Bundestrainer Hansi Flick muss sich Fragen stellen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa)

Noch vor der prompten Rückreise ins Frankfurter Stammquartier musste sich Hansi Flick im Bremer Stadion bohrenden Reporterfragen stellen. Das 1000. Länderspiel der Fußball-Nationalmannschaft sollte exakt ein Jahr vor dem Anpfiff der Heim-EM die dringend erhoffte Aufbruchstimmung im Land erzeugen.

Doch das 3:3 (1:2) im Benefiz-Spiel gegen die Ukraine führte atmosphärisch zum glatten Gegenteil. Ein nächster Stimmungs-Tiefpunkt ist erreicht, das Bremer Publikum pfiff zeitweise und rief nach seinem SV Werder. «Wir wissen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt», sagte derweil Flick. Er sprach gleich mehrmals von «einem Prozess», der Zeit brauche. Und allen offensichtlich viel Leidensfähigkeit abverlangt.

Bundestrainer: «Wir haben einen Plan»

Es entpuppt sich ein Prozess, der auch nach dem frühen Scheitern bei der WM in Katar keine Fortschritte zeigt. War’s das gleich wieder mit dem Dreierketten-Experiment? Ist die enorme Qualität, die Flick seiner Mannschaft immer und immer wieder attestiert, womöglich eine Fehleinschätzung? Überfordert er sie vielleicht mit immer neuen Aufgaben, Aufstellungen und Ideen? Nein, nein, nein, antwortete Flick jeweils.

«Wir haben einen Plan, was das Ganze betrifft. Den werden wir weiter durchziehen», sagte der Bundestrainer mit Blick auf die folgenden zwei EM-Tests am Freitag in Warschau gegen Polen und zum Saisonabschluss in Gelsenkirchen gegen Kolumbien. Auch dann will er die Dreierkette wieder ausprobieren, nach weiteren Schulungen und Trainingseinheiten.

Hansi Flick steht vor wegweisender Woche

Der Kapitän, der nach Kai Havertz‘ späten 2:3 mit seiner Nervenstärke beim Elfmeter in der Nachspielzeit noch die nächste Niederlage nach dem auch schon ernüchternden 2:3 gegen Belgien im März abwendete, äußerte eine klare Priorität, die jetzt eigentlich gesetzt werden müsste. «Der Fußball ist und bleibt ein Ergebnissport. Und wir müssen es schnellstmöglich schaffen, dass wir die Ergebnisse in den Griff bekommen», sagte Joshua Kimmich.

Zugleich muss die Fehlerquote sinken. Und das Team muss anders auftreten, 90 Minuten Haltung zeigen. «Alle Tore haben wir denen geschenkt», schimpfte Abwehrspieler Antonio Rüdiger, der seine Klage nach dem WM-Desaster vor einem halben Jahr wiederholte: «Es hat auch was mit Hingabe zu tun. Du musst Zweikämpfe gewinnen.» Hansi Flick steht vor einer unruhigen, einer schwierigen und wegweisenden Woche. Der Druck nimmt zu, auch auf ihn. «Kopf hoch, es geht weiter am Freitag gegen Polen», sagte er, bevor der DFB-Tross Bremen ganz flott verließ.

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