Leverkusens Josip Stanisic und Dortmunds Julian Brandt kämpfen um den Ball. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Das Glück der späten Tore bleibt Bayer Leverkusen erhalten. Der Ausgleich von Josip Stanisic zum 1:1 (0:0) in der Nachspielzeit des Spitzenspiels bei Borussia Dortmund wurde fast so stürmisch gefeiert wie eine Woche zuvor die Meisterschaft. Noch Minuten nach dem Schlusspfiff ließen sich die souveränen Titelträger von ihren Fans feiern. Dagegen musste der Tabellenfünfte aus Dortmund im Kampf um die Champions League-Qualifikation einen Rückschlag hinnehmen.

Die Hoffnungen auf ein Spektakel der beiden zuletzt erfolgreichen Teams wurden nicht erfüllt. Eine Woche nach der Meisterparty gegen Bremen und nur drei Tage nach dem kräftezehrenden Halbfinal-Einzug in der Europa League bei West Ham mangelte es der Bayer-Elf zwar diesmal an Frische und Spielwitz, nicht aber an der nötigen Konzentration. Vor 81.365 Zuschauern im Signal Iduna Park sorgten Niclas Füllkrug (81.) und Stanisic (90.+7) für das verdiente Remis.

Anders als bei der berauschenden Vorstellung im Viertelfinale der europäischen Königsklasse fünf Tage zuvor gegen Atético Madrid blieb der BVB weit unter seinen Möglichkeiten. Die Punkteteilung bringt das Team von Trainer Edin Terzic vor dem Duell mit dem nun zwei Punkte besseren Tabellennachbarn aus Leipzig am kommenden Spieltag in Bedrängnis.

Leverkusens Xhaka: «Das war ein verdienter Punkt»

«Ungeschlagen durch die Saison zu gehen, ist unser Ziel», kommentierte Granit Xhaka beim Internet-Sender DAZN. Der Kapitän von Bayer Leverkusen sagte weiter: «Das war ein verdienter Punkt.» Sein ungeschlagenes Team will die Serie noch ausbauen: «Wir wollen weiter machen.»

«Wir waren über die gesamte Spielzeit das bessere Team», sagte BVB-Stürmer Füllkrug. «Das fühlt sich jetzt bescheiden an.» Der Dortmunder Coach monierte: «Wir waren zu passiv.»

Auch ohne den geschonten Florian Wirtz, der zunächst auf der Bank saß, kontrollierte die Bayer-Elf von Beginn an das Geschehen. Der Jungstar war einer von insgesamt fünf Profis, die Trainer Alonso nach dem Spiel bei West Ham aus der Startelf rotiert hatte. Die auf nur einer Position geänderte Dortmunder Mannschaft fand dagegen nur schwer ins Spiel.

Weil beide Teams zu viel Respekt zeigten und das Risiko scheuten, hielt sich der Unterhaltungswert der Partie lange Zeit in Grenzen. Zwar bestimmten die Gäste weiter das Spiel, konnten sich aber bei allen Vorteilen im Ballbesitz keine Torchancen erspielen. Noch dürftiger fielen die Angriffsbemühungen der Dortmunder aus. Bayer-Torhüter Lukas Hradecky blieb in der ersten halben Stunde nahezu beschäftigungslos.

Stanisic hält die Erfolgsserie am Leben

Erst kurz vor der Halbzeit wurde es lebhafter. Das war vor allem ein Verdienst von Bayer-Profi Alejandro Grimaldo. Doch sowohl der Fernschuss (36.) als auch der Freistoß (39.) des Spaniers gingen knapp über das Tor. Das ermutigte auch den BVB zu einer forscheren Gangart. So vergab Marcel Sabitzer die bis dahin beste Chance des Spiels, als er nach Vorarbeit von Julian Ryerson mit einem Schuss aus 14 Metern an Hradecky scheiterte. Es passte zum mäßigen Niveau des Spiels, dass Ian Maatsen beim anschließenden Nachschussversuch über den Ball trat.

Auch nach Wiederanpfiff überwog auf beiden Seiten das kontrollierte Aufbauspiel ohne viel Tempo. Torchancen ergaben sich allenfalls aus Standardsituation, wie beim von BVB-Keeper Gregor Kobel parierten Freistoß von Grimaldo (57.). In der 68. Minute klärte der Dortmunder Schlussmann in höchster Not gegen Nathan Tella. Doch kurz vor dem Ende der Partie schlug BVB-Torjäger Füllkrug eiskalt zu. Nach Flanke von Sabitzer beförderte er den Ball per Volley ins Tor. «Das Tor von Dortmund kommt überraschend», sagte Xhaka.

Turbulent wurde es in der Schlussphase. Nach einem Gerangel mehrerer Spieler sah Victor Boniface zunächst Rot, doch Schiedsrichter Daniel Siebert nahm sie wieder zurück. Und dann kam Bayer noch zum Ausgleich: Stanisic traf nach einer Ecke zum späten Unentschieden. «Ich habe selbst nicht damit gerechnet», sagte der Torschütze: «Ich war überwältigt.»

Von Heinz Büse, dpa
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