Leipzigs Timo Werner (M) wird nach dem Treffer von seinen Teamkollegen umarmt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hendrik Schmidt/dpa)

Schlechte Laune hatte Timo Werner nicht. Als der Nationalspieler nach seinem RB-Comeback mit Glückstor am frühen Abend das Leipziger Stadion verlassen wollte, hielt er noch einmal an, stieg aus und machte ein Selfie mit wartenden Fans.

Beim Clubchef herrschte dagegen eine ganz andere Stimmung. «Das ist natürlich ein beschissener Start mit zwei Punkten aus zwei Spielen, das hatten wir uns durchaus anders vorgestellt», kritisierte Oliver Mintzlaff nach dem 2:2 (1:1) gegen den 1. FC Köln – da half auch die fast perfekt verlaufene Rückkehr von Werner wenig.

Mintzlaff: «95 Prozent reichen nicht»

«Wir wollen wieder in die Champions League, und dazu musst du natürlich vom ersten Spieltag an punkten. Und jetzt ist der Abstand nach oben schon vier Punkte», sagte Mintzlaff. «95 Prozent reichen nicht, wenn du jedes Spiel gewinnen willst, dann brauchst du 100 Prozent. Und das haben die Bayern, das hat der BVB, und das müssen wir auch haben.»

Die Tore von Werner (36. Minute), bei dessen Treffer Kölns Torwart Marvin Schwäbe ordentlich mithalf, und Christopher Nkunku (56.) reichten am Samstagabend gegen stark aufspielende Kölner nicht. Der FC kam durch Florian Dietz (40.) und ein Eigentor von Josko Gvardiol (72.) zweimal zurück. Die Rote Karte gegen Dominik Szoboszlai (45.) nach einer Tätlichkeit kommentierte Mintzlaff mit «Überheblichkeit». Mit dem RB-Kader «muss es bei allem Respekt unser Anspruch sein, Stuttgart und Köln zu schlagen».

Trainer Domenico Tedesco war überrascht von der Heftigkeit der Kritik, nahm sie aber an. «Das darf er, dafür ist er auch der Boss. Wir haben das natürlich auch zu verstehen und zu akzeptieren», sagte Tedesco im ZDF. «Ich bin da eigentlich ein bisschen anderer Meinung.» Auch er sprach angesichts der Punktausbeute von einem Fehlstart, relativierte aber gleichzeitig: «Ich versuche nicht nur über die Punkte zu kommen, sondern wie die Mannschaft spielt, wie sie Torgefahr ausstrahlt. Und das macht sie gut.»

Neben der Abschlussschwäche sieht der Coach vor allem ein Manko in der Defensive. «Wir müssen besser verteidigen. Das Kontertor darf so nicht passieren, das Eigentor nach Eckball auch nicht. Das sind Ansatzpunkte», sagte der Trainer.

Werner bemängelt fehlende Spielfitness

In der Offensive zeigte Werner durchaus, warum er vom FC Chelsea zurückgeholt worden war. «Für das erste Spiel nach drei Tagen Training hat es schon ganz gut gepasst», sagte der 26-Jährige. Die Spielfitness fehle noch, aber das sei normal. «Die kann ja nicht aus dem Nichts kommen», sagte er. Die 67 Minuten hätten ihm sehr gut getan. «Darauf kann man aufbauen.» Über das zweite Gegentor hatte sich der Stürmer nach seiner Auswechslung auf der Bank sichtlich geärgert.

Vor allem das Zusammenspiel mit Nkunku und Dani Olmo solle den RB-Fans Mut machen. «Das hat man schon gesehen. Wir drei können sehr gut miteinander funktionieren», sagte Werner, der auch von Mintzlaff gelobt wurde. «Wir brechen jetzt nicht in Panik aus. Der Trainer wird die richtigen Schlüsse ziehen und dann heißt es, die Dinge deutlich besser zu machen», schloss der Clubchef seine Kritik mehr oder weniger versöhnlich. Nächster Gegner ist der 1. FC Union Berlin.

Von Gerald Fritsche, dpa
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