Leverkusens Moussa Diaby (l) und Bayer-Trainer Xabi Alonso stehen nach der Niederlage in Leipzig auf dem Rasen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Kahnert/dpa)

Eine Trainerdiskussion wollte Simon Rolfes gar nicht erst aufkommen lassen. Und so mühte sich der Sportchef von Bayer Leverkusen redlich, die Zwischenbilanz des Anfang Oktober begonnenen Experiments mit Xabi Alonso entsprechend einzuordnen.

«Wir haben gesagt, es ist ein langer Weg, es ist ein harter Weg. Man kann nicht einfach mit dem Finger schnipsen und dann geht das», sagte Rolfes. Doch nach dem 0:2 bei RB Leipzig und dem Abrutschen auf Relegationsrang 16 muss man sich unterm Bayer-Kreuz schleunigst straffen, um am Ende nicht in der Zweitklassigkeit zu landen.

Bislang nur ein Bayer-Sieg unter Alonso

Die Qualität der Mannschaft ist dafür natürlich zu hoch. Doch auf dem Papier steht nach sechs Spielen unter dem Spanier erst ein Sieg. Hinzu kommt die in Leipzig gezeigte eklatante Harmlosigkeit in der Offensive. Nach 90 Minuten stand ein Schuss aufs Tor in der Statistik, Außenverteidiger Daley Sinkgraven war nach einer guten Stunde so frei. «Wir haben es nach vorne nicht hinbekommen», befand Robert Andrich. Leipzig hatte dagegen Christopher Nkunku und Timo Werner, die in einem wenig anschaulichen Spiel zwei der drei Chancen des Pokalsiegers nutzten.

Diese vermochte sich Bayer erst gar nicht zu erarbeiten. «Es ist nur so, dass wir nicht vor Selbstvertrauen strotzen. Das ist normal, wir sind auch Menschen», sagte Andrich. Und der Mittelfeldspieler ordnete die Situation der Mannschaft gleich deutlicher ein, als dies Rolfes zu tun vermochte: «Wir wissen schon, dass die Konstellation brutal gefährlich ist. Wir sind im Abstiegskampf. Wir haben sehr, sehr wenig Punkte. Das ist Fakt.»

Das führt unweigerlich zu der Frage, ob sich Bayer mit dem Wagnis Alonso verzockt hat. Der 40-Jährige hat zwar auf dem Platz als Profi alles erlebt, an der Seitenlinie ist Leverkusen jedoch sein erster großer Job. Zuvor sammelte er als Trainer der zweiten Mannschaft von Real Sociedad Erfahrungen, wo der Druck nicht einmal ein Zehntel der jetzigen Situation betragen haben dürfte.

Alonso: «Was wir machen, geht in die richtige Richtung»

Das Spiel in Leipzig bringt einen auf der Suche nach einer Antwort nicht bedeutend voran. Das Ergebnis passte nicht, die Offensive klemmte – und doch ist eine Entwicklung im Vergleich zu Vorgänger Gerardo Seoane erkennbar. Bayer ist defensiv stabiler, spielt kontrollierter und intensiver. Die Mannschaft ist durchaus eine Einheit, wenn auch eine derzeit glücklose.

Und Alonso? Macht eigentlich genau das Richtige. Der Weltmeister von 2010 spricht seinen Spielern Mut zu und damit vielleicht ein wenig auch sich selbst. «Was wir machen, geht in die richtige Richtung. Wir werden bessere Sachen zeigen. Ich habe das Gefühl, dass in der Kabine alle zusammenhalten und bereit sind zu kämpfen», sagte Alonso. «Ich glaube, dass wir die Qualität haben, bessere Ergebnisse zu zeigen. Wir werden nicht depressiv.» Alonso spricht mit leiser Stimme, dennoch dringen seine Worte durch, sind bestimmt und glaubwürdig.

Am Ende gab es selbst von Leipzigs Trainer Marco Rose ein paar warme Worte mit auf den Weg. «Ich wünsche dir, dass du positive Ergebnisse bekommst, um gut an dem weiterzuarbeiten, was ihr angefangen habt», sagte der Leipziger. Der zwei Meter weiter sitzende Spanier bedankte sich artig mit einem Kopfnicken und einem Lächeln. Ihm wären die Punkte lieber gewesen.

Tom Bachmann, dpa
Folge uns

Von