Sportings Pedro Goncalves (M) jubelt über seinen Treffer zum 1:0. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Armando Franca/AP/dpa)

Das Ende eines desolaten Abends von Borussia Dortmund erlebte Trainer Marco Rose mit starrer Miene am Seitenrand, Stürmer Donyell Malen ging nach dem Abpfiff in die Knie.

Wegen mehrerer Aussetzer seiner Wackel-Abwehr hat sich der BVB durch das 1:3 (1:2) bei Sporting Lissabon praktisch selbst aus der Champions League befördert. Nach der dritten Königsklassen-Pleite in Serie hat der Fußball-Bundesligist keine Chance mehr auf den Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse. Als Tabellendritter darf die Borussia nach der Winterpause immerhin in der Europa League weitermachen. Mehr kann sie im letzten Gruppenspiel gegen Besiktas Istanbul am 7. Dezember nicht mehr erreichen.

BVB nach Winterpause in Europa League

Erst patzte Linksverteidiger Nico Schulz vor dem 0:1 durch Pedro Goncalves (30. Minute) schwer, beim zweiten Treffer des portugiesischen Nationalspielers (39.) sah die BVB-Defensive dann erneut nicht gut aus. Für die Entscheidung sorgte Pedro Porro (81.), nachdem BVB-Keeper Gregor Kobel zunächst einen unnötigen Foulelfmeter von Goncalves pariert hatte. Zu allem Überfluss sah der zur Halbzeit für Schulz eingewechselte Emre Can wegen einer mutmaßlichen Tätlichkeit dann auch noch die Rote Karte (74.). Das späte Tor von Malen war für den BVB zu wenig (90.+3).

«Das ist schon bitter. Es war ein beschissener Abend. Wir sind raus. Das ist schon eine bittere Wahrheit. Wir fahren mit leeren Händen nach Hause. Das tut weh», sagte BVB-Kapitän Marco Reus. «Wir diskutieren am Ende immer über die gleichen Fehler. Dann ist es schwer zurückzukommen. Sporting macht gar nichts für das Spiel und gewinnt 3:1. Das ist schwierig zu akzeptieren.» Der BVB habe laut Reus in dieser Saison «zu viele Up and Downs». Das werfe die Mannschaft in der Entwicklung zurück. Trainer Rose ergänzte: «Es zu einfach, gegen uns Tore zu machen. Der Gegner war kompromissloser. Wir müssen daran arbeiten, konsequenter zu werden. Es ist eine herbe Niederlage. Klares Ziel war es, nächstes Jahr in allen drei Wettbewerben dabei zu sein. Das ist schon ein Einschnitt.»

Erstmals seit vier Jahren scheiterte der BVB damit wieder in der Vorrunde in einer Gruppe, die machbar erschien. Und auch in Lissabon hätte ein Unentschieden schon gereicht, um alle Chancen auf das Weiterkommen zu erhalten. Doch mit haarsträubenden Fehlern in der Defensive brachte sich der BVB selbst ins Hintertreffen.

Beim Führungstor von Sporting konnte Nico Schulz nach einem langen Ball nicht klären, Goncalves nahm das Geschenk dankend an. Schulz war ohnehin erst wenige Minuten vor dem Anpfiff ins Team gerutscht, nachdem Ex-Europameister Raphael Guerreiro wegen muskulärer Probleme passen musste. Zur Sicherheit trug der Außenverteidiger in seinem ersten Spiel nach über einem Monat nicht bei, zur Pause wurde er durch Emre Can ersetzt.

Und auch Marin Pongracic hatte seine Probleme, den rotgesperrten Mats Hummels zu ersetzen. Beim zweiten Gegentor agierte der Ex-Wolfsburger zu passiv, ein verunglückter Klärungsversuch von Manuel Akanji nutzte erneut Goncalves mit einem wuchtigen Schuss zum zweiten Treffer.

Anfangs mutig, ohne Haaland aber zu wenig

Dabei hatte der BVB ganz passabel begonnen. Auf Unentschieden zu spielen, sei keine Option, hatte Trainer Marco Rose gesagt. Und die Schwarz-Gelben agierten mutig, liefen hoch an, womit Lissabon gar nicht klar kam und reihenweise Fehlpässe spielte. Im Mittelfeld sorgten Axel Witsel und Jude Bellingham für ein deutliches Übergewicht, aber in der Offensive fehlte dem BVB die nötige Konsequenz. Torjäger Erling Haaland wurde wieder einmal schmerzlich vermisst.

Insbesondere Malen, der das Hinspiel mit seinem Treffer entschieden hatte, agierte lange glücklos. Kurz nach dem 0:2 hatte der Niederländer die Riesenchance zum Anschlusstor, als er an Torhüter Antonio Adan bereits vorbeigezogen war. Sein Schuss wurde jedoch von Goncalo Inacio auf der Linie geklärt (40.). So war das BVB-Spiel durchaus gefällig, aber oftmals ohne Wirkung. Die besseren Chancen hatte Sporting.

Im zweiten Durchgang erhöhten die Dortmunder den Druck und gingen volles Risiko, was Sporting Konterchancen ermöglichte. Wie bei Pablo Sarabia, der knapp an Kobel scheiterte (48.). Rose wurde an der Seitenlinie immer ungeduldiger. Nach gut einer Stunde zog der Coach seine letzten Trümpfe. Der wuchtige Steffen Tigges kam neben Dan-Axel Zagadou und Mahmoud Dahoud ins Spiel. Und der Regionalliga-Torjäger hatte gleich eine gute Gelegenheit, als sein Schuss abgeblockt wurde (68.).

Danach wurde es hitzig. Sporting provozierte und Can ließ sich zu einer Unsportlichkeit hinreißen, wofür es Rot gab. Und es kam noch schlimmer: Nach einem Foul von Zagadou an Joao Palhinha gab es Elfmeter, den Kobel sogar hielt. Aber den Abpraller köpfte Porro ins Netz. Immerhin kam Dortmund in der Nachspielzeit durch Malen noch zum Tor, was aber nichts mehr brachte.

Von Nils Bastek und Stefan Tabeling, dpa
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