Brasiliens Spieler feiern den den Siegtreffer durch Casemiro. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Ein größeres Lob als das vom verletzten Neymar hätte es für Brasiliens Casemiro kaum geben können. Er sei schon lange der beste Mittelfeldspieler der Welt, twitterte der Superstar von Paris Saint-Germain nach dem vorzeitigen Achtelfinal-Einzug der Seleção bei der Fußball-WM in Katar.

Und Nationaltrainer Tite, von einem Journalisten darauf angesprochen, sagte lächelnd: «Ich stimme zu.» Mit seinem herrlichen Treffer zum 1:0 (0:0)-Sieg gegen die Schweiz sorgte der 30-jährige Casemiro für großen Jubel bei den Brasilianern. Und er machte deutlich: Der Traum vom sechsten WM-Titel lebt auch ohne den im Hotel verbliebenen Neymar.

Während seine Teamkollegen sich gegen die wacker verteidigenden Schweizer lange Zeit schwer taten, lag Neymar auf der Liege und ließ sich an seinem verletzten Fuß behandeln. Dass der 30-Jährige schon am Freitag im abschließenden Vorrundenspiel gegen Kamerun wieder fit ist, gilt als unwahrscheinlich. Nach dem früh gebuchten Achtelfinal-Ticket besteht dafür aber auch keine Not. Brasilien hatte die Eidgenossen auch ohne seinen Ausnahmespieler fast 90 Minuten lang dominiert, nur der letzte Zug zum Tor fehlte lange. Bis Casemiro den Ball nach einer herrlichen Kombination in der 83. Minute ins Eck hämmerte.

Schweiz weiter mit Chance aufs Achtelfinale

«Ja, wir vermissen Neymar», sagte Tite im Anschluss. «Aber wir haben gesehen, dass auch andere die Möglichkeit nutzen können.» Als die Brasilianer Mitte der zweiten Halbzeit den Druck erhöhten, dürften nicht nur die Schweizer über ihr außergewöhnliches Offensivpotenzial gestaunt haben. Während Neymar vor dem Fernseher lag, wechselte Tite unter anderem die allesamt bei europäischen Spitzenclubs spielenden Gabriel Jesus, Antony und Rodrygo ein. Die Brasilianer kamen nun immer gefährlicher vor das Tor – und die Schweizer kaum noch hinten raus. Trotzdem haben sie in ihrem Gruppenfinale am Freitag gegen Serbien weiter gute Chancen auf die K.o.-Phase.

«Es wird ein ganz anderes Spiel, aber auch ein ganz heißes Spiel. Es geht um viel, es geht ums Weiterkommen für beide. Da müssen wir uns sehr gut drauf vorbereiten», sagte Torhüter Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach. Auch die Brasilianer werden sich auf ihr abschließendes Spiel bestens vorbereiten – aber ohne Druck. Wenn es noch eines endgültigen Beweises bedurft hätte, über was für eine Kaderbreite die Seleção verfügt, er wurde am Montagabend in Doha geliefert. «Wir sind eine große Gruppe und jeder, der spielt, ist bereit, alles für Brasilien zu geben», sagte Mittelfeldspieler Fred, der für Neymar in die Startelf gerückt war.

Hoffen auf Neymar-Rückkehr in der K.o.-Runde

«Natürlich fehlen uns Neymar und Danilo. Ich hoffe, dass sie im Achtelfinale zurück sind», meinte Fred, der damit praktisch schon eine Rückkehr der beiden am Freitag ausschloss. Wie Neymar wird auch Rechtsverteidiger Danilo von einer Bänderverletzung am Sprunggelenk geplagt. Dass stattdessen der eigentliche Innenverteidiger Éder Militão auf der Außenbahn spielte, fiel aber ebenfalls kaum ins Gewicht. Die Schweizer hatten über die gesamte Partie nicht eine klare Torchance. «Jede Mannschaft der Welt würde die Abwesenheit von Neymar spüren. Aber wir haben auch andere Spieler, die es können», sagte der eingewechselte Alex Telles.

Gegen die Schweizer waren das vor allem Casemiro und Flügelstürmer Vinicius Júnior. Während der eine im Mittelfeld Regie führte, riss der andere mit seinen Tempodribblings immer wieder Lücken. In der 64. Minute jubelte der Angreifer von Real Madrid sogar über seinen vermeintlichen Treffer zum 1:0, dieser wurde wegen einer Abseitsstellung jedoch nachträglich aberkannt. Machte aber nichts, weil Casemiro seinen Teamkollegen spät doch noch den Einzug in die K.o.-Phase bescherte. 

«Wir wussten, dass es keine leichte Gruppe ist und dass die Schweizer viel zu bieten haben», sagte Casemiro: «Das sind keine schönen Spiele, da sind Kleinigkeiten ausschlaggebend.» Kleinigkeiten, die demnächst wieder Neymar herbeiführen soll. Wann genau? Das bleibt weiterhin offen.

Nils Bastek und Christoph Lother, dpa
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