: «Ich habe mit ihm gesprochen und geflachst.»
«Was ich grundsätzlich sagen kann, ist, dass in England bei der Ausbildung von jungen Fußballern sehr viel Wert auf die technische Ausbildung gelegt wird», berichtete der Offensivspieler, der zum Gruppenabschluss gegen Ungarn zum jüngsten deutschen Turnierspieler und zum Vorlagengeber für das wichtige 2:2 avancierte. «Als ich dann nach Deutschland kam, ging es mehr um den Wettbewerb, darum, sich durchzusetzen. Es ging mehr ums Gewinnen.» Wie jetzt in Wembley.