Franz Beckenbauer und der damalige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) im Jahr 2014. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Britta Pedersen/dpa)

Ehemalige deutsche Spitzenpolitiker haben Franz Beckenbauer im Skandal um die WM 2006 in Schutz genommen. Otto Schily, der gerade gestorbene Wolfgang Schäuble und Joschka Fischer äußerten in der ARD-Dokumentation «Beckenbauer» über das Leben des Fußball-Kaisers viel Empathie für den 78-Jährigen. 

«Das war nicht fair, wie man mit ihm umgegangen ist. Und das ist für ihn sehr bitter. Ich glaube, dass er das, dass er das sehr schmerzlich empfunden hat. Er hatte in dem Punkt auch keinen Panzer. Es ist sehr nahe an ihn herangegangen», sagte der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) in dem knapp 90-minütigen Film.

Beckenbauer selbst kommt in der Dokumentation des Bayerischen Rundfunks, die am 8. Januar ab 20.15 Uhr im Ersten gesendet und ab dem 2. Januar in der ARD-Mediathek zu sehen sein wird, nicht mit aktuellen Aussagen zu Wort. Dafür äußern sich zahlreiche Weggefährten zu seiner im deutschen Fußball einmaligen Karriere.

Neben der sportlichen Erfolgsstory als Spieler wie als Trainer geht es in dem Film auch um die Privatperson Beckenbauer und um die bis heute schwelenden, aber nicht bewiesenen Vorwürfen der Bestechlichkeit und Vorteilsnahme in seiner Rolle als FIFA-Funktionär sowie als WM-Macher 2006. Bis heute ungeklärt ist die Bestimmung von dubiosen Geldflüssen von umgerechnet 6,7 Millionen Euro in Richtung Katar rund um die deutsche WM-Bewerbung für 2006. Beckenbauer selbst hat öffentlich dazu bis heute geschwiegen. 

Von der Lichtgestalt zum Buhmann

«Die Deutschen wollten die WM, inklusive mir selbst, und wir waren froh, dass wir einen Franz Beckenbauer hatten. Insofern ist es ein Stück weit auch Heuchelei. Wir müssten uns auch selbst bezichtigen», sagte der ehemalige Außenminister Joschka Fischer (Die Grünen). 

Den Umgang mit der einstigen Fußball-Lichtgestalt kann Fischer nicht gutheißen. «Wie sich da viele abgewandt haben, wie Beckenbauer plötzlich der Buhmann war, obwohl er so Großes geleistet hat für unser Land, das konnte ich nicht nachvollziehen», sagte Fischer, der Beckenbauer gleichwohl für dessen Aussagen zu Katar als WM-Gastgeber 2022 und für dessen Geschäftsgebaren mit Russland kritisierte. 

Der ehemalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), der am Dienstagabend im Alter von 81 Jahren starb, forderte in der Doku einen fairen Umgang mit Beckenbauer. «Diese Skandalisierung, die wir heute darum machen, scheint mir irgendwie übertrieben», sagte er. «Er hat sicher auch Fehler gemacht, ich meine, jeder Mensch macht ja nicht alles richtig. Insofern ist er auch ein Mensch», sagte Schäuble. 

Der nach Aussage seines älteren Bruders Walter Beckenbauer gesundheitlich angeschlagene Franz Beckenbauer hat sich in den vergangenen Jahren aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen und lebt in Österreich. «Wenn ich jetzt sagen würde, es geht ihm gut, dann würde ich lügen, und ich lüge ungern. Es geht ihm nicht gut. Es ist ein ständiges Auf und Ab», sagte Walter Beckenbauer in der Dokumentation über seinen Bruder.

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