Timo Werner (l) und Nico Schlotterbeck beim Training der DFB-Auswahl. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Nach dem dritten Fehlversuch schlurfte Timo Werner mit hängendem Kopf davon. Einmal vorbeigeschossen, zweimal noch abgegrätscht. Das war die unbefriedigende Torchancen-Bilanz des Stürmers im Training der Fußball-Nationalmannschaft in Frankfurt.

Mit hohem Tempo hatte sich Werner freigespielt und dann doch nicht ins Tor getroffen. Was den zahlreichen Kritikern der deutschen Nummer 9 Argumente liefern konnte, mag Hansi Flick nicht groß bekümmern.

Der Bundestrainer glaubt an die Qualitäten seines Top-Angreifers – und sei es aus Mangel an Alternativen. «Er erarbeitet sich immer Chancen vor dem Tor. Er läuft sich geschickt frei», sagte Flick vor dem Nations-League-Spiel am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) in Leipzig gegen Ungarn.

Flick mahnt: «Spieler müssen WM-Form sichern»

Leipzig. Das sollte das Zauberwort sein für Werner, als er im August vor dem zweiten Bundesliga-Spieltag vom FC Chelsea zu seinem Ex-Club RB zurückkehrte. Frust und Tristesse als Ergänzungsspieler in London endlich hinter sich zu lassen, gerade mit Blick Richtung WM in Katar. Das war die Hoffnung. Noch hat sich der auch von Flick gutgeheißene Wechsel für den 26-jährigen Werner nicht ausgezahlt. Ein Tor in sechs Spielen im Club-Trikot sind für den Stürmer selbst unbefriedigend.

Leipzig. Beim letzten Länderspiel in seiner Heim-Arena traf Werner – noch als zufriedener Chelsea-Profi – beim 3:1 gegen die Ukraine doppelt. Auch damals war es wie jetzt gegen Ungarn ein Spiel in der Nations League.

Jeder – nicht nur Werner – müsse in den kommenden Wochen im Verein die WM-Form sichern, mahnte Flick. Der persönliche Auftrag des Bundestrainers an Werner lautet: «Die Effizienz im Abschluss in den nächsten Wochen vor der WM zu verbessern, wäre gut für ihn und für uns.» Ein Tor bei einer WM oder EM ist Werner noch nicht gelungen.

Der DFB-Elf fehlt ein klassischer Stoßstürmer

Der Bundestrainer muss damit umgehen, dass der klassische Stoßstürmer wie Polens Robert Lewandowski oder Englands Harry Kane in Deutschland aktuell nicht existiert. Ein Makel, den Bayern-Profi Joshua Kimmich nicht überbewerten will. «Wir haben mit Timo einen Neuner. Wir haben Kai (Havertz), der in seinem Verein auch vorne drin spielt und wir haben mit Lukas (Nmecha) auch nochmal einen Stürmer. Wir haben schon viele Möglichkeiten», sagte der Bayern-Profi.

Was Flick beruhigt. Die Zahlen sprechen für Werner. Acht Tore in elf Spielen hat er in den vergangenen 13 Monaten unter ihm als Bundestrainer geschossen. Mehr als jeder andere. Insgesamt stehen im DFB-Trikot für Werner 24 Tore bei 53 Einsätzen in der Statistik, auch das ein sehr guter Wert. 20 Treffer davon gelangen in Pflichtspielen – also, wenn es drauf ankam.

2017 ging Werners Stürmerstern international auf. Beim Confed-Cup-Sieg in Russland bekam er den Goldenen Schuh als bester Angreifer. Ein legitimer Nachfolger von DFB- und WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose schien gefunden. Doch bei den großen Turnieren steht für Werner noch die Null. Kein WM-Tor 2018 in Russland. Kein EM-Tor im Vorjahr in München und London. In Katar soll sich das ändern.

Von Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa
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