Die deutschen Nationalspielerinnen gehen nach dem Abpfiff über den Platz. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Ohne Pechvogel Carolin Simon und mit Janina Minge als Backup fliegen die deutschen Fußballerinnen zur Weltmeisterschaft nach Australien. Dies geht aus dem 23-köpfigen Kader hervor, den Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am Samstag benannte.

Nach der verpatzten Generalprobe gegen Sambia herrscht bei den DFB-Spielerinnen Krisen- statt Aufbruchstimmung. Kapitänin Alexandra Popp ahnte direkt nach dem Abpfiff am Freitagabend in Fürth, was dieses letzte Testspiel auslösen wird: «Wir kennen ja die deutschen Fußball-Fans», sagte die Wolfsburgerin. «Da ist es ja ganz schnell so, dass da die Alarmglocken angehen.» 

Aus dem Aufgebot strich Voss-Tecklenburg nach Paulina Krumbiegel noch Sarai Linder (beide TSG Hoffenheim) und Tabea Sellner vom VfL Wolfsburg. Bayern-Abwehrspielerin Simon hat sich beim 2:3 gegen Sambia in Fürth einen Kreuzbandriss zugezogen. «Die Nachricht von Carolin Simon trifft uns alle. Sie hatte eine hervorragende Entwicklung genommen, tolle Leistungen gezeigt und sich ihren WM-Platz mehr als verdient», wird Voss-Tecklenburg in der Mitteilung des DFB zitiert. 

Stina Johannes dritte Keeperin

Als dritte Torhüterin hinter Stammkeeperin Merle Frohms (Wolfsburg) und Ann-Katrin Berger (FC Chelsea) steht die Frankfurterin Stina Johannes im Aufgebot. Ena Mahmutovic vom MSV Duisburg muss zu Hause bleiben. Das größte Kontingent stellt Champions-League-Finalist Wolfsburg mit zehn Spielerinnen, fünf kommen von Eintracht Frankfurt, vier vom deutschen Meister aus München.  

«Schlimmer als alles andere», so Voss-Tecklenburg nach der Pleite gegen den WM-Neuling aus Afrika, seien die drei Verletzten: Abwehrchefin Marina Hegering, die im defensiven Mittelfeld so wichtige Lena Oberdorf (beide VfL Wolfsburg) und eben Simon mussten ausgewechselt werden. Ein «Worst-Case-Szenario» für die Bundestrainerin. Die 55-Jährige nimmt deshalb die Freiburgerin Janina Minge als 24. Spielerin mit, sie könnte noch in das WM-Team rücken. Bis 24 Stunden vor dem ersten Gruppenspiel, das die DFB-Spielerinnen am 24. Juli gegen Marokko bestreiten, darf nach dem FIFA-Reglement bei einem entsprechenden Nachweis eine erkrankte oder verletzte Spielerin noch ersetzt werden.   

Hegering hat eine Fußprellung, Oberdorf hatte wegen einer muskulären Blessur den rechten Oberschenkel bandagiert, meinte aber: «Ich denke, das ist nichts Wildes.» Am Dienstag reisen die Vize-Europameisterinnen nach Sydney, von dort geht es weiter ins Base Camp nach Wyong. Beim WM-Turnier vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland trifft das deutsche Team in der Vorrunde zudem auf Kolumbien (30. Juli) und auf Südkorea (3. August).

Bundestrainerin warnt vor Kolumbien

«Mit Kolumbien kommt das gleiche Tempo und die gleiche Physis auf uns zu», warnte die Bundestrainerin schon einmal. Überhaupt gab der 77. der FIFA-Weltrangliste aus Sambia mit seiner extrem starken Kapitänin und Doppeltorschützin Barbra Banda einen für die Deutschen bitteren Vorgeschmack auf die mit Sicherheit stärkste Frauenfußball-WM der Historie.

Zwei Kopfballtore von Lea Schüller (90.+1 Minute) und Popp (90.+10) in einer vogelwilden Nachspielzeit reichten den deutschen Spielerinnen nicht. Zu anfällig in der Defensive und zu harmlos in der Offensive agierten die Gastgeberinnen, die eigentlich den dritten WM-Titel nach 2003 und 2007 anstreben und zu den Turnierfavoriten zählen.

«In der Summe zu viele Fehler. In der Summe ein durchwachsenes Jahr», bilanzierte Voss-Tecklenburg nach dem fünften nicht überzeugenden Länderspiel 2023, sagte aber auch: «Wir sind nicht mutlos, wir sind selbstkritisch und wissen, was wir zu tun haben. Es liegt auch eine Chance darin, die wollen wir nutzen.»

«Im letzten Drittel hat’s etwas gehapert. Die Chancen waren ja da. Ich verfalle jetzt nicht in Panik», sagte Oberdorf, wohl wissend: «Einfacher wird es auch nicht. Das ist auf gar keinen Fall unser Anspruch.» Nicht nur Voss-Tecklenburg, sondern auch die 11 404 Zuschauer im Sportpark Ronhof und die durchschnittlich 3,173 Millionen Menschen bei der ARD-Übertragung erkannten: «Diese Mentalität, diese Körperlichkeit, das müssen wir reinkriegen». Voss-Tecklenburg betonte jedoch auch: «Nichtsdestotrotz werden wir nicht alles zerreden.»

Von Ulrike John und David Joram, dpa
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