Das Finale der Champions League sollte eigentlich in der Gazprom Arena in St. Petersburg ausgetragen werden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tim Goode/PA Wire/dpa)

Die Europäische Fußball-Union UEFA wird heute über das Finale der Champions League im russischen St. Petersburg entscheiden.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist die Verlegung an einen anderen Ort nach der Invasion Russlands in die Ukraine nur noch Formsache. Das wichtigste und glanzvollste Spiel des Jahres auf Vereinsebene in der Heimatstadt von Russlands Präsidenten Wladimir Putin – schwer vorstellbar.

Wer entscheidet über die Final-Verlegung?

Das 20-köpfige Exekutivkomitee tagt in einer Dringlichkeitssitzung. Für die Verlegung eines (End-)Spiels wegen höherer Gewalt braucht der Verband nicht den Segen des Kongresses aller 55 Mitgliedsverbände. Der Deutsche Fußball-Bund wird durch den Interimspräsidenten Rainer Koch vertreten, der langjährige Vorstandschef des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, ist einer von zwei Vertretern der Europäischen Club-Vereinigung ECA. Russland und die Ukraine stellen jeweils einen Abgeordneten: Alexander Djukow gilt als Vorstandschef von Gazprom Neft als Putin-Vertrauter. Der Ukrainer Andri Pawelko ist Präsident seines Heimatverbandes.

Wohin könnte das Endspiel verlegt werden?

In den UEFA-Wettbewerbsregeln zur Champions League heißt es in Artikel 24.08: «Das Exekutivkomitee legt Datum und Spielort des Endspiels fest.» Geplant ist das Endspiel für den 28. Mai – das Datum dürfte bestehen bleiben, da Anfang Juni die Nations League ansteht. Der neue Spielort wird aller Voraussicht nach aber noch nicht bestimmt. Bereits in den vergangenen beiden Spielzeiten musste aufgrund der Corona-Pandemie der Final-Austragungsort in der Champions League gewechselt werden. Im ursprünglichen Plan ist die Ausrichtung des Endspiels 2023 in Istanbul, 2024 in London und 2025 in München vorgesehen. Verschiebungen scheinen möglich.

Mit welchen Spielen befasst sich das Exekutivkomitee noch?

Grundsätzlich wird über den generellen Umgang mit der Krise gesprochen werden. Ende März steht beispielsweise in der Ukraine ein EM-Qualifikationsspiel der U21-Junioren gegen Frankreich an, im Sommer die Nations League. In Russland steht Hauptstadt-Club Spartak Moskau im Achtelfinale der Europa League. Die ukrainische Liga stellte bereits am Donnerstag ihre Meisterschaft ein. «Aufgrund der Verhängung des Kriegsrechts», teilte der Verband UAF mit.

Clubs wie Sorja Luhansk oder der Serienmeister Schachtjor Donezk, die aus den bereits seit 2014 von pro-russischen Separatisten kontrollierten Gebieten der Ostukraine kommen, trainieren und spielen seit mehreren Jahren nicht mehr in ihrer Heimat. Die Ende März in Russland anstehenden bis zu zwei WM-Playoff-Partien fallen in den Verantwortungsbereich des Weltverbands FIFA, der noch keine Entscheidung über eine Verlegung getroffen hat.

Welche Rolle spielt der UEFA-Großsponsor Gazprom?

Der russische Staatskonzern ist einer der größten und deshalb wirtschaftlich bedeutendsten Geldgeber für die UEFA. Die enge Verbindung wird auch durch Djukows Sitz im Exekutivkomitee deutlich. Gazprom ist seit 2012 Sponsor der Champions League. Im Mai 2021 war ein neuer, wohl millionenschwerer Vertrag unterzeichnet worden, der auch die Nationalmannschaftswettbewerbe bis 2024 umfasst – was auch die EM 2024 in Deutschland betreffen könnte. Der von einer deutschen Gazprom-Tochter gesponserte Zweitligist FC Schalke 04 entschied am Donnerstag, den Schriftzug des Unternehmens vom Trikot zu nehmen.

«Ich kann mir angesichts des Kriegs nicht vorstellen, dass irgendjemand im Fußball mit diesem Thema in Verbindung gebracht werden möchte», sagte DFB-Präsidentschaftskandidat Peter Peters der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Er hatte während seiner Zeit als Schalker Finanzchef den Gazprom-Deal der Gelsenkirchener (seit 2007) mitverantwortet. «Wir können uns jetzt nicht hinter Vertragsverpflichtungen oder Schadenersatzansprüchen verstecken», sagte der 59-Jährige zur aktuellen Lage. «Glaubwürdigkeit und Klarheit ist in einer Zeit wichtig, in der es zu Ereignissen gekommen ist, mit denen wir alle nicht gerechnet haben.» Das Stadion in St. Petersburg heißt offiziell «Gazprom-Arena».

Von Jan Mies, dpa
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