Nach der Qualifikation des 1. FC Köln für die Europa League stürmten die Fans den Platz im RheinEnergieStadion. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rolf Vennenbernd/dpa)

Von der Relegation direkt nach Europa – und das dank der Schützenhilfe des rheinischen Rivalen: Der 1. FC Köln hat die Qualifikation für den Europacup schon einen Spieltag vor dem Saisonende sicher.

Zwar kassierten die Rheinländer daheim ausgerechnet durch das Tor des in Köln ausgebildeten Yannick Gerhardt (43.) ein 0:1 (0:1) gegen den VfL Wolfsburg und holten selbst den nötigen Punkt nicht. Da Bayer Leverkusen bei der TSG Hoffenheim 4:2 gewann, war der Zähler aber auch nicht nötig.

Köln ist damit sicher in der Conference League, bei optimalem Verlauf könnte der FC in der kommenden Woche noch in die Europa League aufrücken. In der spielten die Kölner auch 2017/18, es war die einzige Europacup-Saison in den vergangenen 30 Jahren. Für Rang sechs bräuchten die Kölner, die letzte Saison erst in der Relegation den Abstieg abwendeten, nächste Woche einen Sieg in Stuttgart und höchstens ein Remis von Union Berlin gegen Bochum.

Die positive Anspannung in der Stadt war überall zu greifen. Vor allem rund um die Arena. Als der Mannschaftsbus um 14.09 Uhr vorfuhr, wurde er von zahlreichen Fans mit großem Applaus empfangen. Vor dem Anpfiff enthüllten die Fans ein riesiges Spruchband mit der Aufschrift «Schiesst uns nach Europa, macht es noch einmal – 1. FC Köln, international». Über 200.000 Ticket-Anfragen hatte es gegeben, 50.000 Fans durften rein.

Und die elf Kölner – zehn aus der Augsburg-Startelf und der dort gesperrte Salih Özcan – legten gleich schwungvoll und hochmotiviert los. Schon nach einer Minute stand VfL-Trainer Florian Kohfeldt wild gestikulierend am Spielfeldrand, um seine Mannschaft wachzurütteln. Wenige Sekunden später wäre dennoch fast das 1:0 gefallen, doch Torhüter Pavao Pervan parierte gegen Anthony Modeste glänzend.

Der Österreicher, der den an Schulterproblemen laborierenden Koen Casteels ersetzte, war bis dato in dieser Saison kein Glücksbringer gewesen. Alle fünf Spiele mit ihm hatte Wolfsburg verloren und dabei 14 Gegentreffer kassiert. Doch in der 6. Minute war er wieder der Retter, als er einen Schuss von Benno Schmitz an den Pfosten lenkte.

Nach 0:5 Torschüssen in den ersten zehn Minuten berappelte sich Wolfsburg etwas, bekam Ordnung hinein und machte es den Kölnern schwerer, Lücken zu finden. Ja, die Gäste hatten nun selbst die Großchance zur Führung, doch Max Kruse schloss einen Konter nach Vorlage von Lukas Nmecha zu harmlos ab (30.).

Und zwei Minuten vor der Pause passierte es dann tatsächlich: Einen Querpass von Jonas Wind verwertete Gerhardt am langen Eck zum 0:1. Es war der erste Treffer seit über einem Jahr für den Ex-Nationalspieler, der als Neunjähriger zum FC gekommen und nach 13 Jahren 2016 nach Wolfsburg gewechselt war.

Nach der Pause drängte Köln, doch Florian Kainz scheiterte an Pervan (53.). Nach dem vermeintlichen 0:2 durch Lukas Nmecha herrschte kurz Schockstille im Stadion (55.), doch der Videobeweis ergab eine Abseitsstellung des Schützen. Die Kölner Fans jubelten, als habe ihr Team getroffen. Der FC drängte weiter. Doch Pervan wuchs über sich hinaus, parierte gegen Modeste dreimal glänzend (69./74./90.+5). Für Jubel sorgten stattdessen Leverkusens Tore in Hoffenheim. Die Kölner Fans zündeten Bengalos und sangen «Europapokal».

Von Holger Schmidt, dpa
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