Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (2.v.l.) klatscht nach dem 4:0-Sieg mit Deutschlands Giulia Gwinn ab. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

Als Martina Voss-Tecklenburg nach dem Abpfiff die strahlenden Gesichter alle im Kreis versammelt hatte, da sprach die Bundestrainerin wohl das aus, was ihre Spielerinnen dachten: «Uns muss erstmal einer schlagen.»

Mit einem Statement sind die deutschen Fußballerinnen in die Europameisterschaft gestartet. Durch das 4:0 (1:0) gegen Dänemark zerstreuten die DFB-Frauen erst einmal alle Zweifel, die sich in den vergangenen drei Jahren angesammelt hatten. 

Kein Wunder, dass Voss-Tecklenburg an diesem Abend praktisch alle umarmte, die ihr auf dem Rasen, in den Kabinengängen und vor dem Mannschaftsbus über den Weg liefen. Vor 15 746 Zuschauern im Brentford Community Stadium von London strahlte ihr Team im ersten Gruppenspiel eine gute Mentalität, Spielfreude und taktische Reife aus – und schoss wunderbare Tore.

Beste Spielerin

Lina Magull (21. Minute), die später als beste Spielerin der Partie ausgezeichnet wurde, und Lea Schüller (57.) vom FC Bayern München sowie die beiden Wolfsburgerinnen Lena Lattwein (78.) und Alexandra Popp (86.) trafen gegen den EM-Zweiten von 2017. Damit setzte sich die DFB-Auswahl gleich an die Spitze der Gruppe B. Am Dienstag kommt es nun ebenfalls im Londoner Westen zum Duell mit dem Titelkandidaten aus Spanien, der Außenseiter Finnland zuvor mit 4:1 besiegt hatte.

«Wir haben uns in einen Rausch gespielt. Unser Angriffspressing hat sehr gut funktioniert. Ein 4:0 im ersten Spiel ist überragend», sagte Schüller dem ZDF. So hatte Voss ausnahmsweise «nichts zu meckern»: «Wir haben ein überragendes Spiel gemacht. Wir waren unheimlich dominant, aggressiv. Die Erleichterung ist natürlich groß. Das ist eine gute Basis, eine tolle Ausgangslage, aber noch ist nichts gewonnen», betonte die 54-Jährige.

Nicht nur der Angriff überzeugte: Im Mittelfeld räumte Lena Oberdorf rigoros auf. Als Abwehrchefin überzeugte die Münchnerin Marina Hegering, obwohl sie verletzungsbedingt in der Rückrunde nur ein Bundesliga-Spiel bestritten hatte. Und Kapitänin Svenja Huth rannte wie aufgezogen auf Rechtsaußen auf und ab.

Popp weint

Popp verdrückte nach ihrem Tor sogar ein paar Freudentränen, wie sie später erzählte. Für die 31-Jährige war es ein denkwürdiges Spiel in ihrer langen Karriere: ihr erster EM-Einsatz im 115. Länderspiel, nachdem sie zwei Turniere verletzt verpasst hatte – und das nach einer schweren Knieverletzung im vergangenen Jahr. «Ich kann es gar nicht glauben. Ich bin mega-froh, dass wir so einen Auftaktsieg geschafft haben. Die Mannschaftsleistung war überragend», schwärmte sie. «Das 4:0 war auch in der Höhe verdient. Das macht Lust auf mehr.»

Noch auf dem Rasen versammelten sich die Spielerinnen ausgelassen zu einem völlig ungeordneten Mannschaftsfoto. Jetzt hofft der Rekord-Europameister, dass auch in der Heimat die Begeisterung groß ist. «Natürlich ist es jetzt ein schönes Zeichen in Europa, auch nach Deutschland. Ich hoffe, dass die Euphorie ein bisschen übergesprungen ist», sagte Magull.

Von Ulrike John, dpa
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