Bayern-Verteidiger Niklas Süle wechselt zur kommenden Saison zum BVB. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Gescheiterter Vertragspoker in München, freudiger Empfang beim BVB: Niklas Süle hat mit seinem brisanten Wechsel im Sommer vom FC Bayern nach Dortmund für den größten Transfercoup der vergangenen Wochen gesorgt.

Wie der Revierclub mitteilte, unterschrieb der ablösefreie Fußball-Nationalspieler einen Vierjahresvertrag. «Niklas hat uns in den persönlichen Gesprächen gezeigt, dass er große Lust auf Borussia Dortmund hat. Er verfügt über viel Erfahrung, Ruhe im Aufbauspiel und über die nötige Physis, um ab dem Sommer gemeinsam mit uns den nächsten Schritt zu gehen», kommentierte der künftige Sportdirektor und aktuelle BVB-Lizenzspielerchef Sebastian Kehl.

Nur wenige Tage nach den fehlgeschlagenen Verhandlungen mit den Bayern über die Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Vertrages ist die Entscheidung gefallen. Damit wandelt Süle auf den Spuren solcher Stars wie Mats Hummels und Mario Götze, die ebenfalls aus München nach Dortmund gewechselt waren. Einen nahen Vollzug hatte Süles Berater Volker Struth noch am Sonntag im Sport1-«Doppelpass» angekündigt, dabei den neuen Verein aber noch offen gelassen: «Niklas hat vor kurzer Zeit eine Entscheidung getroffen und ich würde mich wundern, wenn er diese Entscheidung noch mal umwirft.»

Süle fehlt in München die Anerkennung

Süle, dessen Abgang vom Rekordmeister seit einiger Zeit feststand, war im Sommer 2017 von der TSG 1899 Hoffenheim für rund 20 Millionen Euro zu den Münchnern gewechselt. Mit den Bayern wurde er in jeder Saison Meister, dazu zweimal DFB-Pokalsieger und einmal Champions-League-Gewinner. Der gebürtige Frankfurter und die Münchner hatten sich dem Vernehmen nach vor allem aus wirtschaftlichen Gründen nicht auf eine Verlängerung des Vertrages einigen können.

Dieser Darstellung widersprach Struth. Nach seiner Einschätzung hat dem Innenverteidiger in München die Anerkennung gefehlt. Süle habe das Gefühl gehabt, «nicht genügend wertgeschätzt zu werden.» Die Entscheidung, den deutschen Fußball-Rekordmeister im Sommer zu verlassen, habe angeblich «überhaupt nichts mit monetären Dingen zu tun» gehabt. «Er möchte mal was anderes machen», sagte Struth.

In Dortmund wird Süle dagegen mit offenen Armen empfangen. Schließlich leidet das Team von Trainer Marco Rose seit Monaten an einer chronischen Abwehrschwäche und hat nach 21 Spielen bereits 36 Gegentore kassiert. Wie dringend der Handlungsbedarf in der BVB-Defensive ist, war noch beim deprimierenden 2:5 (1:3) gegen Verfolger Bayer Leverkusen am vergangenen Spieltag offenkundig geworden. Ein erfahrener Spieler wie Süle, der sich bereits mehrfach auf höchstem Niveau bewiesen hat, käme dem BVB deshalb gerade recht.

Matthäus beglückwünscht den BVB

Trotz des ablösefreien Tranfers geht der BVB finanziell in die Offensive. Schenkt man den zuletzt in München gehandelten Summen Glauben, dürfte Süle in der kommenden Saison zu den Topverdienern zählen.

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus gratulierte dem BVB. «Ein super Transfer. Einen der besten deutschen Innenverteidiger ablösefrei vom FC Bayern wegzulotsen, ist großartig für Borussia Dortmund», schrieb Sky-Experte Matthäus in seiner Kolumne für den Pay-TV-Sender. «Vielleicht ist er ja das Puzzleteilchen, das der Nummer zwei in Deutschland gefehlt hat, um in der nächsten Saison ganz oben zu landen», sagte der Weltmeister von 1990.

In seiner bisherigen Laufbahn bestritt Süle insgesamt 213 Bundesligaspiele, 32 Champions-League-Partien sowie 37 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft. In der aktuellen Saison ist er beim FC Bayern der Abwehrspieler mit den meisten Einsätzen in der Bundesliga (19).

Von Heinz Büse und Christian Kunz, dpa
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