Die Spieler des SC Freiburg freuen sich mit Trainer Christian Streich (M) über den Einzug ins Finale des DFB-Pokals. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa)

Auch in der Stunde des größten Erfolgs des SC Freiburg blieb sich Christian Streich treu.

Nur kurz hatte sich der Trainer vom Jubel und der Euphorie um den erstmaligen Einzug ins DFB-Pokal-Finale seines Vereins mitreißen lassen und auf dem Spielfeld des Hamburger Volksparkstadions vor den 6000 mitgereisten Fans das Feierbiest gegeben.

Streich bleibt in der Euphorie realistisch

Sogar eine Wasserdusche seiner Spieler nach dem 3:1 im Halbfinale beim Hamburger SV mitten im ARD-Interview hatte er mit einem Lachen hingenommen. Doch schon kurz danach ordnete er Erfolge, Siege und die Saison des Champions-League-Aspiranten ein.

«Ich weiß, es ist unsexy», eröffnete der Philosoph unter den Fußball-Trainern bei der Pressekonferenz nach dem Spiel am Dienstagabend seine Gedankengänge. «Wir sind jetzt sehr erfolgreich. Das ist schön. Aber wir müssen schauen, dass wir realistisch drauf schauen», meinte der 56-Jährige. «Das ist die Aufgabe für die Zukunft.» Es werde Phasen geben, wo es eng werde.

«Es ist fast jedes Jahr so, dass sechs, sieben, acht Mannschaften gegen den Abstieg spielen können», sagte Streich. Was er nicht ausspricht: Das könnte dem SC Freiburg auch sehr schnell passieren. Denn, so betonte er: «Die Bundesliga ist gnadenlos.»

Freiburg mit ausgezeichneter Saison

Der aktuell dienstälteste Bundesliga-Trainer hat sich nie blenden lassen von eigenen Erfolgen. Auch diese außergewöhnliche Spielzeit mit der Aussicht auf den ersten Titel am 21. Mai im Berliner Olympiastadion und dem womöglich ersten Einzug in die Königsklasse ist für ihn kein Grund abzuheben. Die Erfolge sind das Ergebnis harter Arbeit – von ihm, seinen Assistenten und vor allem der Mannschaft.

Auch in Hamburg bewiesen Streichs Spieler, welche Entwicklung sie genommen haben. Souverän, effizient und abgeklärt entledigten sie sich im Stile einer Top-Mannschaft der Aufgabe gegen einen zwar ambitionierten und spielerisch bemühten Zweitligisten, der aber schon lange nur noch mit seinem großen Namen beeindruckt.

Nils Petersen (11.), Nicolas Höfler (17.) und Vincenzo Grifo (35./Foulelfmeter) zeigten mit ihren Toren vor 57.000 Zuschauern im ausverkauften Volksparkstadion den Unterschied auf. Robert Glatzel (88.) machte das Resultat für die Hamburger etwas erträglicher.

Anders als ihr Trainer begannen die Freiburger Spieler schon einmal zu träumen. «Gewinnen wir ab jetzt fünfmal, sind wir Pokalsieger und Champions-League-Teilnehmer», rechnete der umworbene Nationalspieler Nico Schlotterbeck schon einmal vor. «Ich glaube, das kriegen wir hin.»

Streich: «Haben die Finals immer gewonnen»

Er und die meisten seiner Teamkollegen haben noch kein DFB-Pokal-Endspiel im Berliner Olympiastadion erleben dürfen. «Einige Jungs waren schon im A-Jugend-Finale», entgegnete Streich auf den Hinweis der mangelnden Erfahrung. Das höre sich jetzt komisch an, «aber es ist so, dass sie dort auch gewonnen haben. Wir haben die Finals immer gewonnen.»

Als Nachwuchstrainer hatte er die Freiburger A-Junioren 2006, 2009 und 2011 jeweils zum Pokalsieg geführt. Auch einige heutige Profis wie Kapitän Christian Günter waren damals dabei. «Ich habe keine Bedenken, dass sie nervös sein werden», meinte Streich. Und wenn seine Mannschaft nicht gewinne, «waren wir immerhin in Berlin».

Immerhin hat er selbst als Profi das Finale mit den Stuttgarter Kickers 1987 erreicht. Gegner beim 1:3 war der damals noch große HSV. Es war der vorerst letzte bedeutende Erfolg der Hamburger. Streich selbst durfte nicht spielen. «Da war ich zu schlecht.»

Von Claas Hennig, dpa
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