Deutschlands Alexandra Popp (r) weint nach dem Spiel. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Friso Gentsch/dpa)

Alexandra Popp stand in ihrer schwarzen Jacke und mit verdreckten Stutzen schluchzend auf dem Rasen, immer wieder von einer lachenden Mitspielerin umarmt.

Nach einem emotionalen Comeback hatte die Spielführerin der deutschen Fußballerinnen nach dem Abpfiff doch noch die Fassung verloren. «Man sieht mich selten weinen, aber in dem Moment sind tatsächlich die Tränen gekullert», sagte die 31 Jahre alte Wolfsburgerin, als sie in Bielefeld wieder gelassen und im mintgrünen Outfit bei der Pressekonferenz saß.

Popp-Rückkehr überstrahl 3:0

Popps Rückkehr nach einjähriger Zwangspause wegen einer schweren Knieverletzung überstrahlte am Samstag den 3:0 (1:0)-Sieg der DFB-Auswahl gegen Portugal. Hingegen wird es nichts mit der am Dienstag (16.00 Uhr/ZDF) in Serbien geplanten Rückkehr von Popps Clubkollegin Almuth Schult: Die Torhüterin, die ihr bisher letztes Länderspiel am 29. Juni 2019 beim WM-Aus gegen Schweden bestritt und danach an der Schulter operiert wurde, musste am Sonntag wegen Schulterbeschwerden abreisen. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hatte den Einsatz der 31 Jahre alten Zwillingsmutter angekündigt.

Bei ihrer Einwechslung in der 59. Minute war Popp nach eigenen Angaben noch sehr entspannt. «Als ich dann allerdings Svenni gesehen habe, die mir die Kapitänsbinde überreicht hat, womit ich gar nicht gerechnet habe in dem Moment, da hat’s mich das erste Mal ein bisschen – ich will nicht sagen – zerrissen», sagte die Olympiasiegerin von 2016 später über die Szene mit Svenja Huth und ergänzte: «Nach Abpfiff, ja, hat’s mich – um ehrlich zu sein – ziemlich übermannt. Es war irgendwie ein Moment, wo ich dachte: Jetzt habe ich es tatsächlich zurück auf den Platz geschafft.»

Ihr 112. Länderspiel wird Popp wohl immer in besonderer Erinnerung bleiben. Nach einem Knorpelabriss im Knie im vergangenen Jahr hatte sie sich in einer schwierigen Reha wieder zurückgekämpft. Immer die EM in England als «großes Ganzes» motivierend vor Augen. Das Turnier im Juli steht auch trotz der Qualifikationsspiele für Australien/Neuseeland 2023 im Fokus der deutschen Frauen. Das WM-Ticket kann das deutsche Team bereits am drittletzten Spieltag in Stara Pazova gegen Serbien lösen.

Popp sieht gutes Spiel

Popp sah «ein gutes Spiel meiner Mannschaft», die vor 7364 Zuschauern den siebten Erfolg im siebten Spiel landete und in der Tabelle mit 21 Punkten klar vor Serbien (15) und Portugal (13) führt. Ihre Clubkolleginnen Lena Oberdorf (40. Minute) und Felicitas Rauch (80.) sowie Klara Bühl vom FC Bayern München (55.) erzielten die Tore für den zweimaligen Weltmeister und Rekord-Europameister.

Beim Abendessen und einer Ansprache der Bundestrainerin gab es dann noch Sonderapplaus für die Rückkehrerin. «Es ist einfach schön, dass Poppi wieder da ist», hatte Martina Voss-Tecklenburg zuvor betont. «Dass Poppi sehr hart gearbeitet hat für diese Rückkehr, steht außer Frage. Und dass sie auch noch sehr hart arbeiten muss in den nächsten Wochen und Monaten, das weiß sie auch. Das wird sie tun.»

Die Konkurrenz im Kader ist groß, aber Deutschlands zweifache «Fußballerin des Jahres» hat durch ihre Erfahrung, Präsenz und Vielseitigkeit gute Karten im EM-Casting und mit Voss-Tecklenburg bereits über ihre mögliche Rolle gesprochen. «Grundsätzlich hat sie einen Plan mit mir, der mir ganz gut gefällt», verriet die gelernte Stürmerin mit den 53 Länderspiel-Toren. Nämlich: «Mit mir vorne in der Spitze zu spielen.» Dabei sei aber natürlich auch die Kaderkonstellation entscheidend: «Da kann es immer wieder vorkommen, dass ich weiter hinten zu finden bin.»

Von Ulrike John, dpa
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