Die Spieler von RB Leipzig stehen nach der Niederlage enttäsucht im Ibrox-Stadion auf dem Spielfeld. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Als die noch immer tief enttäuschten Leipziger das nasse und graue Glasgow wieder verlassen, geht es für sie um nicht weniger als die Rettung der Saison.

Mit dem Aus in der Europa League bei den Rangers verspielte RB Leipzig nicht nur den ersten europäischen Titel der Clubgeschichte, sondern auch den Plan B für den Einzug in die Champions League. Den normalen Weg in die Königsklasse über die Fußball-Bundesliga haben die Sachsen nicht mehr in der eigenen Hand, entsprechend angespannt ist die Stimmung in der Mannschaft und vor allem in der Chefetage.

«Wir haben noch zwei Spiele in der Bundesliga, wo wir uns möglicherweise für die Champions League qualifizieren», sagte Clubboss Oliver Mintzlaff. Und durch das verpasste Finale in Europa habe man «dann den Kopf frei und nicht noch eine harte Belastung vor dem Pokalfinale. Wir werden uns kleine Strohhalme suchen.» Man könnte auch sagen, Leipzig wird sich daran klammern müssen.

Laimer: «Wir sind vielleicht zu nett»

Drei Tage vor dem Pokalfinale am 21. Mai in Berlin gegen Freiburg hätte RB dennoch gern in Sevilla um die Europa League gespielt. Doch im elektrisierenden Ibrox war Leipzig einfach zu beeindruckt von der Atmosphäre, verspielte beim 1:3 den 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel und beendete den Abend als verdienter Verlierer.

Hinterher verzichtete man bei RB größtenteils auf die üblichen Phrasen, dass man ja noch eine junge Mannschaft sei und Erfahrungen sammeln müsse. «Grundsätzlich waren wir schon so oft in solchen Situationen und haben immer wieder die gleichen Fehler gemacht, auch kindische Fehler», sagte Mittelfeldspieler Konrad Laimer. «Jetzt wird es Zeit, daraus zu lernen und das abgezockter zu machen. Wir sind vielleicht zu nett, dann ziehst du so ein Spiel nicht.»

Gezogen werden soll nun das Pokalfinale. Doch verpasst Leipzig tatsächlich die Königsklasse über die Liga – dafür muss Freiburg beide Spiele gewinnen – könnte auch ein Sieg in Berlin gegen die Breisgauer wie ein Trostpreis wirken. Der Club braucht die Champions League vielleicht nicht zwingend aus finanzieller Sicht, auf jeden Fall aber, um die aktuelle Mannschaft zu halten und dann noch zu verstärken.

Tedesco ist nun als Krisenmanager gefragt

In den vergangenen Wochen hat Mintzlaff immer wieder betont, man werde den vielumworbenen und bis Sommer 2024 gebundenen Top-Scorer Christopher Nkunku auf jeden Fall halten. Beim Verpassen der Königsklasse stellt sich natürlich die Frage, mit welchen Argumenten das geschehen soll. Dasselbe gilt für Laimer, dessen Vertrag schon ein Jahr früher ausläuft. Der 24-Jährige ist zu einem der besten Balljäger Europas gereift und möchte verständlicherweise auf der größten Bühne spielen. Laimer hat momentan gar keine Eile, einen neuen Vertrag zu unterschreiben.

In der angespannten Gesamtlage muss Trainer Domenico Tedesco zeigen, was er als Krisenmanager kann. Bisher war seine Amtszeit in Leipzig ein kleines Märchen. Sein Team war 15 Spiele nacheinander ungeschlagen, Erster der Rückrundentabelle, erreichte neben dem Pokal-Endspiel das Halbfinale in Europa. Nun muss sich schon am Sonntag gegen den FC Augsburg zeigen, wie stabil das von Tedesco geformte Fundament bereits ist.

Dabei hat sich der 36-Jährige selbst in eine unbequeme Situation manövriert. Vor dem Spiel bei den Rangers ließ sich Tedesco zu der Aussage hinreißen, dass es immer noch «eine super, super Saison gewesen» sei, selbst «wenn wir jetzt jedes Spiel verlieren». Die Chefetage dürfte da anderer Meinung sein und dies Tedesco auch wissen lassen.

Von Tom Bachmann, dpa
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